Vereinzelt lokale Schäden, im Grossen und Ganzen aber noch einmal Glück gehabt: Dies ist die Bilanz der Frostnächte von Anfang Woche für die Ostschweiz. Sowohl im Obst-, als auch im Reb- und Ackerbau geben die zuständigen Fachstellen Entwarnung.
Obstbauern haben geheizt
Kritisch war die Situation in der Nacht auf Dienstag. Viele Obstbauern hatten in ihren Anlagen das Regendach aufgemacht, zündeten Frostkerzen an oder bliesen warme Luft in die Anlage. Auch Roman Walser aus Roggwil TG musste heizen. 101 mit Holzpellets gefüllte Eimer sorgten dafür, dass die Kirschen- und Aprikosenbäume keinen Schaden nahmen.
Im Kanton St. Gallen gab es über das ganze Kantonsgebiet einen leichten Bodenfrost, der aber nur von kurzer Dauer war, wie Richard Hollenstein, Leiter Fachstelle Obst am LZSG, bestätigt. Er geht von «keinen nennenswerten Schäden» beim Steinobst aus. Auch sein Thurgauer Amtskollege, Urs Müller, erwartet höchstens lokale Schäden, «da die Blüte weitestgehend abgeschlossen ist und die Früchte doch schon recht gross sind».
Frostruten bewähren sich
Die Rebbauern seien mit einem blauen Auge davongekommen, lautet die erste Zwischenbilanz von Markus Leumann, Rebbaukommissär der Kantone Schaffhausen, Thurgau und Zürich. «Bei Rebparzellen in Muldenlagen und bei anfällige Sorten wie Chardonnays und Sauvignon, aber auch bei Junganlagen gab es die grössten Schäden.» Alles in allem sei die Lage überschaubar, aber noch nicht überstanden. Folgeschäden sind immer noch möglich. «Erst wenn die Blüte vorbei ist, können wird uns ein abschliessendes Bild über die Schäden machen.»
Angesprochen auf die Frostschutzvorbereitungen sagt er: «Die Massnahme, die sich im Rebbau am meisten bewährt, ist das flächendeckende Schneiden der Frostruten.» Die Bauern hätten gelernt, mit Frost umzugehen. Zwar sehe man immer wieder, dass bei Junganlagen oder in Muldenlagen geheizt oder mit Vlies gearbeitet werde, «aber das Heizen hat sich nicht durchgesetzt.»
Vliese und Frostberegnung
Spezialkulturen wurden vielerorts mit Vlies abgedeckt. In Reihenkulturen wurden Frostkerzen entzündet und auch die Technik der Frostschutzbewässerung wurde vermehrt eingesetzt. Martin Bertschi, Fachstelle Pflanzenbau am Strickhof, weiss etwa, dass bei einzelnen Kartoffelkulturen, bei denen auf Massnahmen gegen den Frost verzichtet wurde, das Laub abgefroren ist. Dieses werde aber wieder nachwachsen. Frühkartoffeln seien nicht betroffen. Das Wachstum der Spargeln wurde jedoch stark eingeschränkt und es konnten über die kalten Tage keine frischen Spargeln geerntet werden.
Im Kanton St. Gallen waren die Temperaturen laut Andreas Widmer im Gebiet Bodensee – Rheintal – Werdenberg – Sarganserland glücklicherweise nicht allzu tief gefallen. Im nördlichen Teil des Kantons hätten die Temperaturen jedoch die Schadgrenze erreicht. Massnahmen gegen die tiefen Temperaturen hätten jedoch Schlimmes verhindert, hält der Geschäftsführer des St. Galler Bauernverbands fest.
Alpinfrastruktur zerstört
In gewissen Regionen gab es nebst dem Frost auch richtig viel Schnee. So hat es in der Stadt St. Gallen in der Nacht auf Sonntag an die 20 Zentimeter hingelegt. Höchst ungewöhnlich für Anfang Mai.
Der viele Altschnee könnte die Bestossung der Alpen um einige Tage nach hinten verschieben. Die extremen Schneemengen im Januar führten ausserdem zu etlichen Lawinenniedergängen. So gingen laut Marco Bolt, Fachstelle Alpwirtschaft LZSG Salez, aus der Region Toggenburg einige Meldungen von zerstörten Alpställen und Alphütten ein. Im Sarganserland sind die Alpen wegen des Schnees vielerorts noch nicht zugänglich. Deshalb sind die Schäden noch nicht bekannt.