Pflanzen sind flexibel. Haben sie viel Platz, werden sie gross und breit. Haben sie wenig Fläche, bleiben sie klein und schlank. Bei Pastinaken merkt man das gut: Wenn man dieses Wurzelgemüse nach der Saat auf 3 bis 5 cm Abstand ausdünnt, werden die Pastinaken nur fingerdick. Ab einem Abstand von 10 cm in der Reihe kann man wenigstens kleine Pastinaken ernten, bei 15 cm Abstand mittelgrosse und ab 20 cm werden sie richtig dick. Danach ist Schluss: Noch grössere Abstände ergeben nicht noch grössere Pastinaken, sondern nur solche mit weniger gutem Geschmack. Wenn Pastinaken zu gross werden, werden sie nämlich faserig und zäh. 

Pflanzen passen sich an

Viele Gemüsearten passen sich den Platzverhältnissen an. Wer für einen Kleinsthaushalt Mini-Blumenkohl ernten will, muss ihn nur im Abstand von 20 × 20 cm pflanzen. Wer einen grossen Blumenkohl zum Prahlen will, braucht den dreifachen Abstand, nämlich 60 × 60 cm. Richtig gross wird er auch dann allerdings nur, wenn er gut ernährt und laufend mit Wasser versorgt worden ist. 

Ähnliches gilt beim Knollensellerie: Beim Abstand von 15 × 15 cm bleiben die Knollen mini, sie taugen dann nur als Suppengemüse. Um Sellerieschnitzel machen zu können, sollte die tolle Knolle 35 × 35 cm Platz für sich haben. 

Kleine Pflanzen mit grossem Ertrag

Daraus zu schliessen, dass weniger Platz immer auch weniger Ertrag liefert, ist falsch. Denn der Ertrag ist ja die Summe des Geernteten. Und die ist oft grösser, wenn die Einzelpflanzen kleiner sind. Bei Zwiebeln erzielt man den höchsten Massenertrag, wenn in einem Abstand von 25 cm zwischen den Reihen und 7 cm in der Reihe gepflanzt wurde. Bei diesem engen Abstand erntet man überwiegend kleine Zwiebeln, es sei denn, der Boden ist ausserordentlich fruchtbar. Normalgrosse Zwiebeln erzielt man erst bei einem Abstand von 10 cm in der Reihe. Bei 15 cm Abstand werden die Zwiebeln dann zwar sehr gross, aber der Ertrag pro Quadratmeter nimmt deutlich ab. 

Beim Brokkoli ist es ähnlich: Die höchsten  Flächenerträge werden erzielt, wenn die Pflanzen im Abstand 15 cm in der Reihe und 30 cm Reihenabstand stehen. Man erntet viele, aber kleine Köpfe. Grosse, zentrale Köpfe gibt es erst bei 45 cm in der Reihe und 60 cm Reihenabstand. Enge Abstände (z. B. 10 × 60 cm) führen dazu, dass der Brokkoli viele Hauptknospen gleichzeitig bildet, auf die Bildung der sekundären Seitentriebe aber verzichtet. Das kann durchaus erwünscht sein. 

Wenig Platz macht krank

Doch nicht immer führt weniger Abstand zu mehr Ertrag. Auch das Gegenteil ist möglich: Ein enger Abstand kann nämlich auch zu einem Ertragsausfall führen. Wenn die Pflanzen wenig Platz haben, bekommen sie weniger Licht und bleiben oft zart. Das wäre noch nicht schlecht, doch sie werden damit auch krankheitsanfälliger. Und da die Feuchtigkeit im Blätterdickicht nicht weichen kann, machen

im bedrückend engen Anbau oft Pilzkrankheiten den Pflanzen den Garaus. Zucchetti wird noch schneller vom Mehltau befallen, wenn er eng steht als sonst. Tomaten fallen früher der Krautfäule zum Opfer. Und Kohlrabi oder Radiesli reagieren auf engen Platz häufig mit Schossen. Sie gehen in Blüte. 

Nährstoffe sind wichtig, aber nicht alles

Statt mehr kann man dann gar nichts ernten. Wie gross der Schaden ausfällt, hängt natürlich auch von der Nährstoffversorgung und der Düngung ab: Wenn trotz engen Platzverhältnissen alle anderen Bedürfnisse gedeckt sind, fallen die negativen Reaktionen etwas kleiner aus. Deshalb werden in neu angelegten, mit nährstoffreicher Erde befüllten Hochbeete die Pflanzen manchmal sogar auch dann noch reif, wenn sie viel zu dicht stehen. Auf Dauer funktioniert das jedoch nicht. Wer auf der sicheren Seite sein will, lässt seinen Pflanzen den Platz, der ihnen gebührt.