Die Bio-Suisse-Bauern wurden in den letzten Jahren vor einige Herausforderungen gestellt. So gelten ab Januar 2022 neue Vorschriften zur Fütterung. Gab es deswegen Austritte?

Urs Brändli: Wir hatten 2021 zehn Kündigungen von Betrieben, die als Grund die Richtlinien angegeben haben. Wenn detaillierte Gründe genannt wurden, dann das Verbot, Lämmer zu coupieren. Aus den Medien wissen wir von Betrieben, die aufgrund der verschärften Fütterungsrichtlinien gekündigt haben, aber offiziell nicht.

Nun steht ein mögliches Enthornungsverbot im Raum. Denken Sie, die Branche wäre darauf vorbereitet?

Hörner sind ein emotionales Thema. Entsprechend umsichtig wollen wir damit umgehen und die Branche mitnehmen. Das braucht Zeit. 

Delegiertenversammlung Bio Suisse will ein Enthornungsverbot, aber noch nicht jetzt Thursday, 14. April 2022 Auf der anderen Seite stehen unsere Kundinnen und Kunden, die Erwartungen haben. Unsere Marktforschung zeigt: 77 Prozent der Befragten assoziieren die Knospe mit hohem Tierwohl. Diesen Leuten wollen wir signalisieren: Wir sind dran.

Wie würden Sie die Bauern und Bäuerinnen diesbezüglich unterstützen?

​Es ist noch zu früh, um über konkrete Massnahmen zu sprechen. Sensibilisierung ist sicherlich ein wichtiger Punkt.

Sie wollen beim Thema Enthornungsverbot auf hornlose Stiere warten. Wie lange kann das gehen?

Es gibt heute schon genetisch hornlose Stiere, das sind aber erst wenige. Bei den alten Rassen zum Beispiel steht noch kaum einer im Angebot, Kleeblatt-Stiere (Stiere, die sich für die Biozüchtung eignen, Anm. d. Red.) sind generell noch Mangelware. Wir stehen also erst am Anfang einer längeren Umstellung der Zucht auf Tiere, die sich für die Biobedingungen eignen und hornlos sind.

Stattdessen will Bio Suisse laut eigenen Angabenzunächst «auf freiwilligem Weg vorwärts machen und Betriebe unterstützen, die behornte Kühe halten».Was heisst das konkret?

Im Moment geht es darum, zu kommunizieren, zu sensibilisieren, Erfahrungen zu vermitteln. Über Probio haben wir zum Beispiel eine gute Möglichkeit, unseren Mitgliedern spannende Betriebe mit behornten Kühen zu zeigen. Aber auch auf externe Angebote hinzuweisen gehört dazu, wie zum Beispiel das FiBL, das Beratungen für Neubauten von Ställen für behornte Tiere anbietet.