Gränichen Farbig und üppig begrüsst der Liebegger Garten die Besucherinnen und Besucher; dieses Prunkstück bekommt die Aufmerksamkeit geschenkt. Aber da warten auch noch weniger offensichtliche Schätze: die Wildkräuter. Angeleitet von der Garten- und Pflanzenfachfrau Silvia Meister ist eine Gruppe von Kursteilnehmerinnen am LZ Liebegg auf Entdeckungstour gegangen.
Nur einen Schritt abseits vom befestigten Weg, auf einer ungedüngten Wiese, ging es los: "Hier schneiden wir Löwenzahn", gab Silvia Meister Anweisung. Die "Söiblueme" ist das Paradebeispiel einer vielseitigen.
Pflanze: die jungen hellgrünen Blätter für Salat oder Brotaufstrich; die gelben Blütenblätter zu Honig und Gelee verarbeitet, frisch oder getrocknet in Teemischungen. Wie bitter der Löwenzahn schmeckt, hängt vom Wachstumsstadium ab. Aber nicht nur. In einem Schneckenjahr beispielsweise schützen sich die Pflanzen mit zusätzlichen Bitterstoffen davor, gefressen zu werden. Auch der Standort spielt eine entscheidende Rolle.
Potente Giftpflanzen
"Wildkräuter schmecken immer wieder anders – ihr müsst einfach probieren", erklärte die Kursleiterin. Sie ergänzte mit dem Hinweis, nur Bekanntes zu essen. Denn in der Natur wachsen auch potente Giftpflanzen.
Nicht zu viel jäten
Wegwarte und Wiesensalbei entdeckte die Gruppe an steinigen Trockenstandorten, weiter ging es in Richtung Schulgarten. Dort lenkte Silvia Meister die Aufmerksamkeit von den leuchtenden Stiefmütterchen weg hin zu Vogelmiere und Katzenäuglein, zu purpurroter Taubnessel und vielstängeligem Schaumkraut. Alles geniessbare Pflanzen. "Da habe ich meinen Garten wohl zu gründlich gejätet", kommentierte eine Kursteilnehmerin diese Entdeckungen. Die sogenannten Unkräuter seien eine Bereicherung für den Garten, bestätigte
Silvia Meister, "lasst ihnen ein Plätzchen" – mit Ausnahme einiger Wurzelunkräuter wie der Wicke, die sich sehr aufdringlich ausbreiten. Schliesslich haben Wildkräuter ihren Nutzen nicht nur für den Speiseplan der Menschen, sondern auch für die Insekten. Der Dost beispielsweise ist eine feine Gewürzpflanze, welche die Wildbienen gleichermassen lieben. Wenn der Stängel nach der Blüte verholzt, kann er als aromatisches Spiesschen verwendet werden. Und wer Silvia Meister vom Distelfink erzählen hört, wie er milchreifen Samen der Wegwarte schnabuliert, wünscht sich sofort ein solches Pflänzchen neben dem Haus.
Der Umgang mit den Wilden
Vorsichtig sein: Nur bekannte Kräuter pflücken, denn in der Pflanzenwelt gibt es hoch wirksame Gifte. Mit drei, vier bekannten Pflanzen beginnen und das Repertoire allmählich erweitern.
Ort auswählen: Kürzlich gedüngte Wiesen vermeiden, ebenso von Hunden frequentierte Plätze.
Achtsam pflücken: Die Pflückmenge an den Bestand anpassen und nicht alles abräumen, geschützte Pflanzen in Ruhe lassen.
Vor Gebrauch waschen: Die Kräuter kurz unter fliessendem Wasser abspülen, trocken schütteln oder auf einem Tuch abtropfen lassen. Wegen dem Fuchsbandwurm muss niemand auf Wildkräuter verzichten. Wer ganz sicher sein will, legt die Kräuter zehn Minuten in leicht gesalzenes kaltes Wasser und spült sie
anschliessend ab.
rae
Jeder schmeckt es anders
Meistens schmecken die jungen Blätter einer Pflanze und ihre Blüten. Ältere Triebe sind in der Regel zu stark im Aroma oder zäh. Aber das variiert je nach Pflanze, und schliesslich sind auch die Geschmäcker verschieden, wie sich beim spontanen Knabbern auf der Wiese und im Garten zeigte. Was der eine als fein nussig empfand, schmeckte für die andere nach nicht viel. Zu bedenken ist auch, dass Blümchen und Wildkräuter im Teller für viele Essende etwas Ungewohntes sind. Darum empfiehlt sich ein sachter Einstieg, etwa als diskrete Beigabe im Salat oder als geschmackvolle Dekoration.
Kräuter-Zvieri
Die Kursteilnehmenden waren da schon einen Schritt weiter und zeigten keine Berührungsängste: Nach dem Streifzug in der Natur machten sie sich in der Schulküche ein Kräuter-Zvieri. Sie mischten die gewaschenen und geschnittenen Kräuter mit Butter, Quark oder Frischkäse und strichen sie auf Cracker oder Brot. Auf Salz oder andere Gewürze verzichteten die meisten – der starke Charakter der Wildkräuter brauchte keine Zugabe.
Ruth Aerni
Rezeptideen
Chrüterchäs-Kracher:
Fein geschnittene Kräuter (Löwenzahn, wilder Senf, Sauerampfer, Dost, Thymian …) mit Frisch- oder Hüttenkäse mischen, mit Salz und Pfeffer abschmecken. Vollkorn-Cracker mit der Mischung bestreichen, mit Veilchen dekorieren.
Veilchen-Balsamico-Essig:
In Konfiglas oder Glasflasche etwa 60 Blüten von Duftveilchen in 1 dl weissem Balsamico-Essig einlegen, Gefäss verschliessen, eine Woche lang ansetzen. Dieser Essig eignet sich zum Aromatisieren von Speisen.
sm