93 Prozent der Stickstoffeinträge kommen als Ammoniak aus der Landwirtschaft, der grösste Teil davon aus der Rindviehhaltung. Die Umweltziele Landwirtschaft des Bundes sehen eine Reduktion der jährlich emittierten Ammoniak-Stickstoffmengen um 40 Prozent gegenüber dem Jahr 2005 auf 25 000 Tonnen pro Jahr vor.

Weit entfernt von Umweltziel

Davon ist man trotz zahlreichen Massnahmen noch ziemlich weit entfernt. Reduktionspotenzial besteht im Stall. Sabine Schrade von Agroscope stellte letzte Woche am Milchviehforum in Hohenrain Resultate von Versuchen im Emissionsversuchsstall vor. Grundsätzlich gilt: Die Ammoniakverluste bei Gülle und Mist sind höher, je länger sie der Luft ausgesetzt und je höher die Temperaturen sind. In Versuchen auf Laufflächen mit drei Prozent Gefälle und Harnsammelrinne entwich rund 20 Prozent weniger Ammoniak als auf Flächen ohne Gefälle. Als weitere Massnahme stellte die Forscherin den Bau eines erhöhten Fressbereichs vor. Durch diese Unterteilung des Laufgangs in einen Fress- und einen Laufbereich sank die stark verschmutzte Fläche und damit der Ammoniak-Ausstoss um rund acht Prozent.

Tannine gegen Proteinabbau

Der Beitrag zur Emissionsminderung beim Tier selbst führt über die Minimierung der Stickstoff-Ausscheidungen, die Reduktion des Harn-Stickstoff-Anteils und die Trennung von Harn und Kot. «Wiesenfutter führt oft zu einem Stickstoffüberschuss», erklärte Andreas Münger von Agroscope in Hohenrain. Deshalb komme es hier zu einem Zielkonflikt zur aktuell propagierten graslandbasierten Fütterung. Zur Reduktion der Stickstoffausscheidungen wäre eine bedarfsgerechte und ausgeglichene Ration nötig, um den Überfluss an Stickstoff zu reduzieren, erklärte Münger.

Import bringt Emissionen

Idealerweise seien das Totalmischrationen, die aber beispielsweise den Anbau von Mais oder Rüben als Rationskomponenten nötig machten oder den Import von Futtermitteln, was aber wiederum mit klimarelevanten Emissionen verbunden sei. «Aus Sicht der Fütterung wäre dies der Königsweg zur Reduktion von Ammoniak», sagte Münger. Ein anderer Weg bestehe mit der Wahl der Futterkomponenten in den Mischrationen, wie beispielsweise Tanine, die den Proteinabbau im Pansen reduzieren.

 

Verschiedene Möglichkeiten

  • Massnahmen zur Reduktion des Ammoniak-Ausstosses bei Rindvieh:
  • Laufflächen im Stall mit 3% Gefälle zum schnellen Harnabfluss.
  • Erhöhter Fressbereich mit Fressplatzabtrennung im Laufstall zur Reduktion von stark verschmutzten Flächen.
  • Bedarfsgerechte Fütterung (mit Mischfutter) zur Vermeidung von Stickstoffüberschüssen.
  • Trennung von Harn und Kot (Vollweide).
  • Wahl von speziellen Futterkomponenten (beispielsweise Esparsetten-Tannine) zur Reduktion des Proteinabbaus im ­Pansen.

Vollweide senkt Ammoniak

Als weitere Massnahme zur Ammoniakreduktion nannte er die Vollweide, die zwar wegen der hohen Proteingehalte im Gras ein hohes Emissionspotenzial aufweise. Aber weil es keine Vermischung von Kot und Harn gebe, werde letzterer schnell vom Boden absorbiert und dieses Ammoniak gelange dann nicht in der Luft.

«Wiesenfutter führtoft zu einem Stickstoff-überschuss.»

Andreas Münger, Agroscope

Die Titelfrage der Veranstaltung lautete: «Ist die Kuh ein Klimakiller?» Gemeint war hier vor allem das Treibhausgas Methan. Die Methanbildung im Wiederkäuermagen sei ein natürlicher Prozess, erklärte Michael Kreuzer von der ETH Zürich. Die Reduktion der Tierzahl sei die effizienteste Methode, um den Methan-Ausstoss zu senken. Doch das sei unrealistisch, sagte er.

Kraftfutter hat keinen riesigen Einfluss

In seiner Forschungsarbeit sucht Kreuzer nach Möglichkeiten, den Methanausstoss mit der Fütterung zu reduzieren. Er relativierte die Bedeutung von mehr Kraftfutter zur schnelleren Verdauung: Versuche hätten gezeigt, dass dies nicht dramatisch viel bringen würde. «Wir brauchen uns nicht zu verstecken, wenn wir Grünfutter als Basis verwenden.»

Ölsaaten reduzieren Methan

Ölsaaten hätten eine methansenkende Wirkung. Eine Möglichkeit wären Leinsamen, die aber vornehmlich importiert werden müssen. Es gäbe aber andere Lösungen in der Schweiz, wie beispielsweise Färberdistel, Schlafmohn, Leindotter oder Hanf, sagte Michael Kreuzer. In Versuchen sei der Methan-Ausstoss zudem bei Schafen um 30 Prozent gesunken, nachdem sie Haselsträucher gefressen hatten. David Eppenberger