Im Rheinauer Klosterviertel klafft in diesen Tagen eine sehr grosse und bis zu zehn Meter tiefe Lücke. Es ist die Baugrube für den Neubau des Betriebsgebäudes der Sativa Rheinau AG. Dieser entsteht dort, wo einst der Schweinestall des grossen Klostergutes stand. Die Sativa Rheinau AG wurde 1999 als GmbH im zürcherischen Rheinau gegründet und 2005 in eine AG umgewandelt. Ihr Ziel besteht darin, eine eigenständige und gentechnikfreie Saatgutvermehrung für den Biolandbau sicherzustellen.

Einer von sieben Betrieben

Ab dem Jahr 2002 intensivierte die Sativa Rheinau AG die Gemüsezüchtung schrittweise. Der Betrieb engagiert sich heute vorwiegend in den folgenden Bereichen: biodynamische Neuzüchtungen und Erhalt von Gemüsesorten; biologische und biodynamische Saatgutvermehrung; Handel mit Getreide- und Gemüsesaatgut aus biologischem und biodynamischem Anbau.

Die Sativa Rheinau AG ist einer von sieben Betrieben, welcher unter dem Dach der Stiftung Fintan tätig ist. Die Stiftung ist auch die Bauherrin des Logistikzentrums. Sie wird dieses der Sativa Rheinau AG vermieten. Diese wiederum realisiert und finanziert den umfassenden Innenausbau. Der Neubau drängte sich auf, weil wegen des wirtschaftlichen Erfolgs und der laufend steigenden Nachfrage die Sativa räumlich aus allen Nähten zu platzen droht.

Pachtvertrag über 50 Jahre

Beim Festakt mit Spatenstich von vergangener Woche blickte Roland Steiger, Präsident der Fintan-Stiftung, auf die Vorgeschichte zur Realisierung des Neubaus zurück. In einem mehrstufigen Planungs- und Projektverfahren in Verbindung mit einem Studienauftrag konnte das Projekt schrittweise vorangetrieben werden. Zudem verlangte die Finanzierung eine über 50 Jahre angesetzte, zeitliche Planungssicherheit.

Steiger zeigte sich erfreut, dass der Kanton und die zuständige Baudirektion mitzogen: Der Kanton verlängerte den im Jahr 2018 ausgelaufenen Pachtvertrag für den vielseitigen landwirtschaftlichen Gutsbetrieb samt Nebenanlagen um 50 Jahre bis Ende 2067. Dies ermöglichte die Finanzierung des Neubaus auch mit Beiträgen von Dritten: Es sind dies Stiftungen und eine regional ansässige Bank.

Logistik wird optimiert

Ganz wesentlich hat auch der ehemalige Zürcher Regierungsrat Martin Graf mitgewirkt, dass dieses Projekt nun realisiert werden kann. Er ist Geschäftsführer der Beratungs- und Dienstleistungsfirma Gradec GmbH und stellte seine Erfahrungen als ­Projektleiter auch der Stiftung Fintan zur Verfügung. Graf bezifferte die Baukosten auf 10,9 Millionen Franken.

Amadeus Zschunke, Geschäftsführer der Sativa Rheinau AG, bezeichnete den Neubau und das Raumkonzept als sehr innovativ. Bereits im Jahr 2016 konnte im direkt angrenzenden Gebäude die Reinigungsanlage für das produzierte Saatgut ­realisiert werden. Nach der Realisierung des mehrstöckigen Neubaus können nun auch nachfolgende, logistische Schritte optimiert werden: die Lagerung im Hochregal mit 700 Palettenplätzen, die Abfüllung für den Verkauf, die Konfektion sowie die Bereitstellung und Auslieferung des Saatguts.

Aufrichte noch dieses Jahr

Mehr als ein Drittel des neuen Logistikgebäudes mit einem Grundriss von 30 auf 30 Metern liegt im Untergrund. In der wasserdichten Betonwanne werden die natürlichen Grundlagen für eine nachhaltige kühle und trockene Lagerung des Saatgutes geschaffen. Der Bau über dem Boden wird aus Holz bestehen. In diesen Geschossen werden Büros und weitere Räume für die Abfüllung, Lagerung und Spedition zu finden sein. Bereits vor Weihnachten soll die Aufrichte gefeiert werden. Im Juli 2021 soll der Neubau bezogen werden.