Astrid Derungs, Präsidentin Bündner Bäuerinnen- und Landfrauenverband (BBLV) erinnerte an die damaligen Ziele: «Der Verband wurde gegründet, damit die Frauen sich gegenseitig helfen, Produkte verkaufen und die finanzielle Lage verbessern konnten.»

Selbsthilfe war prioritär

Beispielhaft war damals die Anschaffung einer Büchsenverschlussmaschine der Bergüner Bäuerinnen, um Esswaren haltbar zu machen, indem der Inhalt der Büchsen sterilisiert wurde.

2010 wurde der Verbandsname des BBLV geändert, denn es wurden immer mehr Nicht-Bäuerinnen in die Vereine aufgenommen – eben die Landfrauen. Heute zählt der BBLV 31 Sektionen mit rund 1200 Mitglieder. Zur Sektion Bergün gehören 32 aktive Mitglieder, davon sind acht Bäuerinnen sind.

Die Musikgesellschaft Bergün begrüsste bei schönstem Wetter die vielen Gäste. Die Bäuerinnen der Sektion Filisur sorgten für einen reichhaltigen Apéro, bevor man sich zum Gruppenfoto versammelte und dann das Mittagessen geniessen konnte. Das Dessertbuffet hatten die Bergüner Vereinsmitglieder hergerichtet. Somit konnten alle Frauen den Festtag geniessen.

[IMG 2]

Hoher Besuch am Jubiläum

Wie wichtig der BBLV und die Sektion Bergün sind, unterstrich der Besuch von Regierungsratspräsident Marcus Caduff. 2003 gab es eine Studie, welche aufzeigte, dass die Landwirtschaft damals Männersache war. Nur gerade 3,1 Prozent der Landwirtschaftsbetriebe wurden von Frauen geführt. Seither sind am Plantahof 15 Prozent der Erstausbildner Frauen, bei der Zweit- und Nachholausbildung sind es sogar 33 Prozent. «Diese Frauen können bei den Betrieben, die in der Regel vom Partner geführt werden, mitreden und mitbestimmen. Allerdings werden heute nur sieben Prozent der Betriebe von Frauen geführt», fasste Caduff zusammen. [IMG 3]

Soziale Absicherung nötig

In einem Podiumsgespräch, geleitet von Peter Küchler, Direktor Plantahof, antworteten Nina Tanner und Marta Padrum, ehemalige Präsidentinnen BBLV, Astrid Derungs, amtierende Präsidentin BBLV, Romy Schmidt, ehemalige Präsidentin Sektion Bergün, Eva Stählin, amtierende Präsidentin Sektion Bergün und Jeanette Zürcher, Vorstand SBLV, auf seine Inputs.

[IMG 4] So war zu erfahren, wie sie Bäuerin wurden, zu ihrem Amt kamen, wie sich das Umfeld verändert hat, dass sich die Bäuerinnen heute auch politisch engagieren würden, wie wichtig die soziale Absicherung der Frauen in der Landwirtschaft sei, dass sich Frauen in die Agrarpolitik einbringen müssen – und dass die Bäuerinnen heute auch wahr- und ernstgenommen würden, allerdings gebe es daran noch viel zu arbeiten.

Rezepte und Verbandsgeschichte

Höhepunkt war die Präsentation des neu erschienenen Jubiläumsbuchs. Die Sektionen stellen darin ihre Vereinsgeschichte dar und ein regionenspezifisches Rezept. Zudem gibt es Erinnerungen und Geschichten von Schwester Helene Weggemann und Schwester Erika Tschuor. Die gesammelten Rezepte wurden  von Heidi Kohler, Plantahof, ausprobiert und von Katja Schnider und Ursina Heinz fotografiert. [IMG 5]

Speziell für das Jubiläum der Bergünerinnen wurde zur Dorfchronik «Muchette» eine Sonderausgabe von Jörg Stählin, «Frauenleben/Veta da donnas» herausgegeben. Hier ist viel aus dem Leben von Dorffrauen und der Sektion Bergün zu erfahren.