«Wir werden unser Ziel erreichen.» Das sagte Florian Sandrini am Montag an einer Medienorientierung zum Stand der Umsetzung des Thurgauer Ressourcenprojekts «Aquasan». Und dieses strebt folgendes Ziel an: Das Risiko für Einträge von Pflanzenschutzmitteln in Gewässer soll um 50 Prozent reduziert werden und dabei soll der Schutz der Kulturen gewährleistet bleiben. Sandrini ist Leiter Beratung Pflanzenbau und Umwelt am BBZ Arenenberg. Er konnte kurz vor dem Ende der 1. Phase des 2019 gestarteten Projekts erste Aussagen über die Wege machen, auf denen Pflanzenschutzmittel in Oberflächengewässer gelangen. Zum Beispiel diese: Am schwersten ins Gewicht fallen Punkteinträge.

Die Wirkung dokumentieren

Obwohl Verschmutzungen durch Pflanzenschutzmittel gegenwärtig im Zentrum des öffentlichen Interesses stehen, seien sie nur zu drei Prozent für die Verunreinigungen von Gewässern verantwortlich. Den grossen Rest hätten Private, Abwasserreinigungsanlagen, Gewerbe und Industrie zu verantworten. Das hielt Ueli Bleiker fest. Der Chef des Thurgauer Landwirtschaftsamts fügte an, dass die Grenzwerte für Pflanzenschutzmittel mit 0,1 Mikrogramm pro Liter sehr streng angesetzt seien.

Intensiv bewirtschaftetes Gebiet

Gestartet ist das Projekt im Jahr 2019 mit zehn Pilotbetrieben in den landwirtschaftlich intensiv bewirtschafteten Einzugsgebieten des Eschelisbachs und der Salmsacher Aach im Oberthurgau. Seit Beginn dieses Jahres beteiligen sich 20 Pilotbetriebe am Projekt. Bei Projektende im Jahr 2026 sollen rund 100 Landwirte mit 2000 Hektaren Nutzfläche in das Projekt einbezogen werden. Eine der grossen Vorzüge des Projekts Aquasan besteht darin, dass die beteiligten Landwirte ihre Spritzpläne offenlegen. Das erlaubt es, mit gezielten Messungen an den Eintragswegen die Wirkung von unterschiedlichen Massnahmen und den Effekt verschiedener Wirkstoffe zu eruieren.

Auf 550 Mittel untersucht

Die Ergebnisse, welche die Verantwortlichen des Projektes Aquasan am Montag präsentierten, basieren auf rund 100 Wasserproben, die im Jahr 2019, und auf 120 Proben die im laufenden Jahr untersucht wurden. Die Probe-Entnahmen erfolgten nach Niederschlägen, die Proben wurden auf 550 Pflanzenschutzmittel untersucht. Acht der Messstellen sind parzellenscharf im Feld installiert. Zwei Messstellen untersuchen Punkteinträge aus Landwirtschaftsbetrieben und je drei Messstellen messen die Belastungen durch Abschwemmung beziehungsweise via Drainagen.

Und diese erste Aussagen zu den Ergebnissen der Messungen präsentierte Heinz Ehmann, der stellvertretende Leiter des Thurgauer Amts für Umwelt:

  • Hofplatzentwässerungen zeigen eine deutlich höhere Anzahl und Menge an gemessenen Wirkstoffen als andere Eintragspfade.
  • Die Belastung durch Abschwemmungen ist in der Regel höher als aus Drainagen.
  • IIn den Proben aus Abschwemmungen wurden zwischen 10 bis 30 Wirkstoffe nachgewiesen.
  • 10 bis 20 Prozent der nachgewiesenen Wirkstoffe stellen ein Risiko für die Gewässerbiologie dar.
  • Aus Drainagen wurden mehrheitlich Proben gemessen, die kein Risiko darstellen.
  • Bei Proben mit hohen oder sehr hohen Konzentrationen sind in der Regel ein bis zwei Wirkstoffe verantwortlich.
  • Insgesamt sind es wenige Wirkstoffe, die problematisch sind.Einzelne Wirkstoffe bleiben länger im Boden haften als angenommen. In den Messungen wurden Wirkstoffe nachgewiesen, die heute nicht mehr zugelassen sind.

Der ganze Prozess zählt

Heinz Ehmann betonte, bei den Punkteinträgen vom Hof sei nicht nur die Situation am Waschplatz massgebend. Zur Verhinderung von Punkteinträgen ebenso wichtig seien die Lagerung, die Prozesse des Anmischens der Brühe, die Befüllung bzw. Wiederbefüllung sowie die Zu- und Wegfahrten. Angesichts der hohen Konzentration der Wirkstoffe und der tief angesetzten Grenzwerte sei «jeder Tropfen», der in die Hofplatzentwässerung gelangt, nachweisbar.

Das Ressourcenprojekt Aquasan möchte zudem auch Massnahmen prüfen, welche den Bedarf an Pflanzenschutzmittel reduzieren. Dabei hat sich gezeigt, dass solche Massnahmen oft mit einem Mehraufwand verbunden sind und nicht immer problemlos in die Praxis transferiert werden können. Florian Sandrini stelle einige Beispiele vor:

Blühstreifen: Sie sollen Nützlinge anlocken, welche den Bestand an Schädlingen reduzieren. Zudem sollen solche Streifen die Abschwemmung von Pflanzenschutzmitteln reduzieren. Die Erfahrung hat aber auch gezeigt, dass solche Streifen den Mäusedruck erhöhen.

Substitution: Problematische chemisch-synthetische Insektizide sollen durch biologische Produkte ersetzt werden. Mit dieser Umstellung ist ein erhöhtes Risiko für die Kultur verbunden. Biologische Produkte müssen in einer höheren Frequenz angewandt werden. Die Kosten sind höher.

Bodenbearbeitung: Durch geeignete Formen der Aussaat und den Einsatz von mechanischen Hackgeräten oder Striegel soll der Einsatz von Herbiziden vermieden werden.

Anwendungstechnik: Offene Schächte sollen etwa während der Applikation von Pflanzenschutzmitteln abgedeckt werden. Antidrift-Düsen und die Fahrgeschwindigkeit während des Spritzen sollen optimiert werden.

Breit abgestützt

Das Thurgauer Kantonsparlament sprach 2019 einen Kredit von 1,7 Millionen Franken für das Projekt Aquasan. Federführend sind das Bildungs- und Beratungszentrum Arenenberg, das Amt für Umwelt und das Landwirtschaftsamt. Weiter am Projekt beteiligt sind der Verband Thurgauer Landwirtschaft, der Thurgauer Obstproduzentenverband, die Gemüseproduzentenvereinigung der Kantone Thurgau und Schaffhausen, die Vereinigung Thurgauer Beerenpflanzer, Agroscope und Agridea. Ein Ziel besteht darin, eine Gute Landwirtschaftliche Praxis zur Regulierung von Krankheiten und Schädlingen mit nachhaltigen und biotechnischen Pflegemassnahmen zu etablieren.