Anfang Mai lag in der Höhe noch ziemlich viel Schnee, ans Weiden war nicht zu denken. Daher fand der vom Plantahof organisierte Kurs «Weiden» schliesslich Anfang Juni, einen Monat später als geplant, auf dem Betrieb von Martin und Simone Bläsi in Lenzerheide statt.
Möglichst wenig Aufwand
Im Rahmen der angestrebten Klimaneutralität ist das Weiden des Rindviehs ein wichtiger Punkt. Zwar wird im Berggebiet seit jeher vor allem im Sommer auf den Alpen sehr viel geweidet, doch dass man auch im Frühjahr und im Herbst auf dem Heimbetrieb mit einem guten Weidemanagement sehr viel erreichen kann, zeigte Martin Bläsi auf seinem Betrieb.
Eines seiner Ziele ist, das Gras möglichst einfach und nachhaltig mit dem Rindviehbestand zu veredeln. Er stellte sich die Fragen, wie mit möglichst wenig Aufwand möglichst viel Milch und Fleisch produziert werden kann, wie die Milchproduktion pro Stunde Arbeit gesteigert und gleichzeitig die Kosten gesenkt werden können. Oder wie sich die Gesamtarbeitszeit und die Kosten senken lassen und man dafür die Lebensqualität steigern kann.
Lösungen gefunden
Martin Bläsi hat für seinen Betrieb Lösungen gesucht und gefunden. 2005 bei einem Kurs in Burgrain hörte er, dass aus einem Kilogramm Trockensubstanz Gras ein Liter Milch entstehe, aus einem Kilogramm Trockensubstanz Silage nur 8 Deziliter Milch und aus der gleichen Menge Heu sogar nur noch 7,5 Deziliter Milch produziert würden. Heuen im Berggebiet ist viel teurer als im Talgebiet.
Also kam Bläsi zum Schluss, dass man möglichst viel Milch aus Gras produzieren müsste, also möglichst viele Kilogramm Milch pro Hektare. Hier stehe natürlich Weiden an erster Stelle. Die teure Winterfütterung müsse möglichst mit kostengünstigerem Trockenfutter, Ökoheu, ersetzt werden. Also müssten in dieser Zeit die Kühe galt sein, keine Milch produzieren.
Zeit für anderes
Heute sieht Bläsis Milchviehhaltung so aus: Ende März bis Ende Mai werden die Kühe besamt, damit sie im Januar und Februar abkalben. Ende Oktober werden sie trockengestellt, so dass weder im November noch im Dezember gemolken wird, die Kühe bekommen vor allem Ökoheu. Im Sommer sind die Kühe auf der Alp, also wird auf dem Hof von Martin Bläsi während fünf Monaten pro Jahr nicht gemolken. Die nicht gebrauchte Melkzeit kann er für anderes verwenden. Zudem sollen die Kühe vor und nach der Alp ihr Futter auf der Weide möglichst selbst suchen, zum Melken kommen sie in den Stall, wo sie sich auch ausruhen können, bevor es wieder auf die Weide geht.
Die passende Kuh
Um den Betrieb so führen zu können, mussten auch die entsprechenden Kühe gesucht und gefunden werden. Kleinere Kühe mit knapp 600 Kilogramm Körpergewicht mit einer Milchleistung von rund 5800 Kilogramm, bei 3,4 Prozent Eiweiss und 4,8 Prozent Fett, hätten sich am besten bewährt, so Martin Bläsi. Mit der Düngung der Wiesen hat er ebenfalls experimentiert. Den Boden zu düngen heisst für ihn, die Bodenlebewesen zu ernähren. Ziel ist hier, die Humusschicht aufzubauen und die Wasserspeicherkapazität zu erhöhen. Mit all diesen Massnahmen konnten Kosten gesenkt werden.
Kein einfaches Schema
Natürlich sei Planen das eine, doch wie die Natur sich verhalten kann, zeigte der Landwirt eindrücklich anhand von zwei Daten: Der früheste Weidebeginn ist der 20. April, der späteste ist der 10. Juni, wie es in diesem Jahr der Fall ist.
Nach der Theorie ging es auf die Weiden. Nahe dem Stall sind die Weiden in Koppeln eingeteilt, sie werden überweidet, dann wird wieder gewechselt. Wenn etwas länger geweidet wird, so sind die Unterschiede des Aufwuchses bereits sichtbar. Aber auch hier muss geschaut und dementsprechend gehandelt werden. Es gebe kein Schema, das man einfach durchziehen könne, so Bläsi.