Am 21. September ist in Frauenfeld mit der Verarbeitung der Biorüben die Zuckerrübenkampagne 2019 gestartet. Diese ist mittlerweile abgeschlossen, so dass am 6. Oktober mit der Verarbeitung der konventionellen Rüben begonnen werden konnte. Insgesamt wurden in Frauenfeld 69'000 Tonnen Biorüben aus der Schweiz und dem angrenzenden Ausland angeliefert. In Aarberg startete die Rübenverarbeitung am 3. Oktober.
Durchschnittserträge
Bei der Branchenorganisation Zucker geht man dieses Jahr von einer durchschnittlichen Ernte 2019 aus. Dank den sonnigen und warmen Tagen im September mit den kühlen Nächten und den blattgesunden Rübenfeldern sind gute Zuckergehalte von über 17 Prozent zu erwarten. Den Rückstand aus dem kalten Frühjahr konnten die Rüben allerdings nicht mehr kompensieren. Und dies, obwohl es zwischen der ersten und dritten Proberodung einen überdurchschnittlichen Ertragszuwachs gab – in der Ostschweiz waren es gemäss Zahlen von Schweizer Zucker 1000 Kilo pro Hektar und Tag, in der Westschweiz 760 Kilo.
Gesunde Rübenblätter
Dass der Start ins Rübenjahr schwierig war, bestätigt Andreas Bertschi von der Fachstelle Zuckerrüben am Strickhof: "Der kalte Mai hemmte die Jugendentwicklung, was sich am verhaltenen Reihenschluss erst um Mitte Juni oder später zeigte." Eine weitere Herausforderung für die Rübenproduzenten war, dass dieses Jahr das Beizmittel Gaucho erstmals nicht mehr zugelassen war. Das führte anfangs zu Problemen mit Schädlingen.
Viel weniger Probleme hingegen gab es dieses Jahr mit den Cercospora-Blattflecken. Wohl auch deshalb, weil der Sommer nicht so trocken war wie 2018. Bertschi sagt: "Es war zwar trocken, aber der Regen kam – zumindest in der Ostschweiz – im richtigen Moment." Mitgeholfen hätten auch der konsequente Fungizid-Wirkstoffwechsel, der Kupferzusatz (Funguran Flow) und die kürzeren Applikationsintervalle. Mit einer guten Fungizidstrategie hätten die Rübenbauern die Pilzkrankheit dieses Jahr im Griff gehabt.
Fläche wird nicht ausgeschöpft
Auch dieses Jahr wird die Erntemenge den Zuckerbedarf wohl nicht decken können. Es wäre das fünfte Mal seit 2013. Da die konventionelle Rübenkampagne eben erst angelaufen ist, sei es noch zu früh, um genauere Zahlen zu nennen, sagt Peter Imhof, Leiter Rübenmanagement bei Schweizer Zucker. Er rechnet vor: "Für eine ausreichende Versorgung mit Schweizer Zucker benötigen wir eine Fläche von 20'000 Hektaren. Bei den konventionellen Rüben sind die Anbauflächen leider unter 18'000 Hektaren gesunken."
Etwas besser sieht es beim Biozucker aus. Dank einer konstanten Flächenzunahme im In- und Ausland kann der wachsende Markt mit ausreichend Knospe-Zucker versorgt werden. Bei den Biorüben, wo die Kampagne bereits abgeschlossen ist, liegen auch schon konkrete Zahlen vor. Der durchschnittliche Zuckergehalt beträgt 16,7 Prozent, der Durchschnittertrag 58 t/ha, das sind 3 Prozent weniger als im Vorjahr. Mit 4300 t stieg bei den inländischen Biorüben die Menge im Vergleich zum Vorjahr um 60 Prozent.
Silberstreifen am Horizont
Die Perspektiven am Schweizer Zuckermarkt haben sich wesentlich verbessert. Wie die Schweizer Zucker AG gegenüber der BauernZeitung sagt, tragen die Einführung des Mindestzolls sowie die erneut geringen Ernteerwartungen in der EU dazu bei, dass der Zuckerrübenanbau auch auf dem Papier wieder interessant wird.
Seit der Quotenaufhebung im Herbst 2017 und damit verbunden einer Überproduktion in der EU war die Schweiz mit extrem tiefen Zuckerpreisen von rund 400 Franken pro Tonne konfrontiert. Dies führte in der EU aber auch in der Schweiz zu einem sinkenden Rübenpreis. Als Schutzmassnahme hat der Bund per 1. Januar 2019 unter anderem einen Mindestgrenzschutz für Importzucker von 70 Franken pro Tonne beschlossen.
"Unterdessen haben auch die Landwirte in der EU die Flächen wieder reduziert und es scheint sich ein neues Gleichgewicht einzustellen", zeigt sich Catherine Metthez, Leiterin Verkauf und Marketing bei der Schweizer Zucker AG, optimistisch. Dadurch haben sich jüngst die Preise für Importzucker wieder auf über 500 Franken pro Tonne erholt, was auch die Verkaufspreise für Schweizer Zucker und die Aussichten für die Zukunft deutlich verbessert hat.