Im Landschaftsraum Eich, der eingebettet zwischen Bassersdorf, Dietlikon und Wangen-Brüttisellen liegt, stehen mehrere grosse Infrastrukturmassnahmen an. Laut dem Amt für Raumentwicklung (ARE) des Kantons Zürich ist der Landschaftsraum Eich einer der letzten zusammenhängenden und weitgehend unbebauten Räume im Umland der Stadt Zürich. Er sei geprägt von einer produzierenden Landwirtschaft und erfülle eine wichtige Funktion als Erholungsraum. Das ARE hat deshalb einen Masterplan «Erholung, Landwirtschaft, Natur, Landschaft» erstellen lassen.

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Viel Land wird für die Bauten beansprucht

Die Bauern vor Ort fühlen sich übergangen, da sie bei der Erarbeitung des Masterplans nicht mit einbezogen wurden. Sie befürchten, dass Fruchtfolgeflächen zugunsten von ökologischen Ausgleichsmassnahmen verloren gehen könnten. Ausserdem stellen sie die Koordination zwischen den verschiedenen Projekten infrage.

Mitte Dezember 2021 gründeten die elf betroffenen Bauern und zwei Gärtner mit Unterstützung des Zürcher Bauernverbands die IG Eich. Laut Kurt Schmid, Präsident der IG, will man ebenfalls die 30 bis 40 Grundeigentümer(innen) mit ins Boot holen. Der Bau des Brüttener Eisenbahntunnels, die geplante Glatttalautobahn, die Verlegung der Kantonsstrasse und die benötigten Bauinstallationen würden viel Platz in Anspruch nehmen. «Für den Bau des zweiröhrigen Bahntunnels inklusive Werkplatz benötigt die SBB alleine 40 Hektaren», meint Schmid. Ab 2026 könne das Land für zehn Jahre nicht genutzt werden. Natürlich werde man dafür entschädigt, doch das sei das kleinere Problem.

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Kurt Schmid ist direkt betroffen. Sein Hof, der heute von seinem Sohn bewirtschaftet wird, liegt mitten im Gebiet, in dem Bauinstallationen für den Bahntunnel vorgesehen sind. 40 Meter von seinem Wohnhaus entfernt ist ein Betonwerk geplant, das 24 Stunden an 7 Tagen die Woche laufen soll. «Wie meine beiden Enkelkinder in die Schule gelangen, ist noch nicht klar, da wir sozusagen vom Dorf abgeschnitten sein werden.»

Der Masterplan des ARE eckt an

Wann das Bundesamt für Strassen (Astra) mit dem Bau der Autobahn beginne, sei noch nicht klar, meint Kurt Schmid. Beim Strassenbau gelten andere Regeln als beim Schienenbau. Deshalb ist der Planungsstand der beiden Projekte unterschiedlich. Dies bestätigt Gebietsmanager Martin Gähwiler. Er begleitet im Auftrag von Astra, SBB, Kanton Zürich sowie den vier Standortgemeinden dieses komplexe Projekt und versucht zwischen denverschiedenen Akteuren zu koordinieren.

«Der Masterplan hat keine Rechtswirkung», schreibt die Baudirektion Zürich auf Anfrage der BauernZeitung. Er sei ein gemeinsames Bekenntnis aller beteiligten Akteure (Astra, SBB, Gemeinden, Region, Kanton) und beschreibe die angestrebte Entwicklung des (Landschafts-)Raums Eich auf einer Konzeptebene.

Raumplanung Surf- und Erholungspark auf bestem Ackerland Wednesday, 20. October 2021 Das sehen die Bauern etwas anders. «Es sieht aus wie ein Erholungspark mit ganz vielen Wegen, welche die Felder zerstückeln», sagt Kurt Schmid dazu. Nächste Woche sei vonseiten IG eine Gebietsbegehung geplant. Zusammen mit einer Ökologin wolle man aktiv einen Gegenvorschlag erarbeiten, der die verschiedenen Themen unter einen Hut bringe: produktive Landwirtschaft, Naturschutz und Erholung.

Wichtig sind der IG Eich auch folgende Punkte: Man will nach dem Bau gesunde Böden und gut bewirtschaftbare Flächen zurückhaben. Zudem möchte man die Planung der Glatttalautobahn zeitgleich mitdefinieren.

Die Akteure sind im Kontakt miteinander

Wenn der Masterplan des ARE nicht verpflichtend ist, weshalb sind die Bauern alarmiert? «Es kann gut sein, dass durch den Detaillierungsgrad des Plans der Eindruck entsteht, dass es konkrete Massnahmen sind. Doch dem ist nicht so», meint Martin Gähwiler. Es gelte nun die Bedürfnisse aller Beteiligten aufeinander abzustimmen und auch auf die Finanzier- und Machbarkeit zu prüfen.

Gebietsmanager Gähwiler begrüsst, dass sich die betroffenen Bauern zu einer IG formiert haben. «Dadurch können die Eigentümerinnen und Eigentümer ihre Ideen gebündelt einbringen.» Erste Gespräche mit ihnen hätten bereits stattgefunden. Zudem sei die Bevölkerung im Vorfeld an zwei Informationsveranstaltungen über das Vorhaben informiert worden.

Das Autobahnprojekt werde wohl nicht zeitgleich mit dem SBB-Projekt durchgeführt werden können. «Wir haben rund zehn Jahre Phasenversatz wegen unterschiedlicher verfahrensrechtlicher Abläufe und Fristen», sagt Gähwiler. Weitere Gründe seien die Platzverhältnisse und die Logistik. Für die ganzen Bauinstallationen bräuchte es doppelt so viel Platz, und der Abtransport und die Lagerung des Ausbruchmaterials sei eine logistische Leistung.

Zurzeit scheinen die Anliegen der Bauern noch nicht mit denen des Kantons übereinzustimmen. Wie es aber aussieht, sind beide Seiten im Kontakt miteinander und daran interessiert, eine Lösung für alle Beteiligten zu finden.

Weitere Informationen zum Masterplan Eich