«Wir müssen lernen, das komplexe System Wolfsrudel, Hunderudel, Schafherde und Mensch besser zu verstehen und damit umzugehen», sagte Simon Buchli unlängst in einem Artikel der «Wochenzeitung». Gemeinsam mit seiner Frau Anita bewirtschaftet der Landwirt im bündnerischen Safiental auf 1500 m.ü.m. einen Betrieb mit 100 Spiegelschaf-Muttertieren und drei Herdenschutzhunden, ein Pyrenäer und zwei junge Maremmani. Diese leben rund ums Jahr mit der Schafherde, wobei die Junghunde diesen Sommer noch nicht dabei waren.

Hunde als Nullsummenspiel

Simon Buchli betont, dass er für die Haltung der Herdenschutzhunde über ideale Voraussetzungen verfügt. «Wir haben keine Nachbarn, die sich am Bellen stören würden und auf der Alp hat es keinen Wanderweg». Die Hunde reagierten mit Bellen auf allerhand Ruhestörer, manchmal reiche für die Auslösung des Schutzreflexes auch eine Katze, die ungewohnte Geräusche macht. Und auf der Alp sind die Hunde dank fehlender Wege nicht allzu häufig konfrontiert mit Wandernden.

Mit Herdenschutzhunden arbeitet Simon Buchli seit 2014 und ist grundsätzlich zufrieden. Die eigene Herde und der Alpbestand von 600 Tieren sind bisher verschont geblieben von Rissen. Unter dem Strich sei die Haltung von Herdenschutzhunden ein Nullsummenspiel, bilanziert er. «Wir erhalten pro Hund und Jahr via Agridea 1200 Franken Bundesgeld und die Anschaffung der Hunde ist stark subventioniert», sagt Buchli, «damit kann man in etwa die Futter- und die Tierarztkosten decken». Sofern Letztere nicht allzu hoch sind.

Letzten Winter hatten Buchlis Probleme, weil sich zwei Hunde «an den Grind gingen», was dann auch zu Verletzungen führte. Nicht gedeckt sind durch das Bundesgeld die Arbeitszeit für Kurse und Betreuung der Hunde sowie die Mindereinnahmen, welche sich durch Anpassungen im Schafmanagement ergeben. Was übrigens die Unterschiede zwischen den Hunderassen angeht, vermag Buchli noch kein Urteil zu fällen, zu kurz sei die Zeit seit der Anschaffung der Maremmano-Welpen.

Weniger zögerlich vorgehen

Was das Jagdgesetz angeht, wird Simon Buchli diesem zustimmen. Es brauche unbedingt ein weniger zögerliches Vorgehen im Fall von Problemtieren. «Man merkt schnell, welches Verhalten ein Rudel an den Tag legt. Und wenn dieses problematisch ist, muss man unbürokratisch handeln können», ist er überzeugt.

Durchs Band begeistert ist er aber nicht. Er finde es falsch, dass der Herdenschutz im Jagdgesetz integriert sei – dieser Teil müsste aus seiner Sicht anderweitig geregelt sein. «Letztlich geht es beim Herdenschutz um den Schutz von Nutztieren und darum, wie dieser mit den Ansprüchen der Menschen an die Wohn- und Erholungsräume vereinbar ist».

Für die ganze Branche sei es auch etwas problematisch, dass bei Rissen nurmehr geschützte Tiere entschädigt würden, so Buchli. Gemeinsam mit 15 Kollegen hält er die 600 Mutterschafe auf der Alp als Umtriebsweide schon länger mit eingezäunten Koppeln und ohne nächtliche Pferchung. Das Einpferchen sei nicht unbedingt tierfreundlich, meint er, es erhöhe den Stress für Tiere und Halter. Zudem seien die Schafe in den Abendstunden gerne unterwegs zum Fressen, was die Pferchung erschwere. «Das Pferchen ist aber als weitere Schutzmassnahme angedacht, sollte es trotz der bisherigen Anstrengungen zu Rissen kommen», ergänzt er.

Verlässliches Recht nötig

Insgesamt hält Simon Buchli das neue Gesetz für einen guten Kompromiss. Ein Nein würde aus seiner Sicht den Druck auf die Wolfsbefürworter stark erhöhen: «Man müsste sie dann viel stärker als bisher in die Pflicht nehmen, ein professionelles Risikomanagement der Landwirte braucht massiv mehr finanzielle Mittel und verlässliche Rechtsgrundlagen», so Buchli.