Aktuell ist zwar kein Güllewetter und in einigen Regionen ist es im Winter generell verboten, Gülle auszubringen. Trotzdem ist das Thema aktuell. Gülle und Mist fallen auf Betrieben mit Tieren täglich an und sind wichtige Nährstoffquellen. Das Ziel auf jedem Betrieb ist ein möglichst geschlossener Nährstoffkreislauf.
Ressoruceneffizienz-Beiträge auf der Kippe
Hofdünger liefern nicht nur die Nährstoffe für Grünland- und Ackerkulturen, sie tragen auch zur generellen Bodenverbesserung bei und fördern dessen Fruchtbarkeit. In der Schweiz stammen laut dem Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) 92 Prozent der Ammoniakemissionen aus der Landwirtschaft. Aus diesem Grund fördert der Bund emissionsmindernde Ausbringverfahren über die Direktzahlungen. Als emissionsmindernde Gülleausbringverfahren zählen Schleppschlauch, Schleppschuh und Gülledrill.
Diese Förderung sollte eigentlich per Ende 2021 eingestellt werden und ab 2022 wäre ein Schleppschlauch-Obligatorium beschlossen worden. Doch der Ständerat hat ein Veto dagegen eingereicht. Nun muss noch der Nationalrat der Motion zustimmen, damit das Obligatorium definitiv vom Tisch ist.
Weniger Güllegeruch in der Luft
Doch Obligatorium hin oder her, einen Schleppschlauch einzusetzen hilft, die Nährstoffe mit der Gülle besser in den Boden zu bringen. Zudem haben diese Ausbringverfahren noch einen weiteren positiven Effekt. Sie vermindern den unbeliebten Güllegeruch in der Luft. Das ist also auch Imageförderung für die Landwirte.
Verteiler am Traktor oder am Fass angebaut
Schleppschlauchverteiler können entweder direkt am Traktor oder Transporter angebaut werden oder dann an einem Güllefass. Doch nicht immer ist dazu der Kauf eines neuen Güllefasses nötig. Schleppschlauchverteiler können nämlich auch ganz gut an bestehenden Güllefässern angebaut werden. Diesen Service bieten in der Schweiz zahlreiche Firmen an, wie zum Beispiel die Kohli AG in Gisikon LU, die Wälchli Maschinenfabrik AG in Brittnau AG, die Hochdorfer Technik AG in Küssnacht SZ oder die Schweizer AG in Schwarzenbach SG.
Voraussetzungen prüfen
Wir haben mit Michael Kohli, dem Geschäftsführer der Kohli AG, darüber gesprochen in welchen Fällen ein Umrüsten auf Schleppschlauch Sinn macht.
«Wir bauen sehr viele Schleppschlauchverteiler an bestehende Fässer an», sagt Kohli. Machbar sei der Anbau fast für alle Fässer, so Kohli.
Neuere Fässer hätten bereits Anbaukonsolen ab Werk. Bei älteren Modellen müsse man die Konsole selbst bauen.
Wichtig sei es, dass die Achslast durch das zusätzliche Gewicht nicht überschritten werde. Ein Schleppschlauchverteiler mit samt Konsole ist meist ab zirka 400 kg schwer. Hierbei ist auch die Deichsellast zu beachten.
«Oft muss man die Achse nach hinten verschieben, damit die Deichsel des Güllefasses nicht im Zugmaul schlägt», so Kohli.
Kostenpunkt 22'000 Franken mit Umbau
Der Kostenpunkt für einen Schleppschlauchverteiler mit elektrohydraulischer Steuerung liege ohne Anbau bei 17'000 Franken. Der Anbau kostet zusätzlich 2'500 bis 5'000 Franken.
«Es kommt darauf an, ob das Fass schon eine Anbaukonsole hat oder nicht. Wenn man eine bauen muss, wird der Anbau aufwendiger und somit auch teurer», erklärt Kohli. Machbar sei der Anbau aber auch bei ganz alten Fässern.
«Wenn jemand zufrieden ist mit dem bestehenden Fass, weil dieses noch funktionstüchtig ist und es die richtige Grösse hat, lohnt sich der Aufbau fast immer», sagt Kohli.
Der Zustand des Fasses muss es natürlich auch zulassen, auf rostige Fässer lohnt es sich nicht.
Ein neues Güllefass kostet schon um die 25'000 Franken ohne Schleppschlauchverteiler.
Bei grösseren Investitionen muss alles zusammenpassen
Auch die Wälchli Maschinenfabrik AG in Brittnau bietet Schleppschlauchverteiler an. Geschäftsführer Beat Wälchli sagt, man müsse sich das Umrüsten gut überlegen. «Dabei muss der Aufbau für jedes Fass individuell gefertigt werden, und das wäre dann verlorenes Geld, wenn das Fass nicht das richtige ist.»
Wälchli ist auch etwas skeptischer mit älteren Fässern. Bei so einer grossen Investition sei es wichtig, dass wirklich alles zusammenpasse. Bei Wälchli kostet ein Schleppschlauch rund 22'000 Franken. Beim Aufbau kommen 4'000 Franken dazu.
Gemeinsam investieren für eine bessere Auslastunt
Bei der Anschaffung eines Güllefasses wie auch beim Umrüsten dessen lohnt es sich, über eine gemeinsame Investition nachzudenken.
Christian Gazzarin von der Agroscope sagt, eine gemeinsame Anschaffung lohne sich in den meisten Fällen. Dadurch werden die Anschaffungs- und Unterhaltskosten aufgeteilt und die Auslastung des Fasses wird besser.
Maschinenkosten berechnen
Gazzarin rät, die effektiven Kosten mit dem Excel-Berechnungsprogramm «Tractoscope» von der Agroscope zu berechnen, welches unter dem Link www.maschinenkosten.ch zu finden ist.
Damit können nicht nur die Auslastungsschwelle (Kaufschwellenrechner), sondern auch die Ausgleichszahlungen an die Teilhaber («Tracsharing») berechnet werden. Für eine zufriedenstellende Zusammenarbeit sei es wichtig, nicht nur Zahlungen, sondern auch Unfälle vertraglich zu regeln.