Im Stall von Holstein-Meisterzüchter Toni Peterhans stehen 40 kräftige und formatstarke Kühe Parade. Sie sehen nach potenten Milchproduzentinnen aus, und die Leistungsblätter bestätigen es: 500  000 Kilo Milch produziert die Herde jährlich, der Schnitt pro Tier liegt seit Jahren um die 13 000 Kilo, Ausreisser nach unten gibt es kaum; ein einziges Rind blieb im vergangenen Jahr unter 10 000 kg. «Wir sind hier nicht in der Mädchenriege, sondern in der Champions League», kommentiert der Chef mit einem Augenzwinkern die Leistung seiner Herde. Seine Sprüche sind locker, aber bei der Arbeit ist er ein Perfektionist.

 

Die Peterhans-Holstein

  • Rund 40 Kühe, 500 000 kg Milch Liefermenge
  • Lebenstagleistung: 19,2 kg
  • Milchleistung auf 305 Tage: 12 674 kg im Jahr 2019; 13 400 kg im Jahr 2018;
    12 982 kg im Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre
  • Erstkalbealter: ungefähr 26 Monate
  • Zwischenkalbezeit 420 Tage

Toni Peterhans kennt seine Zahlen, analysiert und verbessert ständig. «Meine Ansprüche sind hoch, ich bin auch sehr selbstkritisch», sagt er über sich. Aus allen Betriebszweigen will er das Optimum herausholen. Die Erträge im Ackerbau sind hoch, die Maschinen seiner Lohnunternehmung gut ausgelastet, und wenn im Sommer die Sonne brennt und der Regen fehlt, arbeitet immerhin die Solarstromanlage auf Hochtouren. «Diversifizierung hat uns stark gemacht», sagt Peterhans über seinen Betrieb auf dem Rückefeld im Aargauischen Fislisbach, den er zusammen mit Sohn Daniel und einem Angestellten führt.

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Hochleistungsstrategie funktioniert

Konsequenz ist einer der Erfolgsfaktoren von Toni Peterhans. Dass Hochleistungskühe ein Imageproblem haben, findet er schade, aber seine Strategie ändert er deswegen nicht. «Schliesslich funktioniert sie. Meine Kühe sind gesund und ich verdiene etwas beim Melken.» Die Kosten hat er immer vor Augen: «Wenn eine Massnahme noch so gut ist - es nützt nichts, wenn sie zu teuer ist.» Hohe Tierarztkosten? Er schüttelt den Kopf: «Meine Kühe sind heute viel gesünder als vor über 20 Jahren mit 8000 Kilo Milchleistung.» Festliegen und Ketose gibt es nur vereinzelt in seinem Stall. Die Eutergesundheit hat er im Griff. Das Informationsblatt der letzten Milchwägung zeigt 94 Prozent der Kühe mit weniger als 100 000 Zellzahlen. Die durchschnittliche Lebensleistung bis zum Abgang in den Schlachthof liegt bei 58 000 Kilo Milch, mehr als doppelt so viel wie der Schweizer Durchschnitt.

 

Der Betrieb

  • Betriebsleiter: Toni Peterhans
  • Standort: Fislisbach AG
  • LN: rund 62 ha
  • Tierhaltung: 40 Holstein-Kühe, 500 000 kg Liefermenge, 35 Nachzuchttiere, 1 bis 2 Stiere; 2 bis 3 Pensionspferde
  • Ackerbau: 20 ha Silomais, 6 ha Zuckermais, 6,5 ha Weizen, 6,5 ha Buschbohnen, 5,5 ha Drescherbsen, 5,5 ha Zuckerrüben, 7,2 ha Ökowiese Qualitätsstufe II, zirka 5 ha Kunstwiesen und Weiden
  • Lohnarbeiten: Silieren, Säen, Gülle und Biogasgülle führen, Maisballen- und Losemaishandel, Losetransport
  • Weiteres: Solarstrom-Produktion seit 2009 für EWZ, 80 kWp
  • Arbeitskräfte: Betriebsleiter Toni Peterhans, Sohn Daniel, ein Mitarbeiter

Von Rot zu Schwarz

Schon der junge Toni träumte nicht von einer grossen Viehherde, sondern von einer hohen Leistung. Er startete vor 30 Jahren bei der Übernahme des elterlichen Betriebs mit 23 Red Holstein und einem Herdenschnitt von 7500 Kilo Milch. Er kaufte zum Vergleichen einige Holstein zu und züchtete mit den besten weiter – in seinem Fall hiess das mit den milchstarken. Heute ist die Herde schwarz. Der Anbindestall mit Jahrgang 1985 wurde 1996 auf 40 Plätze an- und ausgebaut. Seither hat Toni Peterhans lieber in Land statt in einen neuen Stall investiert, er hat nicht die Anzahl Tiere gesteigert, sondern die Leistung. Die Wahl der Genetik und das Besamen liegen heute in der Verantwortung von Sohn Daniel,  Landwirt mit Meisterprüfung und Besamerkurs. Im Durchschnitt tragen die Kühe nach zwei künstlichen Besamungen. Für die anderen ist ein Stier, meistens aus eigener Zucht, im Natursprung zuständig. Melken ist Chefsache, diese Arbeit liegt ausschliesslich in den Händen von Vater und Sohn. «Auf diesem Niveau musst du nahe am Tier sein», begründet Peterhans.

