Der Insektizid-Wirkstoff Thiacloprid wird am 3. August seine Zulassung in der EU verlieren (wir berichteten). In der Schweiz kommt das Anwendungsverbot voraussichtlich per Ende Jahr. 

Thiacloprid ist das vierte von fünf ursprünglich zugelassenen Neonicotinoiden, deren Einsatz seit 2013 in der EU sowie in der Schweiz verboten wurde. Hierzulande sind derzeit zwei Mittel mit diesem Wirkstoff im Handel: Biscaya und Alanto, die im Ackerbau, Obst-, Gemüse- sowie im Zierpflanzenbau eingesetzt werden. Beide stammen aus dem Hause Bayer.

Ungewissheit über Ausverkaufs- und Aufbrauchfristen

Die Mitgliedsstaaten der EU beschlossen auf Vorschlag der EU-Kommission, die bis April 2020 geltende Bewilligung für Thiacloprid nicht zu verlängern. In Deutschland darf das Bayer-Mittel Biscaya deshalb nur noch bis zum 3. Februar 2021 verkauft und angewendet werden. 

Hierzulande wurde Thiacloprid vom Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) erst kürzlich in die Liste der zu reevaluierenden Wirkstoffe aufgenommen – den sogenannten Anhang 10. Das heisst konkret: Sollte kein Gesuch für eine Neubeurteilung des Wirkstoffs eingereicht werden, wird Thiacloprid Ende Jahr vom Markt genommen, sagt BLW-Mediensprecherin Florie Marion. 

Wie Bayer Schweiz der BauernZeitung mitteilt, hat der Konzern keine Neubeurteilung vorgesehen. Bei einem Verbot verlangt Bayer wie auch die restliche Industrie, dass nach wie vor eine Ausverkaufs- wie auch eine Aufbrauchfrist von jeweils einem Jahr angewendet wird, so Bayer-Mediensprecher Patrick Kaiser. Über die Konditionen kann das BLW noch keine Auskunft geben. Darüber werde erst entschieden, wenn das Produkt vom Markt genommen wurde.

Resistenzbildung wird ein Problem werden

Neonicotinoide werden als besonders gefährlich für Insekten eingestuft. Jüngst wurden Imidacloprid, Clothianidin und Thiamethoxam aufgrund ihrer starken Bienentoxizität verboten. Thiacloprid gilt als gering bienengiftig. Weil es aber als «wahrscheinlich reproduktionstoxisch» eingestuft wurde und eine giftige Wirkung auf weitere Bestäuber aufweist, hat sich die EU-Kommission für ein Verbot von Thiacloprid entschieden. 

Für die Landwirtschaft ist Thiacloprid ein wichtiger Baustein im Resistenzmanagement. Zwar gibt es für die meisten Indikationen noch eine Alternative, sagt Markus Hochstrasser von der Fachstelle Pflanzenschutz des Kantons Zürich. «Das eigentliche Problem ist, dass mit nur einem oder noch zwei verbleibenden Wirkstoffen die Gefahr von Resistenzen drastisch steigt und die negativen Umweltauswirkungen zunehmen.» Beispielsweise durch den vermehrten Einsatz des biologischen Wirkstoffs Spinosad oder der wasserorganismen-gefährdenden Pyrethroide. Eine wirkungsvolle Schädlingsbekämpfung und somit die Produktion von gesunden, lagerfähigen Nahrungsmitteln müsse demzufolge bei Verlust von weiteren Wirkstoffen  infrage gestellt werden, so Hochstrasser.