2019 war für die Schweizer Zuckerrüben-Produzenten und für die Zuckerproduzenten kein allzu schlechtes Jahr. So wenigstens könnte das Fazit von der Delegiertenversammlung der Schweizer Vereinigung der Zuckerrübenpflanzer (SVZ) lauten, die am Freitag (6. März) in Bern über die Bühne ging. Gründe dafür gibt es mehrere: Erstens erholt sich der Zuckermarkt – und das führt zu stabilen bis leicht steigenden Preisen für Zuckerrüben. Zweitens glückte die Integration der Geschäftsstelle der Westschweizer Vereinigung der Zuckerrübenpflanzer (WVZ) in die SVZ-Geschäftsstelle ohne befürchtete Mehrkosten. Und drittens benötigte SVZ-Präsident Josef Meyer keine 45 Minuten, um die Delegiertenversammlung durch die ersten zehn Traktanden zu führen.

Innovationen und Diskussionen könnens richten 

Zwar wurde beim Tätigkeitsprogramm 2020 ansatzweise deutlich, dass das kommende Rübenjahr erneut kein Spaziergang sein wird. «Unsere Hauptaufgabe ist der Verkauf der Zuckerrüben an die Zuckerfabrik», meinte SVZ-Geschäftsführerin Irene Vonlanthen einleitend zum Tätigkeitsprogramm 2020. Die Preise (für die vergangene, die laufende und die nächste Saison) werden wie üblich im Juni verhandelt. Eine weitere Daueraufgabe ist die Logistik – wie Vonlanthen sagt, ist das duale System Bahn-Strasse unumstritten. Dennoch gibt es in der Westschweiz Fragen zu den Bahntransporten und im Werk Aarberg bauliche Anpassungen der Rübenannahme.

Neben den politischen Rahmenbedingungen – hier geht es um den Einzelkulturbeitrag von 2100 Franken/ha und den Grenzschutz auf Zuckerimporte von 70 Franken je Tonne und die Erarbeitung strategischer Stossrichtungen für Schweizer Zucker – werden die Rübenpflanzer sich auch mit Schädlingen und dem Pflanzenschutz befassen müssen. Wie Vonlanthen den Delegierten sagt, geht es hier vor allem um den Wissensaufbau und Bekämpfung vom Syndrom de basse richesse, die Unterstützung bei Anbaumethoden ohne Neonicotinoidbeizung und der Umsetzung des Aktionsplan Pflanzenschutzmittel. Im Umgang mit Cercospora bedürfe es zusätzlicher Innovationen, so Vonlanthen.

Kritik für Beitrag der «Rundschau» 

Richtig interessant wurde die DV dann unter Punkt elf – «Verschiedenes». Zunächst betrat Guido Stäger, CEO der Schweizer Zucker AG, die Bühne und dankte den Pflanzern für ihren Einsatz. «Es ist auch gesagt worden, die Zuckerpreise sind eher am steigen.» Die Diskussionen mit den Kunden seien «jetzt auf einer anderen Schiene», so Stäger weiter.

Dann nutzte Andreas Blank die Grussbotschaft des Verwaltungsrates für einen Seitenhieb gegen das Schweizer Fernsehen – konkreter hat ihn ein Beitrag in der SRF-«Rundschau» derart verärgert, dass er gleich zu einem Rundumschlag gegen Journalisten und Medienschaffende ausholte. Der besagte Beitrag legt nahe, dass Schweizer Zucker für Red Bull mit 10 Millionen Franken vom Bund subventioniert werde – was gemäss Blank überhaupt nicht der Tatsache entsprach. Er rief die Pflanzer dazu auf, sich nicht von der Berichterstattung beirren zu lassen. Ausserdem nutzte Blank die Möglichkeit, um darauf hinzuweisen, dass die politischen Rahmenbedingungen mindestens so bleiben sollten, wie sie es bisher waren. Damit gemeint ist vor allem die Beibehaltung der Übergangslösung (Einzelkulturbeitrag und Grenzschutz), die bis 2021 in Kraft ist. Die Pflanzer wollen ein System, dass sie zuverlässig vor tiefen Rüben- und Zuckerpreisen schützen kann, installiert haben, bevor der nächste Preisrutsch kommt. Die Botschaft ging an die Adresse von Christian Hofer, der nach der DV als Referent «Die Schweizer Zuckerproduktion aus Sicht des Bundes» beleuchtete.

 

SRF-«Rundschau»

Die «Rundschau» vom Schweizer Fernsehen vom Mittwoch – der Beitrag zur Schweizer Zuckerindustrie trug den Titel: «Zucker-Subventionen für Red-Bull: Steuergeld in Energy-Drinks» und kam in der Zuckerbranche nicht gut an.

