"Ich habe genug. Immer sagst du mir, was ich zu tun habe." Nachdem Adrian* diesen Satz wütend zwischen den Zähnen durchgequetscht hat, steht er auf und verschwindet. Paul* bleibt zusammen mit seiner Frau Susanne* am Küchentisch zurück. Er ist fassungslos und hat keine Ahnung, was passiert ist. Aus seiner Sicht hatte er seinem Sohn Adrian beim Nachtessen lediglich erzählt, was für Arbeiten auf dem Betrieb anstehen. 

Mit und ohne Worte

Menschen, die sich begegnen, zusammen leben und/oder arbeiten, kommunizieren miteinander. Dies kann mit oder ohne Worte geschehen. Das Gegenüber reagiert viel stärker auf die Körpersprache als auf gesprochene Worte. Mehr oder weniger bewusst nimmt das Gegenüber wahr, was die Körpersprache mitteilen möchte. Und laufend interpretiert das Gegenüber das, was die Körpersprache mitteilt. Allerdings interpretiert der Mensch nicht immer richtig, was zu Missverständnissen führen kann. 

Wird miteinander gesprochen, kommen zur Körpersprache gleichzeitig die gesprochenen Worte als Kommunikationsmittel hinzu. Und parallel zu den Worten wird mit der Stimme bzw. Tempo, Tonhöhe, Betonung, Pausen kommuniziert. Dies birgt weitere Risiken für Missverständnisse. Denn sowohl die Worte als auch die Stimme können falsch interpretiert werden. 

 

Körpersprache

Kommunizieren ohne Worte heisst, dass der Mensch mit seiner Körperhaltung, den Körperbewegungen und mit dem Gesichtsausdruck spricht bzw. Informationen an sein Gegenüber weitergibt. Und da der Mensch sich selbst nicht immer im Spiegel sieht, weiss er nicht, wie er, in welcher Situation aussieht und wirkt bzw. was er mit der Körpersprache erzählt. Kurz, die Informationen, die fürs Gegenüber am Wichtigsten sind, sieht der Mensch selber nicht, und er kann sie auch nur schwer steuern. 

 

Missverständnisse klären

Zurück zum einleitenden Gesprächsausschnitt ist es bei der Kommunikation von Paul und Adrian zu einem Missverständnis gekommen. Ein klärendes Gespräch am nächsten Tag zeigte, dass Adrian sich von seinem Vater bevormundet gefühlt und er die Kommunikation seines Vaters falsch interpretiert hatte. Und das, obwohl Adrian seit einem Jahr der Chef war. Doch dies war keines Falls die Absicht von Vater Paul. Als Angestellter bei seinem Sohn war es lediglich seine Absicht gewesen, seinen Sohn zu unterstützen. Paul dachte, Adrian sei froh, wenn er ihm mitteile, was alles noch nicht erledigt ist.

Zwei Dinge hätten das Missverständnis und eine allenfalls ungute Stimmung, die aus diesem Kurzgespräch entstanden ist, verhindern können: warten und nachfragen. Und das hätten beide – Paul und Adrian – tun können. 

Nachfragen und warten

Vater Paul hätte warten können, dann hätte Adrian vielleicht von sich aus mit der Arbeitsbesprechung begonnen. Andernfalls hätte Paul nachfragen können. 

Ein Beispiel fürs Nachfragen: "Welche Arbeiten möchtest du als Nächstes angehen?" 

Auch Adrian hätte warten können. Vielleicht hätte Vater Paul dann von sich aus erklärt, was er mit der Aufzählung der anstehenden Arbeiten sagen wollte. Andernfalls hätte Adrian nachfragen können. 

Beispiele fürs Nachfragen: "Was möchtest du mir mit dem Aufzählen der anstehenden Arbeiten sagen?" oder "Wer könnte diese Arbeiten, wann erledigen?". 

Einfaches Nachfragen mit wohlwollender Stimme und Körpersprache ist ein Wundermittel. Ausprobieren lohnt sich!

*Namen geändert