Futterbau-Fanatiker

«Ich bin ein Fanatiker von gutem Futterbau», sagt Toni Peterhans zu diesem Thema. Nervös ist er selten, passieren könnte das allenfalls dann, wenn es Zeit wird zum Grassilieren – «der wichtigste Tag im Jahr». Die Qualität des Grundfutters entscheide über den Erfolg der Milchproduktion im nächsten Jahr, «Grundfutterqualität kannst du mit Kraftfutter kaum ersetzen». Grassilage produziert Peterhans fast ausschliesslich aus Zwischenfutter. Er hat eine eigene Mischung zusammenstellen lassen. Sie ist gräserreich, «denn die Kühe müssen kauen, der Motor muss laufen». Sein Mitarbeiter rapportiert ihm, wenn die Kauschläge einer Kuh unter die gewünschte Rate fallen. Bei der Maissilage setzt Peterhans auf Hochschnittmais, um die Energiedichte zu erhöhen.

An einer Ausstellung bekam Toni Peterhans einmal von einem Experten zu hören, seine Kühe hätten zu wenig Milchcharakter. Als Milchproduzent sieht er die Qualität seiner Tiere lieber im Stall bestätigt. Für eine wirtschaftliche Milchproduktion macht er sich bei der Produzentenorganisation Big-M stark. Er ist ein gefragter Interviewpartner rund um die Milch- und Landwirtschaft, steht auch hin, wenn unbequeme Fragen gestellt werden. «Ich suche das nicht», stellt er klar. Aber er sage eben seine Meinung, statt um den heissen Brei herum zu reden und zu jammern.

Leistung der ganzen Truppe

Mit seiner Herde mit dem Präfix «Peterhans» ist der Aargauer einer von fünf Züchtern in der Schweiz, die der Verband als Holstein-Meisterzüchter 2020 ausgezeichnet hat. Die Kriterien sind hohe Leistungen für Produktion und Exterieur sowie eine sehr gute Nutzungsdauer. Toni Peterhans nimmt diesen ­Titel als Bestätigung und Motivation für seine Arbeit. Ein einzelnes Tier aus seinem Stall mag er für den Fototermin nicht hervorheben. «Die ganze Truppe hat diese Leistung geschafft.» Und wie geht es weiter für den 58-Jährigen? «Konsolidieren, ­einige Details optimieren, geniessen», lacht er und ergänzt, «im Wissen, dass die Bäume nicht in den Himmel wachsen». Seine Herde auf dieses Niveau zu bringen, sei anspruchsvoll gewesen – die Leistung zu halten ­genauso.

 

Eine gezielte Fütterung

Grund- und Kraftfutter kosten auf dem Betrieb von Toni Peterhans 24 bis 25 Rappen pro Kilo Milch. Er fährt für die ganze Herde mit derselben TMR. Struktur ins Futter bringt er mit bodengetrockneter und feldgepresster Luzerne. Rund 1,5 Kilo davon setzt er in der TMR ein, dazu 2,5 Kilo Heu, 30 Kilo Mais, 16 Kilo Gras, vier Kilo Eiweisskonzentrat (eigene Rezeptur), 700 Gramm Dextrose – «das gibt schnell verfügbare Energie» - und 250 Gramm Mineralstoff mit Pansenpuffer. Die TMR ist auf ein Milchproduktionspotenzial von 41 Kilo Eiweiss und 38 Kilo Energie bei 21 Kilo TS-Verzehr ausgelegt. Zusätzliches Kraftfutter wird von Hand vorgelegt, maximal zwei Kilo pro Tag und nur für Kühe mit Milchleistungen über 40 Kilo. Seit 20 Jahren setzt Peterhans kein Abkalbe- und Starterfutter mehr ein, «es ist zu teuer». Dasselbe gelte für Aufzuchtfutter. Die Kälber starten im ersten Monat im Iglu mit sieben Litern Milch pro Tag, in vier Monaten erhalten sie total 550 Liter, danach bekommen sie Heu und dieselbe TMR wie die Kühe.