«Als jemand für ein Hofporträt vorbeikam, wussten wir, dass wir einer der besten drei sind», sagt Sara Kunz. Der Früchtehof Kunz aus Grüningen schaffte es auf Platz zwei beim Wettbewerb «Schönster Hofladen der Schweiz».
Der Verkaufsraum ist grosszügig und trotz einer stattlichen Anzahl Produkte wirkt er nicht überfüllt. Ein nettes Detail ist ein Fenster, durch das die Besucher vom Laden direkt in den Stall zu den Mutterkühen sehen können. «Das kommt gut an, die Leute haben Freude», meint die Bäuerin. Kritische Fragen betreffend Tierhaltung kämen eher bei den Hühnern. «Auch betreffend der Vogelgrippe wollen die Leute einiges Wissen. Ich erkläre dann, weshalb wir sie zurzeit nicht auf die Weide lassen dürfen.»
Obstbau gibt es seit Generationen auf dem Hof
«Auf unserem Betrieb ist der Obstbau seit Generationen im Herz verankert», sagt Sara Kunz. Etliche Obst- und Beerenanlagen, die rings um den Hof angelegt sind, scheinen dies zu bestätigen. Dieser Betriebszweig sei aber auch die Herausforderung gewesen, als sie sich vor fünf Jahren entschieden, auf Bio umzustellen.
«Der Bio-Pflanzenschutz ist nicht ohne», meint Sara Kunz. Trotz grossem Aufwand habe das schlechte Wetter heuer sichtbare Spuren auf den Äpfeln hinterlassen. «Normalerweise gehen unsere Gala weg wie nichts. Nicht so dieses Jahr.» Sie beobachte, dass die Kunden(innen) zwar Bio-Qualität möchten, dann aber doch lieber nach grossen und vor allem makellosen Äpfeln greifen würden.
«Die Kirschen verkauften die Schwiegereltern seit jeher direkt ab Hof; auf dem Hofplatz ganz ohne Laden», erzählt Sara Kunz. Das Chriesifest, das jeweils am letzten Samstag im Juni stattfindet, sei längst Tradition. «Als mein Mann Adrian und ich 2009 den Hof übernahmen, sagten wir uns, dass wir künftig keine Fliegen mehr auf den feilgebotenen Kirschen haben möchten und bauten den Hofladen», meint sie rückblickend.
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«Es sprach eigentlich alles dagegen. Damals galt die Meinung, dass ein Direktvermarkterhof direkt an einer Strasse gelegen sein müsse.» Der eintretende Erfolg widerlegte die These. «Die Leute kommen zu uns, weil sie bei uns einkaufen möchten. Dafür nehmen sie die Anfahrt in Kauf, und darum soll sich der Besuch bei uns für sie lohnen», sagt die Bäuerin mit Nachdruck.
Immer wieder viele neue Ideen
Im Hofladen sind klar Produkte aus Obst in der Überzahl, aber auch das Ei als solches sowie in Form von Gebäck und Nudeln ist präsent. In einer grosszügigen Kühlvitrine wird das eigene Fleisch ansprechend präsentiert, und als neustes Produkt gibt es eigene Hafer- und Weizenflöckli. Zugekaufte Produkte hat es wenige. Den Hauptteil davon macht frisches Gemüse aus. «Wir gehen zweimal pro Woche auf den Markt. Eine Auflage der Marktkommission war, dass wir nebst unseren Früchten auch Gemüse anbieten», erklärt Sara Kunz.
Eigentlich werde von Expertenseite geraten, sich auf einen oder zwei Schwerpunkte auf dem Betrieb zu konzentrieren, meint die Bäuerin mit einem Schmunzeln. «Adrian hat aber immer so viele Ideen, und ich lasse mich jeweils leicht von ihm begeistern. Darum sind wir wohl recht divers.» Den Tipp, dass sich ein Laden mit Selbstbedienung lohne, nahmen sie dankend ins Konzept auf. «An einem Treffen für Direktvermarkter sagten uns die Profis, dass wir uns für den eingesparten Stundenlohn ohne Bedienung gerne ein paar Produkte stehlen lassen können.»
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Natürlich macht die Bäuerin Stichproben. «Die Leute sind jedoch sehr wohlwollend und schwarze Schafe gibt es schliesslich überall.» Sara Kunz hat beobachtet, dass die Leute in Selbstbedienung mehr kaufen, weil sie sich in Ruhe im Laden umschauen und dabei überlegen können, was sie in den Einkaufskorb legen möchten.
«Wir machen vieles richtig»
Auf die Frage, weshalb ihre Familie beim Wettbewerb für den schönsten Hofladen mitgemacht hätte, meint Sara Kunz: «Ich wollte, dass die Jury unseren Hofladen besucht und ihre Expertise dazu abgibt.» Den Bericht hat sie bekommen und beim Durchlesen hätte sie gemerkt, dass sie vieles richtig machten. Der Podestplatz freut sie sehr.
Warum es nicht für den Sieg gereicht hat? «Ich kann mir vorstellen, dass es ganz knapp war, und sicher könnten wir den Anteil zugekaufter Produkte noch weiter reduzieren.» Auf jeden Fall möchte sie einige der anderen Hofläden besuchen gehen, die ebenfalls am Wettbewerb teilnahmen. «Ich besuche fast jeden Hofladen, an dem ich vorbeikomme. Aus ‹Gwunder›, wie die anderen es so machen.»
Betriebsspiegel Früchtehof Kunz
Betriebsleiter: Sara und Adrian Kunz mit Kindern Timo, Celine, Leonie, Rohan und Carmen
Ort: Grüningen ZH
LN: 24 ha
Ackerkulturen: Brotweizen, Hafer, Kartoffeln, Mais, Futtergetreide
Obst: Kirschen, Zwetschgen, Äpfel, Birnen Himbeeren, neuerdings Nuss- und Edelkastanienbäume, 130 Hochstammbäume
Tierbestand: 2000 Legehennen, 16 Mutterkühe, 4 Ziegen, 2 Esel, Katze und Hund
Arbeitskräfte: Betriebsleiterpaar, Eltern Rosmarie und Karl Kunz, Eveline Kunz (Sekretariat), angehende Bäuerin FA, Lehrling, saisonale Helfer(innen), Zivis
Mehr Informationen: www.fruechtehof-kunz.ch
