Für doch einige Kälbermäster startet das neue Jahr wenig erfreulich. Sie haben zwar einen CNf- (Coop Naturafarm)Stall, können aber ihre Mastkälber nicht mehr unter diesem Label an Coop verkaufen. Dies kommunizierte der Grossverteiler Ende 2018. Einer von ihnen ist Samuel Halter aus Schötz.
2013 für CNf umgebaut
Halters vom Sonnmatthof produzierten noch bis 2003 Verkehrsmilch, wechselten dann in die Kälbermast und verkauften im Zuge der angepassten Tierschutzvorschriften 2013 ihre 30 Milchkühe. Immerhin sieben Jahre verkaufte Sämi Halter die Mastkälber zum CNf-Preis. Die erforderlichen Umbauten hat er 2013 gemacht. Und dann nochmals angepasst, als der Flächenbedarf von 3,5 auf 4,5 m2 pro Mastkalb angehoben wurde. Bernadette und Sämi Halter haben die bittere Pille geschluckt. Sie werden sich anpassen und wohl auch einige Fresser produzieren. «Je nach dem halt, wie sich die Preise entwickeln», sagt der spezialisierte Kälbermäster. Halter ist ein Kenner der Branche, arbeitet im Aussendienst einer Futtermühle als Kälberspezialist. Es mute schon ein wenig komisch an, wenn der Grossverteiler mit schönen Label-Bildern Werbung mache, aber im Laden dann auf QM-Schweizerfleisch und Billigfleisch setze, sagt er. Kalbfleisch sei sowieso unter Druck, Stichwort Antibiotika-Verbrauch.
Die Mastkälber laufen bei Halters in drei grösseren Gruppen auf Tiefstreu mit grosszügigem Auslauf, im Rein-Raus-System und mit Einstallmedizinierung. Halter setzt bei der Fütterung auf 100 Prozent Pulvermilch, aufgeteilt in Vor- und Ausmast. Nach rund 80 bis 120 Masttagen gehen die Tiere in die Metzgerei.
Betriebsspiegel Sonnmatthof
Betriebsleiter: Sämi und Bernadette Halter
Ort: Sonnmatthof 1, Schötz, 520 m ü. M.
Flächen: 16 ha LN, Ackerbau, wenig Weideland an Hanglage.
Tiere: Kälbermast
Arbeitskräfte: Betriebsleiterpaar, Mithilfe der drei erwachsenen Kinder bei Arbeitsspitzen. Betriebsleiter arbeitet als Kälbermast-Spezialist bei der UFA.
Die Antibiotika-Diskussion
«Der Antibiotikaeinsatz muss gezielt erfolgen. Aber wenn es nötig ist, macht eine Behandlung absolut Sinn», sagt der 54-jährige Sämi Halter. Er will nicht falsch verstanden werden, der Antibiotika-Verbrauch müsse reduziert werden. Doch das sei ein langer und schwieriger Weg. Tierleid dürfe man dabei nicht in Kauf nehmen. Druck hin oder her. Beobachten und rasch reagieren ist für ihn das Erfolgsrezept. Die Kälber müssten zudem gut angetränkt und zum Saufen regelrecht animiert werden. Kälber, die es sich zu lange im Tiefstroh gemütlich machen, werden von den Halters auch mal aufgejagt. Und wer nicht säuft, wird genauer untersucht. Die Körpertemperatur wird gemessen und das Kalb wird – wenn nötig – behandelt.
«Tierleid dürfen wir nicht in Kauf nehmen.»
Kälbermäster Sämi Halter zum Einsatz von Antibiotika
Nicht zu jung, nicht zu leicht
Halter begrüsst, dass die Kälber im Minimum 21 Tage auf dem Geburtsbetrieb bleiben. «Je länger, desto besser», sagt er. Er wolle keine Tränker unter 70 Kilo, diesen fehle es an Robustheit für den Transport und ein neues Umfeld. Und er plädiert auch für ein generelles Impfen auf dem Geburtsbetrieb. Beim Mäster bringe es nicht mehr viel, da viele Kälber bereits geschwächt oder krank auf den Mastbetrieb kämen. Bezüglich Gesundheit verspreche ein geschlossener Betrieb am meisten Erfolg. Dies spreche wiederum für die bäuerliche Kälbermast. Bekanntlich ist der Markt in der Schweiz speziell strukturiert. Auf der einen Seite sind die bäuerlichen Mäster, vorwiegend im Hügel- und Berggebiet. Und auf der anderen Seite sind die ganz grossen Player, welche auch noch mit eigener Fahrzeugflotte Milch- und Milchnebenprodukte einkaufen. Kalbfleisch ist unter Druck. Nur bei den Händler- und Abnehmermargen, sagt Halter, gebe es wohl keine Veränderung. 2019 sei ein eher schlechtes Jahr gewesen für die Mäster. Aktuell seien die Tränker recht günstig zu haben, auch weil die Unsicherheit unter den Mästern gross sei und einige das Handtuch werfen würden.