Seit dem 15. März dürfen die 120 besten Schwinger (ü20) wieder schwingen. Auch Willy Graber, der Berner Spitzenschwinger aus Bolligen, ist auf dieser Liste. Bei ihm ist die Situation speziell. Eigentlich hätte er schon im vergangenen Jahr sein letztes Schwingfest bestreiten wollen, um seine Schwingerhosen an den Nagel zu hängen und so seine Karriere als Aktivschwinger zu beenden.

Zwei Tage lang Muskelkater

Weil Willy Graber eigentlich zurücktreten will, ist er nicht auf der Liste des Berner Schwingverbandes. Dies wusste er aber nicht und ging trotzdem bereits wieder ins Training. «Ich freue mich wie ein kleines Kind», sagt Graber. «Endlich wieder im Sägemehl gegeneinander schwingen zu können, ist das schönste, was es gibt.» Jedoch sei es ziemlich hart gewesen, nach so langer Zeit wieder zu trainieren. «Das letzte Mal hatte ich nach dem Training zwei Tage lang Muskelkater», sagt Graber. Vor allem die Schläge sei er nicht mehr gewohnt gewesen. Ein junger Schwinger stecke dies eher weg als er, der nun schon zum alten Eisen zählt.

Die lange Pause sei wirklich schlimm gewesen für ihn und seine Kollegen. Vor allem für die Jungen, die jetzt «voll im Saft sind», sei die Corona-Zwangspause sehr schlimm.

Streuung ist grösser

Den Entscheid des Eidgenössischen Schwingverbands findet Willy Graber nicht fair. Besonders für die Jungen nicht. «Wir hätten eher die Öffnung auf Stufe Club begrüsst, so liesse sich auch das Coronavirus besser kontrollieren», meint Graber. Wenn jetzt aber nur das Kader des Kantons Bern zusammenkommt, um gemeinsam zu trainieren, sei die Gefahr der Streuung viel grösser. Zudem ist für die älteren Schwinger die Verletzungsgefahr grösser als für jüngere, wie Graber sagt.So oder so sei es unerlässlich, dass Schwinger vor einemersten Fest mindestens einen Monat lang trainieren.

Letztes Fest in Bolligen

Willy Graber möchte weiter trainieren. Jedoch nicht mehr so intensiv wie vorher. Er wolle nichts mehr gewinnen und nur die Wettkampfform behalten. Sein Wunsch ist es, die Schwingerhosen an seinem Heim-Hallenschwingfest in Bolligen an den Nagel zu hängen. Danach will sich Graber mehr auf dem Landwirtschaftsbetrieb betätigen. Er stand 21 Jahre lang als Aktivschwinger im Sägemehl. Dies sei eine schöne Zeit gewesen. «Als damals einige ältere Schwinger ihre Schwingerhosen an den Nagel hängten, dachte ich, bei mir sei es noch lange nicht so weit. Und plötzlich stehe ich an der Reihe.» jba

Willy Graber leitet einen Landwirtschaftsbetrieb in Bolligen BE und arbeitet nebenbei als Dachdecker. Er hat 110 Kränze und sechs Kranzfestsiege errungen.