Hitzesommer, Wasserknappheit, Schädlingsbefall – die Klimakrise wird in der Schweizer Landwirtschaft immer deutlicher spürbar. In der Schweiz ist der Landwirtschaftssektor stark vom Klimawandel betroffen, hat jedoch gleichzeitig enormes Potenzial, zur Lösung der Klimakrise beizutragen. Um schwerwiegende Folgen und unumkehrbare Veränderungen in unserem Klimasystem noch rechtzeitig abwenden zu können, braucht es einen Wandel in unserem Ernährungs- und Landwirtschaftssystem. Um dies zu erreichen, ist die Zusammenarbeit von Landwirt(innen) und Klimastreikenden notwendig. Wir waren deshalb über die einseitige Darstellung von Herrn Thomas Hodel enttäuscht. Obwohl die Besetzung des Bundesplatzes bei den Marktfahrenden zuerst verständlicherweise Verärgerung verursachte, kam es nachher zu einem erfolgreichen Austausch und einer gemeinsamen Aktion des Bärner Märits und des Klimastreiks, um gegen die Verdrängung des Marktes zu protestieren.

Die heutigen Rahmenbedingungen stimmen nicht

In den letzten Jahrzehnten wurde immer wieder versucht, die Verantwortung für eine ökologische Landwirtschaft auf Konsument(innen) oder Landwirt(innen) abzuschieben. Allerdings ist es illusorisch, für mehr Eigenverantwortung zu plädieren, solange man Detailhändler und die industrielle Nahrungsmittelproduktion massiv fördert und tierische Produkte stark subventioniert. So lange sich die Rahmenbedingungen im Ernährungs- und Landwirtschaftssystem nicht ändern, wird eine ganzheitlich ökologische Produktion von Nahrungsmitteln verunmöglicht. Weder Konsument(innen), die von Werbung und immer billigeren Preisen dazu verleitet werden, unökologische Nahrungsmittel zu konsumieren, noch die Landwirt(innen), die oftmals unter schlechten Arbeitsbedingungen leiden, sind also Schuld an den hohen Emissionen in der Landwirtschaft. Anstelle von Schuldzuweisungen braucht es vielmehr eine Debatte in der Gesellschaft, wie wir in Zukunft unsere Nahrungsmittel produzieren können, ohne die natürlichen Ressourcen auszubeuten und ohne das 1,5-Grad-Ziel zu überschreiten.

Gute Löhne und weniger Abhängigkeit

Faire Arbeitsbedingungen und die damit verbundene angemessene Entlöhnung der Landwirt(innen) sind die Voraussetzung für den Aufbau eines sozialen und ökologischen Landwirtschaftssektors. Die Produktion von Nahrungsmitteln muss vermehrt wieder auf lokaler Ebene stattfinden um Transportwege zu minimieren und Ernährungssicherheit garantieren zu können. Damit Landwirt(innen) nicht von Subventionen und Grossverteilern abhängig sind, sollten vermehrt Solidarische Landwirtschaftsprojekte geschaffen, und agrarökologische Ernährungssysteme gefördert werden.

Für eine Lösung braucht es alle

Der Klimastreik ist sich dabei bewusst, dass Landwirt(innen) über unverzichtbares Wissen verfügen, das die Schaffung eines zukunftsfähigen Versorgungssystems überhaupt erst ermöglicht. Dieses Wissen wird gebraucht, wenn wir die Klimakrise noch abwenden wollen. Die Aktion des Klimastreiks und des Bärner Märits zeigt exemplarisch, dass es einen Austausch braucht zwischen allen Akteuren im Ernährungs- und Landwirtschaftssystem, um den ökologischen Wandel gemeinsam vorantreiben zu können. Wenn wir die scheinbar unmögliche Aufgabe – die Lösung der Klimakrise – also noch bewältigen wollen, müssen wir alle am gleichen Strick ziehen.