Es ist Winterfütterungs-Zeit. Das Futter, das die Bauern im Sommer konserviert haben, liegt jetzt in den Futterkrippen. Das Silo leert sich langsam – und das entnommene Futter kann teilweise warm werden. Wieso? Und was bedeutet das? «Wenn die Silage jetzt deutlich wärmer wird, ist das kein gutes Zeichen», sagt Ueli Wyss, Futterkonservierungsexperte bei der Agroscope in Posieux FR. Ein zu warmes Futter deute auf eine schlecht verdichtete Silage und einen zu kleinen Vorschub hin.
Der Vorschub entscheidet
Im Winter muss in einem Fahrsilo mindestens ein Meter Silage pro Woche abgetragen werden. Bei einem Hochsilo mit der Entnahme mit einer Silofräse sind es fünf Zentimeter täglich.
Bei der Entnahme kommt die oberste, resp. vorderste Silageschicht mit Luft in Kontakt. Sauerstoff ist aber Gift für die Silage. Ist das konservierte Futter nicht genügend dicht gepresst, kann der Sauerstoff über einen Meter in die Silage eindringen.
Pilze verderben alles
Dort vermehren sich dann sofort Hefen und Schimmelpilze. «Werden diese Mikroorganismen aktiv, dann entsteht Wärme», weiss Ueli Wyss. Die Silage beginnt unangenehm zu riechen, der Nährwert sinkt rapide.
Damit die schädlichen Pilze erst gar keine Zeit haben, sich zu entwickeln, sollte immer ausreichend Silage entnommen werden. Sonst kann für die Qualität des konservierten Futtermittels nicht mehr viel getan werden: Der entscheidende Zeitpunkt für die Silagequalität ist das Einsilieren. Was noch bleibt, ist Schadensbegrenzung.
Letzte Hoffnung: Säure
«Mit Obstdüngerlanzen, die bei der Silovereinigung ausgeliehen werden können, kann im obersten Meter der Silage Säure eingespritzt werden. «Damit tötet man unerwünschte Mikroorganismen ab», sagt Ueli Wyss. Beim Säuremittel handelt es sich aber um ein chemisches Produkt. Auf Biobetrieben darf dieses Produkt nicht eingesetzt werden.
Gefahr durch Clostridien
Ist das silierte Futter verdreckt, verunreinigt oder gibt es andere Probleme beim Silieren, weist die Silage möglicherweise einen hohen Clostridienbesatz auf. Clostridien sind unerwünscht. Sie verstoffwechseln Zucker und Milchsäure in Buttersäure. Der pH-Wert in der Silage steigt wieder. Man sagt dann, die Silage «kippt um». Die Gefahr von Clostridiensporen im Futter ist auch der Grund, weshalb Hartkäse-Produzenten keine Milch von Kühen verarbeiten, die mit Silage gefüttert wurden. Die Gefahr einer Spätblähung im Käse ist einfach zu hoch.
Die Mikrobiologie der Silage
Was passiert bei der Futterkonservierung? Warum bleibt siliertes Gras haltbar? Ein nicht abschliessender Abstecher in die Mikrobiologie.
Vorgärphase: Nach dem Verdichten und luftdichten Abschliessen der Silage ver-
atmen Mikroorganismen den restlichen Sauerstoff. In einem gut verdichteten Silo dauert dies nur wenige Stunden. In dieser Zeit sterben Pflanzenzellen ab, zuckerhaltiger Zellsaft wird frei. Dieser dient als Nährboden, u. A. für die gewünschten Milchsäurebakterien.
Zu Beginn wird nicht nur viel Milchsäure gebildet. Auch die im Masse erwünschte Essigsäure entsteht. Die von Enterobakterien gebildete Essigsäure fördert die aerobe Stabilität und hält die Silage länger frisch. Wird aber zu viel Essigsäure gebildet, riecht die Silage stark stechend und verliert an Nährwert.
Hauptgärphase: Nach zirka vier Tagen ist der pH-Wert so tief abgesunken, dass die essigsäurebildenden Enterobakterien absterben und nur noch Milchsäurebakterien aktiv sind. Bei guter Silage tritt nach drei bis vier Wochen ein stabiler Zustand ein. Die Gärung klingt bei tiefem, stabilem pH ab und weist einen hohen Milchsäuregehalt auf. Dank des tiefen pH ist die Silage stabil und gut haltbar.