Wenn man Röbi Kessler beim "Chlefelen" zusieht, hat man das Gefühl, er habe tanzende Hände oder er dirigiere ein unsichtbares Orchester. Je zwei Holzbrettchen pro Hand erzeugen beim Zusammenschlagen ein rhythmisches Geklapper. Dieses ist recht laut.
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287 verschiedene Hölzer
Röbi Kessler hat ein ungewöhnliches Hobby. Er hat eine Sammlung mit Chlefeli aus 287verschiedenen Hölzern. Die Chlefeli macht er selber. Das Holz sucht er oder bekommt er von Bekannten. Es hat bekannte Hölzer in der Sammlung, wie Nussbaum, Eiche oder Esche, aber auch ganz ungewöhnliche: Buchsbaum, Efeu oder Elsbeere zum Beispiel. Die Maschinen für die Chlefeli-Produktion, hat er selber weiterentwickelt und dem entsprechend umgerüstet.
Als Bub wollte Röbi Kessler Bauer werden. Es gab aber keinen Hof in der Familie. So wurde er stattdessen Forstwart. Deshalb wohl auch die Liebe zu den verschiedenen Hölzern. Was Kessler aber auf jeden Fall von der Bauernfamilie mitbekam, bei der er jeweils half, ist die Liebe zur Volksmusik. Ebenfalls als Bub bekam Röbi Kessler sein erstes Paar Chlefeliund zog, wie es der Brauch will, damit durch die Gassen. Diese hat er heute noch. Die dunklen Enden fallen auf. "Früher schwärzten wir die Chlefeli unten an, weil wir dachten, es töne besser", erklärt der Fachmann.
Chlefele der Brauch
Woher der Brauch des Chlefelns kommt, weiss man nicht so genau. Im Mittelalter mussten sich die Aussätzigen mit Klappern ankündigen, damit die Gesunden Abstand zu ihnen halten konnten. In der Fastenzeit gibt es verschiedene Lärminstrumente, die die Wintergeister vertreiben. Unter ihnen auch die Chlefeli. Aber auch als rhythmisches Begleitinstrument in Volksmusikformationen findet man sie.
Heutzutage ist Chlefele vor allem ein Schwyzer Kinderbrauch. In der Woche vor Karfreitag wird jeweils das Priis-Chlefele organisiert. Die Kinder von Arth, Brunnen, Gersau, Muotathal, Sattel, Schwyz und Steinen messen sich an Anlässen in ihren Gemeinden im Chlefelen. Sie üben auf dem Schulweg und dem Pausenplatz.
Mehr Informationen:
www.chlefele-schwyz.ch
Keine Castagnetten
Was Röbi Kessler gar nicht mag, ist der Vergleich der Chlefeli mit den Castagnetten (spanisches Rhythmusinstrument). Letztere sind ebenfalls aus Hartholz, aber muschelförmig und mit einer Schnur verbunden. "Beides sind sicher alte Instrumente, aus der Zeit, als der Mensch noch nicht sesshaft war", meint der Kenner.
Als Ende der 90er- anfangs der 2000er-Jahre fast keine chlefelnden Schulkinder mehr durch Schwyz zogen, gründete Röbi Kessler mit anderen Personen zusammen den Verein "s’Chlefele läbt". Der Verein gestaltete den Schüler-Wettbewerb, das Priis-Chlefele, attraktiver. "Es findet nun an einem Freitagabend in der grossen Mehrzweckhalle statt", meint Kessler. Ein richtiger Unterhaltungsabend für die ganze Familie, inklusive Rahmenprogramm. Die Kinder treten an vier verschiedenen Wettkampfplätzen gegeneinander an. Die besten dürfen am Schluss auf die Hauptbühne. "Früher chlefelten eher die Buben, unterdessen sind die Mädchen in der Mehrzahl und es wird gerne mal der Ausdruck 'Wyber-Zeugs' verwendet", erzählt Kessler. Das liege vielleicht daran, dass das Chlefele nicht mehr so statisch sei wie früher. "Heute können die Kinder selber etwas komponieren, inklusive einer Choreographie dazu einstudieren."
Noch nicht vollständig
Röbi Kessler chlefelt regemässig in einer Volksmusikformation und gibt auch Kurse. In seiner Werkstatt hat es noch einige Hölzer, die zu Chlefeli verarbeitet werden wollen; alle angeschrieben mit der Holzart und wo diese herkommt. Die Sammlung ist also noch nicht vollständig. Sobald ein Holz zu Chlefeli verarbeitet ist, kriegen sie eine Nummer. Diese wird zusammen mit den anderen Angaben in eine Liste eingetragen. Wenn das Holz nur ein Paar Chlefeli hergibt, geht dieses in Röbi Kesslers Sammlung. Gibt es mehrere Paare, werden die überzähligen verkauft.