Gemäss Zahlen des Eidgenössischen Büros für die Gleichstellung von Frau und Mann (EBG) registrierte die Polizei im Jahr 2018 in der Schweiz 18'522 Straftaten im Bereich häusliche Gewalt. Frauen sind dabei in rund 70 Prozent der Fälle das Opfer, Männer in 75 Prozent der Fälle die Täter. Explizite Zahlen für die Landwirtschaft gibt es gemäss Schweizer Bauernverband (SBV) und Schweizerischem Bäuerinnen- und Landfrauenverband (SBLV) keine. Die Dunkelziffer der Gewaltanwendungen ist hoch. Denn nur Taten, die eine Strafanzeige zur Folge haben, werden auch statistisch erfasst.
Corona-Krise
Zurzeit müssen viele Menschen im Homeoffice arbeiten und enger als sonst zusammenleben. Keine alltägliche Situation. Es werde mit innerfamiliären Spannungen und damit verbunden auch mit häuslicher Gewalt gerechnet, schreibt die Justizdirektion des Kantons Zürichs am Montag in einer Mitteilung. Die Betriebe der Opferhilfe verstärken ihre Angebote.
Hier gibt es Hilfe:
Spezialfall Bauernhof
Klar ist aber, dass das Problem vereinzelt auch auf Bauernhöfen zu finden ist. Die räumliche Nähe zwischen Betrieb und Familie führt dazu, dass sich Probleme auf den Höfen auf den Familienalltag übertragen können. Das betont auch eine Mediatorin aus dem bäuerlichen Umfeld, die nicht namentlich genannt werden möchte. Auch wenn sie Fälle kenne, sei die klassische häusliche Gewalt in der Landwirtschaft nicht überdurchschnittlich verbreitet.
Viel öfters kämen andere Formen von Unterdrückung und Diskriminierung vor. Den Tätern sei oftmals gar nicht bewusst, dass auch eine Verweigerung der Kommunikation eine Art der Unterdrückung sein könne. «Auch sinnlose Investitionen in Prestigeobjekte ohne Absprache mit der Ehepartnerin ist eine Diskriminierung, insbesondere, wenn die wirtschaftliche Situation diese nicht zulassen», so die Mediatorin weiter.
Kein einfacher Weg aus der Unterdrückung
Um aus dieser Unterdrückung herrauszukommen, müsse die betroffene Bäuerin sehr viel aufgeben. Denn meist sei der Bauernhof gleichzeitig Arbeitsplatz, soziales Umfeld und Familie. Die eigene finanzielle Situation und die teilweise fehlende soziale Absicherung seien zusätzliche Hürden, den Schritt aus der Unterdrückung zu wagen. Dazu käme, wie bei allen Müttern, die Sorge um das Wohl der eigenen Kinder.
Eine andere Art von Unterdrückung ist das Mobbing. Was einst weit verbreitet war, scheint heute jedoch seltener geworden zu sein: Das Mobbing von Bauernkinder durch ihre Klassenkameraden. Meist war früher der Stallgeruch Auslöser für die Hänseleien in den Schulstuben.
Mobbing nur noch selten
Von den kantonalen Bäuerinnen-Präsidentinnen, die durch die BauernZeitung befragt wurden, weiss keine von grossen Problemen. Das Thema Kindermobbing sei weder im Vorstand noch an Mitgliederversammlungen aktuell. Vereinzelt wird sogar von positiven Erlebnissen berichtet: «Meine Kinder waren in ihren Schulklassen jeweils die einzigen Bauernkinder. Sie wurden aber aus diesem Grund nie gemobbt. Im Gegenteil, sie erlebten sogar eine grosse Akzeptanz», erklärt Simone Bischofberger, Bäuerinnen-Präsidentin Appenzell Ausserrhoden.
Wenn Bauernkinder gehänselt würden, läge das meist an den Eltern, die zu wenig auf die Hygiene ihrer Sprösslinge achteten. «Aber auf diesen Punkt legen heute die allermeisten Bauernfamilien grössten Wert», so Bischofberger weiter.
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