Die Futterstruktur spielt eine wichtige Rolle für die Gesundheit des Magen-Darmtraktes, sagt Markus Kretz von der Futtermühle Amrein, die sich auf Schweinefutter spezialisiert hat. Er stützt sich auf Aussagen von Xaver Sidler, Professor an der Abteilung für Schweinemedizin an der Uni Zürich und auf die Diplomarbeit von Konrad Jund, ausgeführt an der Höheren Fachschule HF Agrotechnik am Inforama in Zollikofen BE.
Zu feines Futter verhindert Schichtung
Schweine setzen schwarzen Kot ab oder sie sterben plötzlich. Was können die Ursachen sein? «Feines Futter führt zu vermehrten Magengeschwüren, was Magenblutungen hervorrufen kann», schreibt Xaver Sidler. Die Blutungen entstehen, weil die Magenschleimhaut gereizt wird und sich entzündet. Das kommt daher, dass es keine Schichtung des Futterbreis mehr gibt, wie es bei grobem Futter der Fall ist. Die Schichtung sorgt dafür, dass das Säure-Basen Milieu am Mageneingang neutral ist, während der Futterbrei mit fortschreitendem Fluss durch den Magen angesäuert wird. Die Ansäuerung bremst das Coli-Wachstum. Ist das Futter zu fein, dann gibt es keine Schichtung mehr, der Futterbrei verteilt sich wie eine Sauce. Am Mageneingang wird es zu sauer, was zu Entzündungen und Magengeschwüren führt. Die Coli-Bakterien vermehren sich und es kommt zu Durchfallerkrankungen und Ödemen.
Feinanteil mit Rohfasern in Form von Heu kompensieren
Die Ergebnisse der Diplomarbeit zeigen, dass der Anteil von Futterbestandteilen unter 0,5 mm Durchmesser ausschlaggebend für die Gesundheit der Magen-Darm-Schleimhaut ist. Bei einem Futter mit einem Feinanteil unter 40% traten nur geringe Entzündungen der Magen-Darm-Schleimhaut auf. Deutlich ausgeprägter traten sie bei Werten von 50 bis 70% auf. Von Auge ist dem Futter die Struktur allerdings nicht anzusehen. Man sollte meinen, dass Würfel oder Granulate eher eine grobe Struktur aufweisen. Doch dem ist nicht so. Je mehr ein Futter verarbeitet wird, desto höher wird der Feinanteil. «Jedes Mehlfutter ist besser als das weiterverarbeitete Produkt», betont Kretz. «Mit pelletiertem Futter gib es immer mehr Magenulcera als mit schrotförmigem», verdeutlicht er. Füttert man Rohfaser in Form von Heu zu, lässt sich der hohe Feinanteil kompensieren.
«Jedes Mehlfutter ist besser als das weiterverarbeitete Produkt.»
Markus Kretz, Futtermühle Amrein
Gut für die Lagerung
Da die Silos heute grösser und aus Kunststoff gefertigt werden, rutscht das Futter schlechter nach als in den alten Stahlsilos. Aus diesem Grund verarbeiten die Mühlen das Futter vermehrt zu Pellets oder zu Granulat. Dazu muss man allerdings die Getreidekörner zuvor fein mahlen. Man kann sich das leicht mit dem «Kuchenbacken» am Sandkasten vorstellen. Je feiner der Sand, desto besser hält der Kuchen zusammen. Der Schweinehalter kann die Struktur des Futters von Auge nicht beurteilen. Dafür müsste er eine Siebanalyse durchführen. Kretz empfiehlt Schweinehaltern, sich im Schlachthof die Mägen ihrer Tiere anzusehen oder ein umgestandenes Tier zu Obduktion zu geben. Die Mühlen ihrerseits sollten Getreide wieder vermehrt mit Walzenstühlen anstatt mit Schlagmühlen mahlen.