 

 

Hofer, seit drei Monaten Direktor beim Bundesamt für Landwirtschaft (BLW), machte deutlich, dass die Zuckerbranche, wie die ganze Landwirtschaft, auf die Unterstützung des Bundes zählen kann. Die Frage allerdings ist, wie diese Unterstützung aussehen könnte. Hofer legte in seinem Referat, das erst sieht verschiedene Handlungsachsen, die eng mit der Entwicklung der Agrarpolitik 2022+ verknüpft sind.

Unterstützung im Kern unbestritten

Hofer sprach sich dafür aus, dass auf Ebene Bund das Konzept des Einzelkulturbeitrags für Zuckerrüben pro Hektar überdacht werden sollte. So könnte der Beitrag in Abhängigkeit der angebauten Rübenfläche und unter Berücksichtigung eines Gesamtbudgets festgelegt werden. Hofer betonte, dass die Agrarpolitik 2022+ wichtige Anliegen des SVZ aufgenommen habe und stellte zudem subsidiäre Unterstützungsmassnahmen für die Umsetzung einer Qualitätsstrategie in Aussicht.

Von der Zuckerwirtschaft indes wird erwartet, dass sie sich selbst mit der Entwicklung einer Strategie «unter absehbaren Rahmenbedingungen und Marktentwicklungen» befasst. Will heissen: Es liegt an der Zuckerbranche, zu definieren, wo sie im Markt genau hinwill. Ausserdem wird erwartet, dass vom Anbau der Rüben bis zur Auslieferung des Zuckers weitere Kostensenkungsmassnahmen geprüft und umgesetzt werden – hinzu kommt, dass es der Branche obliegt, bestmögliche Preise zu realisieren. «Wichtig ist, und das sage ich allen Branchen, mit denen ich in Kontakt stehe, die Selbstverantwortung», sagte Hofer. Dazu gehören unter anderem die Strategieentwicklung, die Kostenoptimierung und die Förderung von mehr Nachhaltigkeit. Eines der wichtigsten Punkte sei die gemeinsame Diskussion. Hofer lud die Pflanzer regelrecht ein, auf das BLW zuzugehen. In der Diskussion könne man Lösungen entwickeln, findet Hofer. 

 

Das Corona-Virus und die Rübenpflanzer

Das Thema der Stunde, das Corona-Virus, hat die Rübenpflanzer erreicht. Wie Josef Meyer in seiner Einleitung sagte, sei die Verbreitung des Virus eine Folge der Globalisierung des Waren- und Personenverkehrs. Er stellte die Frage in den Raum, ob die Welt darauf vorbereitet sei, zwei Monate ohne Nachschub von Medikamenten zu leben; Medikamente, die aus Kostengründen in Asien hergestellt würden. Eine Antwort darauf muss Meyer nicht geben – die Antwort auf die Frage, ob die Rübenpflanzer-DV überhaupt stattfinden soll, hat der Vorstand mit Ja beantwortet. Geschätzt etwa 60 Delegierte und Gäste folgten der Einladung, obwohl die Liste der Entschuldigungen gemäss Meyer aussergewöhnlich lang war. 

 

Protokoll, Jahresbericht und Jahresrechnung 2019 wurden ohne Einwände genehmigt. Der SVZ schliesst mit einem Ertrag von 556 406 Franken bei Aufwänden von 556 406 Franken und einem Ausgabenüberschuss von -3537 Franken. Wie Geschäftsführerin Irène Vonlanthen sagte, würden sich Erträge und Aufwände im Rahmen des Budgets bewegen.

2019 prägte insbesondere Reorganisation damit verbunden die Integration der Geschäftsstelle des Westschweizer Verbands der Zuckerrübenproduzenten (WVZ). Die Befürchtung, dass die Verwaltungskosten durch die Integration der Geschäftsstelle steigen würden, hat sich nicht bestätigt.

Ebenso ohne Einwände und Fragen genehmigt wurde das Budget 2020. Dieses sieht Erträge von rund 737 262 Franken bei Kosten von 723 320 Franken und einem Überschuss von 13 942 Franken. Für das folgende Jahr hat der SVZ den Pflanzer-Beitrag auf 50 Rappen je Tonne Rüben festgesetzt. Der Maximalabzug wird im kommenden Jahr nicht über 60 Rappen je Tonne Rüben steigen, die Delegierten haben einem entsprechenden Antrag einstimmig zugestimmt.

Vier neue SVZ-Delegierte

Verabschiedet wurden vier Delegierte: José Bächler, Philippe Dupperex, Christophe Gatabin und André Martin. Die vier Pflanzer waren Teil der Westschweizer Pflanzervereinigung. Sie werden von Martin Blaser, Stefan Flury, Bertrand Sunier und Pierre-Alain Zoëll abgelöst.

Stéphan Angst wird neuer Delegierter der Regionalorganisation GE/VD/VS – er war vorher Teil der Werkkommission Aarberg. Beim OVZ haben sich keine Delegierten zurückgezogen.