Der konventionelle Zuckerrübenanbau geht stark zurück. In diesem Jahr fehlten den Fabriken wieder 1000 Hektaren Fläche. Ein Defizit, das mit Importen ausgeglichen werden muss und sich negativ auf die Pflanzer niederschlägt. Denn der Rübenpreis ist in den letzten Jahren gesunken. Nur mit der Auflösung von Reserven konnte der Richtpreis auf 44 Franken pro Rübentonne gehalten werden. Trotz Stützungsmassnahmen wie dem Einzelkulturbeitrag verabschieden sich viele Pflanzer vom Anbau oder wechseln zur Bioproduktion. In diesem Jahr entschlossen sich rund 15% der Pflanzer für den Biorüben-Anbau. Für Franz Gassmann aus Dagmersellen LU war 2019 das letzte Jahr mit konventionellen Rüben. Ab 2022 wird er seinen gesamten Betrieb nach Biorichtlinien betreiben.
Dreimal mehr Rübenerträge als mit Getreide
Der Eschenhof in Dagmersellen wird bereits in zweiter Generation seit zirka 50 Jahren betrieben. Franz Gassmann hat ihn von seinem Vater übernommen und so auch den Anbau konventioneller Rüben. «Der Zuckerrübenanbau war damals sehr attraktiv. Wir haben mit 1,5 Hektaren angefangen und sind jetzt bei sieben Hektaren angelangt», erzählt Franz Gassmann. Seine Familie wusste, dass die Zuckerrübe eine anspruchsvolle Kultur ist. «Der Aufwand ist gross. Es muss viel Feldhygiene betrieben werden. Und das Wetter spielt nicht immer mit. Aber die Zuckerrübe ist nicht die einzige Kultur, die einen Landwirt stets herausfordert», setzt er fort. Bisher konnte Gassmann mit der Zuckerrübe dreimal so viel Ertrag erzielen als mit dem Getreideanbau.
Trotz guter Erträge in all den Jahren hat sich Gassmann nun entschieden, mit dem Anbau aufzuhören. «Wir hatten nie Probleme mit dem konventionellen Anbau. Der Transport ab Bahnhof Dagmersellen ist immer sensationell gelungen. Auch hat sich der Anbau für mich trotz niedrigem Rübenpreis gelohnt», erzählt er.
Der Grund ist ein anderer: Er möchte seinen Betrieb nun auf Bio umstellen und auf synthetisch-chemische Pflanzenschutzmittel verzichten, der Umwelt zuliebe. Dass er weiter auf Zuckerrüben setzen wird, war ihm dabei klar.
Bio hat Potenzial nach oben, der konventionelle Anbau nicht
Franz Gassmann ist sich bewusst, dass der biologische Anbau mit mehr Arbeit und weniger Ertrag verbunden ist. «Ich war mit dem konventionellen Anbau schon am Anschlag, ich konnte den Ertrag nicht mehr erhöhen», erzählt er rückblickend. Doch die Erträge mit der Biorübe geben Raum nach oben. Ein positiver Nebeneffekt sei dabei, dass der Rübenpreis bei 157 Franken pro Rübentonne um einiges höher liegt als für den konventionellen Anbau. Doch das sei nicht der ausschlaggebende Grund für den Wechsel, betont er.
Setzlinge auspflanzen statt Saatgut
Franz Gassmann muss jetzt zwei Jahre warten, bis er biologisch anbauen darf. «In dieser Zeit möchte ich testen, ob ich den Ertrag mit einer eher unkonventionellen Methoden steigern kann», erzählt er geheimnisvoll. Zögernd gibt er seine Idee dann doch preis: «Ich habe einige Jahre Tabak angebaut. Dabei wird der Tabak als Setzling gepflanzt, um einen Vorsprung gegenüber dem Unkraut zu haben. Dieses Wissen möchte ich an der Zuckerrübe testen», erzählt Franz Gassmann. Erst einmal auf Probe möchte der Landwirt eine Parzelle mit Setzlingen bepflanzen. «Die Pflanzen brauchen durch ihren Vorsprung erst später als üblich gesetzt zu werden.»
Mitte Mai nächsten Jahres will Franz Gassmann sein Vorhaben in die Tat umsetzen. Ob dabei höhere Erträge als beim konventionellen Anbau erzielt werden können, lässt sich Ende nächsten Jahres feststellen.