Während der zweiten Kampagne in Folge ist die Zuckerrüben-Ernte in der westlichen Landeshälfte von schweren Misstönen begleitet. Auslöser sind Konflikte zwischen einem Teil der Mitglieder und der Führung der Genossenschaft Rübenring. Die seit gut einem Jahr bestehende sogenannte Klimagruppe ist unzufrieden mit Verwaltung und Geschäftsleitung des Rübenrings. Die oppositionellen Genossenschafter machen diese verantwortlich für Probleme bei Ernte und Transport, es fehlten Fahrer und die Logistik lasse an Präzision zu wünschen übrig. Diese Vorwürfe scheinen nicht ganz unbegründet, haben doch mehrere Mitarbeiter des Rübenrings die Organisation verlassen, offenbar teilweise auch weil sie unzufrieden waren.

Verwaltung wollte sich zuerst nicht stellen

Die Klimagruppe forderte deshalb schon vor Jahresfrist Konsequenzen und eine ausserordentliche Generalversammlung (ao. GV) zwecks Diskussion der Probleme und möglicher Abwahl der Verwaltung. Die Verwaltung erklärte den Bauern damals, sie werde aus eigenem Antrieb keine ao. GV einberufen. Sollte es den Mitgliedern aber gelingen, die laut Statuten nötigen 10 Prozent der Mitglieder für eine ao. GV zu gewinnen, werde sich die Verwaltung dieser nicht stellen, sondern geschlossen zurücktreten, hiess es in einem Schreiben zuhanden der Klimagruppe, welches der BauernZeitung vorliegt.

Nun sind genügend Unterschriften zusammen

Aufgrund der pandemischen Situaton und auch, weil die Rübenproduzenten noch hofften, dass die diesjährige Kampagne besser ablaufen würde, startete die Klimagruppe  die Unterschriftensammlung erst im Oktober. Die Zusammentragung von Unterschriften hatte das Ziel, die ao. GV zu ermöglichen. Am 19. Oktober wurde das von gut 250 Personen unterzeichnete Papier eingereicht. Mit dieser Unterschriftenzahl hat sie das geforderte 10-Prozent-Quorum erreicht. Die Mitgliederzahl des Rübenrings beläuft sich aktuell auf rund 1700. Auf dem Unterschriftenbogen erinnert die Klimagruppe an das Rücktrittsangebot der Verwaltung im Falle einer ao. DV und definierte aufgrund dieses Versprechens auch gleich die notwendigen Traktanden.

  • Neuwahlen der gesamten Verwaltung, gemäss Statuten
  • Arbeits- und Verkehrssicherheit (Arbeitszeit)
  • Abgrenzung Verwaltung / Geschäftsführung

«Präsenzversammlung ist momentan nicht möglich»

Nach Einreichung der Unterschriften erklärte die Verwaltung in einem weiteren Schreiben, dass die Pandemie-Situation keine ao. GV mit Präsenz erlaube, die Versammlung müsse deshalb schriftlich abgehalten werden.

Zudem will sie nicht mehr wie im Januar angekündigt geschlossen zurücktreten, sondern zur Wahl antreten: «Die Verwaltung tritt geschlossen zur (Ab)-Wahl an und stellt sich dieser. Das heisst, entweder werden alle abgewählt oder alle bleiben. Eine Abwahl oder Wiederwahl einzelner kommt nicht in Frage», heisst es in diesem Schreiben, das der BauernZeitung vorliegt.

Vorstand fordert Wahlliste mit möglichen Verwaltungs-Kandidaten

Was die Traktanden Arbeits- und Verkehrssicherheit sowie Abgrenzung Verwaltung/Geschäftsführung angeht, müssten diese für eine ordentliche GV traktandiert werden, wobei dies nicht im Einzelnen begründet wird. Im Hinblick auf eine ao. GV fordert die Verwaltung von der Klimagruppe wiederum vorgängig eine Wahlliste mit ihren Kandidaten für eine allfällig erneuerte Verwaltung.

«Wir warten, bis eine Präsenzversammlung wieder machbar ist»

Nun hat erneut die Klimagruppe in ihrer Antwort die Verwaltung an das Versprechen vom Januar erinnert. «Wir erwarten, dass die Verwaltung den Verwaltungsbeschluss vom Januar 2020 umsetzt und wie angekündigt bei einer ao. GV geschlossen zurücktritt, um geordnete Neuwahlen zu ermöglichen», heisst es in einem weiteren Schreiben der Klimagruppe. Gleichzeitig verlangt die Gruppe, dass mit der ao. GV abgewartet wird, bis wieder eine Präsenzveranstaltung möglich ist. Im Weiteren sei es statutarisch möglich, die Kandidaten erst im Laufe einer solchen Präsenzversammlung zu präsentieren, so die Klimagruppe. 

Fest steht im Moment nur, dass diese Auseinandersetzung noch längst nicht beendet ist. Das nächste Schreiben dürfte bereits vorbereitet sein.