Der Transport der Zuckerrüben zu den Zuckerfabriken ist eine logistische Herausforderung. Verlad und der anschliessende Transport auf der Strasse oder Schiene müssen genau geplant und koordiniert sein, damit eine permanente Zulieferung der Rüben zu den Fabriken gewährleistet ist. In der Ostschweiz nutzt man für den Bahn- und Strassentransport seit drei Jahren die Software «Farmpilot».

Gründung einer Transportorganisation 

Die Initiative, für die Koordination ein digitales Hilfsmittel zu nutzen, ergriff die Transportorganisation (TO) Frauenfeld. 2018 schlossen sich 1000 Rübenpflanzer aus den Kantonen Zürich, Schaffhausen und Thurgau zusammen. Heute vereint die TO bereits 1300 Pflanzer mit insgesamt rund 5000 ha Fläche. Das Ziel ist dasselbe geblieben: Ein konzentrierter Einsatz der Verlademäuse und die exakt getaktete Anfuhr nach Frauenfeld. 

Der Mann hinter dieser anspruchsvollen Aufgabe ist Fabian Brühwiler, Geschäftsführer des Maschinenrings Ostschweiz und der TO Frauenfeld. Er war es auch, der Farmpilot ins Spiel brachte. «Die Software ist nun die dritte Saison im Einsatz und läuft zuverlässig», sagt Brühwiler. Die Akzeptanz steige von Jahr zu Jahr und mit Anpassungen in der Software auch die Benutzerfreundlichkeit. «Die einfache Bedienung und dass man keinen Plan auf Papier vor sich haben muss, um zu wissen, wo gerade verladen wird, schätzen die Bauern sehr.»

Schlankere Strukturen und tiefere Kosten

Nebst schlankeren Strukturen war auch die Kostensenkung bei der Gründung der TO Frauenfeld ein zentrales Thema. Angedacht war die Reduktion der Anzahl Rübenmäuse, auch um die Maschinen besser auszulasten. Dafür wurden die Mausgebiete klar zugeteilt, so dass die Gebiete konzentrierter sind. Heute sind aber noch gleich viele Verlademäuse im Einsatz wie 2018, nämlich elf Stück.

Fabian Brühwiler erklärt: «In der Theorie würde man mit der Hälfte der Verlademäuse zurechtkommen. In der Praxis sieht dies ein wenig anders aus.» Die TO Frauenfeld ist für die komplette Strassenanfuhr der Rüben zuständig und gleichzeitig Puffer für die Bahnlieferungen.

Das bedeutet, dass die TO auf der Strasse die Mengen ausgleichen muss, was wiederum zur Folge hat, dass teilweise fast alle Rübenmäuse gleichzeitig zum Einsatz kommen. Vor allem gegen Ende der Saison ist es häufig so, dass alle verfügbaren Kapazitäten benötigt werden. Diese Flexibilität hat zur Folge, dass aktuell die Zahl der Verlademäuse nicht reduziert werden kann.

Planung ist das A und O

Wichtig sind laut Brühwiler  frühzeitige und korrekte Vorbereitungen und die Planung. Herausfordernd in der Planung sei, dass zu Beginn der Kampagne noch nicht genau gesagt werden kann, wie hoch die Erträge und Verschiebungen in der Kampagne sind. «Wobei hier festzuhalten ist, dass das Vorziehen der Mengen einfacher ist, als nach hinten zu verschieben», bemerkt Brühwiler.

Verbesserungspotenzial sieht Fabian Brühwiler in der Abwicklung: «Es wäre gut, beziehungsweise unterstützend, wenn noch mehr Fahrer die App anwenden würden.» Weiteres Potenzial sieht er darin, die Rodebetriebe noch intensiver mit der Planung zu verknüpfen, «damit diese schneller über allfällige Verschiebungen informiert werden  können».

Insgesamt zieht er eine positive Bilanz: «Jede Saison verläuft einfacher.» Die verschiedenen Parteien (Mausbetreiber, Transporteure, Rayonleiter und Geschäftsstelle) seien eingespielt und würden sich und die Abläufe kennen. «Das gegenseitige Vertrauen ist da und die Zusammenarbeit sehr gut», lobt Brühwiler. 

 

So funktioniert Farmpilot

«Farmpilot» ist ein Logistiktool, mit dem sich sämtliche Prozessketten – von der Planung bis zum Ablad der Zuckerrüben in der Fabrik – digital nachverfolgen lassen. In Deutschland ist Farmpilot schon länger im Einsatz.

Das Tool besteht aus zwei Teilen: Einem Planungs- und Kontrollportal für das Büro bzw. die Rayonleiter sowie einer kostenpflichtigen App für die Verlademäuse und Fahrer. Die Fahrer erhalten die Tagesaufträge auf die Tablets und wissen jeweils genau, wo die Verlademaus steht und welche Parzellen abgeführt werden. Zudem sind sämtliche Zu- und Wegfahrten dank GPS sichtbar.