Die Blattlaus steht bereits als eine Gewinnerin des Klimawandels fest. Und weitere Auswirkungen kündigen sich an: Wärmeliebende Unkrautarten wie Hirse und Amarant keimen früher und länger, Erdmandelgras wird vom wärmeren Klima ebenfalls profitieren wie verschiedene Insekten, die mehrere Generationen pro Saison ausbilden.

Die Umgebungstemperatur beeinflusst das Auftreten von Insektizidresistenzen, die Mutationen profitieren von den höheren Temperaturen. Es gibt nicht einfach weniger, sondern auch andere Krankheiten. Physikalische Barrieren wie Folientunnel und Einnetzungen werden bei extremen Wetterereignissen und neuen Schädlingen wichtiger. Und die Liste geht noch weiter. Der Klimawandel fordert die Produzenten, zeigte sich an der Liebegger Fachtagung für Spezialkulturen diesen Dienstag.

So wirkt sich der Klimawandel im Bünztal aus

Ein wichtiger Faktor in Zeiten von Hitze- und Trockenperioden ist das Wasser, selbst im privilegierten Wasserschloss der Schweiz. Mit diesem Thema befasst sich das kantonale Bünztal-Bewässerungsprojekt. Tagungsleiter Christian Wohler vom LZ Liebegg zeigte, wie dieses Pilotprojekt das Szenario des Klimawandels für die Region Bünztal prognostiziert, ein Top-Anbaugebiet im Kanton Aargau mit einem guten Anteil an Spezialkulturen. Schon jetzt sichern dort viele Produzenten den Ertrag ihrer Kulturen mit Bewässerung.

Bewässern ist nicht allein eine Frage der Rentabilität

«Der Klimawandel verlangt eine Anpassungsstrategie in der Landwirtschaft», stellte Christian Wohler klar. Und zwar jetzt. «Wasserverfügbarkeit wird auf jedem Betrieb mit Spezialkulturen ein ganz wichtiges Thema», stellte er klar. Dabei geht es nicht allein um die Verfügbarkeit: In Zeiten von allgemeiner Wasserknappheit spielen weitere Faktoren eine Rolle beim Einsatz dieses öffentlichen Guts. Die Trinkwasserversorger sind aktuell nicht verpflichtet, der Landwirtschaft Wasser zur Bewässerung abzugeben. Gemäss Wohler ist es darum in Zukunft nicht mehr nur eine Frage der Rentabilität, welche Kulturen bewässerungswürdig sind. «Wir müssen zeigen, dass wir das Wasser sinnvoll einsetzen», mahnte er die Landwirte. Höchstes Gebot sei es, den Bedarf an Wasser zu minimieren und es effizient auszubringen.

«Überprüfen Sie die Situation auf Ihrem Betrieb laufend. Wenn der Sommer 2018 ein Problem war, definieren Sie Ihre betrieblichen Strategien neu, schaffen Sie neue Optionen, handeln Sie», stellte der Tagungsleiter Wohler klar.

Kanton Aargau lanciert Projekte zum Klimaschutz und Klimaanpassung

Die Landwirtschaft ist in vielen Bereichen gefordert. So muss sie die Emissionen an Treibhausgasen reduzieren, lautet der Auftrag des Bundesrats. Der Kanton Aargau arbeitet im Rahmen des Entwicklungsschwerpunkts Klima bereits an der Umsetzung, wie Josef Burri von Landwirtschaft Aargau an der Tagung erläuterte. «Der Klimawandel ist für die Land- und Ernährungswirtschaft eine Chance, wenn sie sich als Teil der Lösung sieht», sagte Burri. Denn die Landwirtschaft spielt dabei verschiedene Rollen: Sie trägt zum Klimawandel bei, leidet selber unter dessen Folgen, kann die Kohlenstoffbilanz aber auch positiv beeinflussen.

Unter Miteinbezug von Forschungsanstalten, Branchenvertretern und privaten Investoren wurden bereits neun landwirtschaftliche Projekte zu Klimaschutz und Klimaanpassung im Aargau eingereicht. Dazu gehören Bereiche wie Humusaufbau, Pflanzenkohle, Futtermittel, Bewässerung und Elektrifizierung. Für die nächsten vier Jahre stehen insgesamt 10 Millionen Franken für solche Projekte zur Verfügung, wobei die Beteiligung von Dritten und Kofinanzierungen erwünscht sind. ­Weitere Ideen aus der landwirtschaftlichen Praxis sind bei Landwirtschaft Aargau willkommen.

Berichte zu weiteren Themen der Fachtagung Spezialkulturen folgen in den nächsten Ausgaben der BauernZeitung.