Schaanwald Bereits von Weitem sieht man die zwei riesigen Harvestore-Silos. Der grosse Schriftzug darauf stellt dann eindeutig sicher, hier ist der Betrieb von Simon Zerwas. Das Imposanteste an der Gebäudesiedlung ist der neue Mastviehstall. Er bietet Platz für 300 Munis und Rinder. Es ist ein Hightech-Stall nach BTS-und RAUS-Richtlinien.

Selbst geplant und gebaut

Simon Zerwas ist ein Krampfer-Typ. Bereits mit 19 Jahren hat er den Betrieb in Schaanwald (LI) von seinem Grossvater übernommen. Dies war zuerst ein Grünlandbetrieb mit wenig Ackerbau. Später hat Simon Zerwas im Dorf Mauren einen Stall gepachtet, wo er jeweils 40 Mastremonten abgetränkt hat. Doch dies war unbefriedigend für den heute 27-jährigen Landwirt. «Es war alles ein Gebastel. Ich wollte endlich einmal etwas Richtiges haben.» So plante er, gemeinsam mit seinen zwei Brüdern, einer ist Elektriker und Software-Entwickler und der andere Bauingenieur, den Zerwas-Hof.

Baubeginn war im Oktober 2018, also vor einem Jahr. Im Mai war der Stall bereits bezugsbereit. «Am 4. Mai um 10 Uhr kamen die ersten 60 Rinder rein», erinnert sich Zerwas, wobei seine blauen Augen leuchten. Die Munis kommen mit 170 bis 200 kg auf den Betrieb und werden mit 530 kg geschlachtet. Für die Stallplanung haben die Brüder keine Stallbauplaner-Firma miteinbezogen. Und auch sonst war dem Junglandwirt einiges, was es ab der Stange gibt, nicht gut genug. So hat er, als gelernter Produktionsmechaniker, auch selber einige Teile geschweisst. «Wir haben vieles angeschaut, und nicht immer das Billigste genommen», sagt Zerwas. «Ich wollte einfach Qualität.»

Munis helfen beim Misten

Die bunt gemischten Munis, je 25 Tiere pro Bucht habens schön. Einige liegen in der Tiefstreu, andere scharren im Stroh, hüpfen herum oder fressen das Futter, das ihnen «Vector» gerade gebracht hat. Der Lely-Futterroboter ist ein Teil der Automatisierung des Stalls. Der Stall ist unterteilt in zwölf Buchten. In der Mitte befindet sich die Fressachse, dann der Laufbereich, der Liegebereich und dahinter noch ein Treibgang. Simon Zerwas lag beim Bau des neuen Stalles das Tierwohl sehr am Herzen.

Daher entschied er sich für das Tretmistverfahren. Das heisst, der Boden der Liegefläche hat eine leichte Neigung von sieben Prozent, von hinten nach vorne. Dadurch läuft das Flüssige immer ab und der Mist wird von den schweren Munis nach vorne in den Laufbereich getreten. Im Tretmistverfahren liegen die Tiere auf einer dicken Strohmatratze, die immer trocken ist. Normalerweise muss ein Landwirt beim Tretmistverfahren nur regelmässig den Mist wegschieben und frisches Stroh auf die Liegefläche streuen.

Doch auch dies macht Simon Zerwas nicht selber. Er hat auf beiden Laufgängen einen Mistschieber. Und auch eingestreut wird automatisch mit dem Einstreuroboter von Wasserbauer. Unter dem Dach über der Liegefläche ist dieser Streuer an einer Schiene befestigt, die rund um den Stall herumführt. Simon Zerwas muss dafür nur regelmässig den Bunker mit sechs Quaderballen Stroh befüllen.

 

Betriebsspiegel Zerwas Hof

Name: Simon Zerwas

Ort: Schaanwald (Liechtenstein)

LN: 59 ha

Viehbestand: 300 Mastmunis und -rinder

Kulturen: 14 ha Gemüse, 10 ha Mais, Kunst- und Dauer- wiesen

Lohnarbeiten: Häckseln, Ballen pressen, Säen

 

Respekt wahren

Und was macht dann Simon Zerwas noch? Er beobachtet mindestens morgens und abends, meist aber öfter die Tiere vom Treibgang oder von der Fressachse aus. «In die Buchten hinein gehe ich nie. Das wäre zu gefährlich, bei diesen schweren Munis», sagt Zerwas. Bei den Rindern hingegen sei dies kein Problem.

Dank den vier Kameras im Stall kann der Landwirt, auch vom Häcksler aus, seine Tiere überwachen. Überhaupt läuft in diesem vollautomatischen Stall alles übers Handy. Dies konnte Simon Zerwas Bruder, der Softwareentwickler einrichten. Jede einzelne Lampe kann der Jungunternehmer auf seinem Handy ein und ausschalten. «Ursprünglich dachte ich, das sei praktisch. So könnte ich, wenn ein Tier ein Problem hätte, nur in dieser Bucht das Licht einschalten», erklärt Zerwas. Doch dies sei bisher noch nie nötig gewesen. Auch die beiden Krankenbuchten kamen bisher noch nicht zum Einsatz. Tatsächlich gab es im Stall bisher noch keine grossen Zwischenfälle. «Ich hatte seit Mai nur 300 Franken Tierarztkosten.» Ab und zu habe ein Tier geschwollene Fesseln, wohl vom Herumalbern, und dann müsse er halt Entzündungshemmer geben, sagt Zerwas.

