Wie wir vergangene Woche berichteten, ist der Erdfloh-Druck in den Rapsbeständen massiv angestiegen seit dem Verbot der Neonicotinoide. Bis auf Flächenspritzungen mit Insektiziden der Wirkstoffgruppe Pyrethroide gibt es bisher keine effiziente Lösung. Nun liess eine Presseinformation des Saatgutherstellers KWS kürzlich aufhorchen: Die KWS-Rapssorte Feliciano zeige eine deutlich reduzierte Anfälligkeit gegenüber dem Rapserdfloh. In der Schweiz wurde die Sorte allerdings laut Angaben der KWS nicht auf die empfohlene Sortenliste von Swiss Granum, Agridea und Agroscope aufgenommen.
Auf der Sorte Feliciano KWS halten sich weniger Larven auf
Der Rapserdfloh ist europaweit einer der Hauptschädlinge im Rapsanbau. Durch die Frassaktivität der Larven an den Blattstielen kann es zu Ertragseinbussen bis hin zum Komplettausfall kommen. Das französische Forschungsinstitut Terres Inovia hat nun festgestellt, dass sich an der Rapssorte Feliciano KWS deutlich weniger Larven des Rapserdflohs aufhalten als an den anderen 18 getesteten Sorten, teilt KWS in einer Pressemitteilung mit. Im Mittel habe Feliciano KWS die Schadschwelle gar nicht und in schwachen Beständen nur knapp erreicht. «Basierend auf diesen Schadschwellen kann mit Feliciano KWS also eine Behandlung mit Insektiziden eingespart werden», heisst es. Mit diesen Erkenntnissen brachte es die Sorte auf den europäischen Markt.
Andere tolerante Sorte evtl. für die Ernte 2022 auf der Sortenliste
In der Schweiz stand die Sorte während zwei Jahren in der Sortenprüfung der Agroscope, bestätigt Lucas Vogt, Geschäftsführer der KWS Schweiz. Auf die empfohlene Liste der Winterrapssorten wurde Feliciano KWS allerdings nicht aufgenommen. Dies, weil andere Sorten, die sich bereits in den Versuchen befinden, eine ähnliche Schädlingstoleranz gezeigt hätten, aber ein besseres Ertragspotenzial aufweisen, begründet Agroscope. Die Technische Kommission «Raps» werde laut Thomas Weisflog, stellvertretender Direktor von Swiss Granum, im Januar 2021 über die Aufnahme einer der derzeit geprüften Sorten in die empfohlene Sortenliste für die Ernte 2022 entscheiden. Um auf die Liste aufgenommen zu werden, muss die Sorte sich während drei Jahren in den offiziellen Versuchen der Agroscope erfolgreich bewährt haben.
Jährlich werden maximal 30 Sorten auf Produktivität, Ölgehalt, Frühreife, Standfestigkeit und Resistenz gegenüber Phoma getestet. Eine schnelle Jugendentwicklung und demzufolge eine geringere Anfälligkeit auf den Schädlingsdruck sei gemäss Weisflog wünschenswert.