Simon hatte es geschafft. Bereits als Kind hatte er davon geträumt, Bauer zu sein. Nun lebt er seinen Traum. Im Stall stehen 60 Milchkühe und er bewirtschaftet 45 Hektaren Land, zwei Angestellte arbeiten auf dem Betrieb und seine Frau Susanne betreibt Direktvermarktung. Gemeinsam mit seiner Frau führt er den Betrieb und zusammen erziehen sie ihre beiden Kinder. Ebenfalls auf dem Betrieb leben seine Eltern, die täglich mithelfen. 

Alles hat zwei Seiten

Wichtig ist Simon, dass er neben dem Betrieb seine Hobbys pflegen kann, aktiv am Familienleben teilhat und auch bei der Kindererziehung mithilft. Für ihn macht das Bauernleben nur mit Familie so richtig Spass. Das sei zu viel, hatten ihm verschiedene Leute immer wieder gesagt. Doch Simon verwirklichte sich nach und nach jeden seiner Träume. Mittlerweile ist er überzeugt, dass er alles schaffen kann, wenn er will und auch bereit ist, den Preis dafür zu bezahlen. Denn jede Sache hat mindestens zwei Seiten. Bei Simon waren dies eine betriebliche und eine familiäre Seite.

Simon muss sich immer wieder anstrengen, dass er alles schafft. Vor allem, dass er die Familie nicht vergisst. Die betriebliche Seite seines Familienbetriebes ist ihm näher als die familiäre Seite. Von klein an ist er sich gewohnt, dass zuerst der Betrieb und die Arbeit kommen und erst dann das Vergnügen bzw. das Familienleben. Dieses Muster zu durchbrechen ist für ihn immer wieder eine Herausforderung. 

Die Situation macht der Bäuerin zu schaffen

Aufgrund der Corona-Pandemie wurden die Kinder zu Hause geschult und die eigene Direktvermarktung boomte. Simon und Susanne arbeiteten am Abend länger und standen am Morgen früher auf, um die Nachfrage in der Direktvermarktung zu decken. Simon freute sich, dass die Direktvermarktung so gut lief. Doch die erste Freude war schnell vergangen. Denn seine Frau war irgendwie unzufrieden. Er konnte das gar nicht verstehen! Schliesslich lief ihr geliebtes Standbein, die Direktvermarktung, so gut wie noch nie. Das Ganze klärte sich bald. Susanne erzählte ihm, dass sie hin- und hergerissen sei und ihr die aktuelle Situation zu schaffen machte. 

Einerseits laufe der Hofladen so gut wie nie und sie könne sich dort verwirklichen. Andererseits sollte sie doch mehr bei den Kindern sein und mit ihnen Unterricht machen. Schliesslich wolle sie als Mutter das Beste für ihre Kinder. Simon hörte, was seine Frau sagte und wurde sich bewusst, dass er bisher nur die betriebliche Seite gesehen hatte. Doch die Seite aus Sicht der Familie sah er erst jetzt. Er war froh, hatte Susanne das Gespräch mit ihm gesucht. Sie einigten sich, dass Simon die Kinder vermehrt mit auf den Betrieb nahm. So hatten sie die Kinderbetreuung besser verteilt und alle konnten die positive Seite der Situation – nämlich dass die Direktvermarktung sehr gut lief und sie mehr Zeit gemeinsam mit den Kindern verbringen konnten – geniessen.