Tiere sind ruhig

«Ich finde es sehr erstaunlich, dass im Stall so eine Ruhe herrscht», sagt Simon Zerwas. Anfangs hätte er erwartet, dass die Tiere, wenn er durchs Futtertenn geht, viel stürmischer reagieren würden. Aber das Gegenteil war der Fall. Er wisse auch nicht genau, woran dies liege. Er vermutet jedoch, dass der Futterroboter ein Grund für die Ruhe im Stall ist.

Der «Vector» mischt für jede der zwölf Boxen eine Mischung aus unterschiedlichen Anteilen an Mais- und Grassilage, sowie Energie- und Eiweissfutter. Etwa 30 Mischungen macht der Futterroboter am Tag. Dazwischen fährt er immer wieder dem Futtertisch entlang und stosst das Futter zu. «So sind die Tiere gar nicht gewohnt, dass ich ihnen Futter bringe, darum sind sie dann wohl auch ruhig, wenn ich durchs Futtertenn gehe.» Pro Bucht legt der Roboter jeweils 150 kg Futter ab. Am Tag mischt er 4500 kg Futter direkt aus den beiden Hochsilos und den Futtersilos. Daher ist hier keine «Futterküche» und keine Futterzange notwendig. Gekostet hat der Futterroboter 100 000 Fr.

Um gleich bei den Finanzen zu bleiben: Was hat denn der ganze neue Stall gekostet? Simon Zerwas antwortet blitzschnell, man merkt, er hat die Lage im Griff. Mit den Silos, dem Mistlager, den Einrichtungen, Anlagen und Geräten habe der neue Stall zwei Millionen Franken gekostet. Dabei ist aber auch die nebenanliegende neue Maschinenhalle inbegriffen. Der Mastviehstall ist ein sehr massiver Bau mit viel Beton. «Total verbauten wir etwa 2000 m3 Beton», so Zerwas. Trotzdem wirkt der Stall leicht. Denn er ist sehr offen gebaut. Nur der Futtertisch und der Liegebereich sind überdacht. Über dem Laufbereich ist es offen und auch an den beiden Seiten sind lediglich Windschutznetze montiert. «Schwarze Windschutznetze», betont der junge Mann. Für ihn ist die Ästhetik des ganzen Betriebes sehr wichtig. So werden demnächst auch noch die beiden alten Maschinenhallen optisch aufgewertet.

Jeder Rappen investiert

Bei dieser grossen Summe taucht auch die Frage auf, wie ein junger Landwirt so eine grosse Investition tätigen kann? Für den Bau des Stalles habe er vom Staat 600 000 Franken Direktzahlungen erhalten. Und sonst? «Ich habe bisher einfach noch nie Ferien gemacht», sagt Simon Zerwas offen. «Wenn ich zwei Tage im Jahr frei mache, dann ist das schon viel.» Dass er noch so jung sei, sei auch ein Vorteil, «so habe ich noch genug Zeit zum Zurückzahlen», sagt Zerwas schmunzelnd. Er habe einfach jeden Rappen, den er, auch mit seinen Lohnarbeiten, verdient habe, gleich wieder investiert. So auch in das Wohnhaus, das er nächsten Frühling neben der Siedlung zu bauen anfängt.

Und schon bald wird Zerwas die ersten Früchte seiner Investition ernten. Im November gehen die ersten 70 Tiere ins Schlachthaus. Später sollen dann monatlich 30 Tiere geschlachtet werden.

 

Tag der offenen Tür

Wer jetzt Lust bekommen hat, den 300-er-Mastviehstall auch einmal live anzusehen, kann dies am Tag der offenen Tür tun.  Dieser findet am 2. und 3. November natürlich auf dem Betrieb von Simon Zerwas in Schaanwald (Liechtenstein) statt.
Von 9.30 bis 19 Uhr steht der Stall allen Besuchern zur eingehenden Betrachtung offen. Dabei können sie den Lely-Futterroboter «Vector» und auch den Einstreuroboter von Wasserbauer in Arbeit sehen. Aber auch andere am Bau beteiligte Firmen werden vor Ort sein. Den ganzen Tag können sich die Besucher zudem in der beheizten Festwirtschaft verpflegen. Am Samstagabend gibt es sogar Live-Musik und eine Bar. Der Betriebsleiter freut sich sehr auf diesen Festtag. «Aber es wird noch streng bis dahin», gibt er offen zu. «Ich möchte, dass alles sauber und ordentlich erscheint.»