Was Andrea und Hansueli Scherrer geschafft haben, ist beeindruckend: Acht ihrer Brown-Swiss-Kühe haben im Herbst 2022 eine Lebensleistung von mehr als 100'000 Kilogramm Milch erreicht und wurden von Braunvieh Schweiz geehrt. «Das ist ein schöner Lohn für unsere Arbeit», sagt Hansueli Scherrer. «Es ist mir wichtig, dass unsere Kühe gesund alt werden können.»
Wenn nötig ein halbes Jahr Ruhezeit
Nun gehen Gisi, Bella, Seraina, Wega, Regina, Ulli, Flora und Sara auf dem mit Stroh eingestreuten Hofplatz unruhig auf und ab. Sie wissen nicht so recht, aus welchem Grund sie herausgeputzt werden. Doch für diesen speziellen Tag präsentieren sie sich von der besten Seite. Die acht Kühe haben ein stolzes Alter von zwölf bis 18 Jahren.
Das sind die acht ausgezeichneten Kühe von Familie Scherrer:
Gisi (2005), 13 Lakt., 123'000 kg
Bella (2005), 12 Lakt., 120'000 kg
Seraina (2007), 10 Lakt., 111'000 kg
Wega (2007), 10 Lakt., 121'000 kg
Regina (2007), 12 Lakt., 106'000 kg
Ulli (2009), 10 Lakt., 113'000 kg
Flora (2011), 8 Lakt., 106'000 kg
Sara (2011), 7 Lakt., 100'000 kg
Nach seinem Erfolgsrezept befragt, überlegt Scherrer eine Weile. «Man muss Geduld haben», sagt der 52-Jährige schliesslich und erklärt:
«Wenn bei uns eine Kuh nicht trächtig wird, gönnen wir ihr eine Ruhezeit von einem halben Jahr.»
Hansueli Scherrer, Brown-Swiss-Züchter
Diese Pause gebe der Kuh Zeit, um sich zu erholen. Unter Umständen könne sie dank der verlängerten Ruhezeit danach ihr Laktationspotenzial besser ausschöpfen. Scherrer hält fest: «Eine gesunde Kuh ist für mich mehr wert, als jedes Jahr ein Kalb.»
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Zu wenig Fläche zum Weiden
Die Fütterung sei ebenfalls ein wichtiger Faktor in der Tiergesundheit, ist Hansueli Scherrer überzeugt. «Unsere Kühe haben das ganze Jahr immer die gleiche Totalmischration.» Diese besteht aus:
- 50% Grassilage
- 30% Maissilage
- 20% Schnitzel
So müsse sich der Magen nicht ständig an schwankende Grasgehalte anpassen. «Gras in die Fütterung einzubinden, ist eine riesige Herausforderung», ist sich der Landwirt bewusst. Zum Weiden hat der Betrieb zu wenig Flächen rund um den Hof. Andrea Scherrer sagt:
«Wir haben keine Angestellten, der Verzicht auf das Weiden ist für uns auch eine Arbeitserleichterung – und die Kühe sind ruhiger.»
Andrea Scherrer zu den Vorteilen des Weideverzichts
Gemolken wird seit 2018 mit dem Roboter. Die jährliche Produktionsmenge liegt bei rund 1 Million Kilogramm, die Milch geht an die Züger Frischkäse AG in Oberbüren.
Einen kleinen Teil der Milch behält Andrea Scherrer zurück für den Verkauf im Hofladen. Dort finden die Kunden selbstgemachte Konfitüren, getrocknete Früchte, Alpkäse, Kartoffeln und Eier von Nachbarbetrieben und im Sommer die Früchte aus den eigenen Niederstamm-Obstanlagen.
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Ziel: 9000 bis 10'000 Kilo pro Laktation
Sieben der acht 100'000er-Kühe stammen aus eigener Zucht. Hansueli Scherrer setzt auf Brown Swiss «wegen der guten Klauen, des Fundaments und der Milchgehalte». Es wird ein Erstkalbealter von 24 Monaten angestrebt. Die zweite Abkalbung sollte mit zirka 38 bis 40 Monaten erfolgen. «Wir geben den jungen Kühen Zeit für die Entwicklung», sagt Scherrer. In der ersten Laktation strebt er 7000 kg Milch an. «Danach sollte sie schon eine Leistung von 9000 bis 10'000 Kilo pro Laktation bringen.»
Viehschaubegeisterte Kinder
Angesprochen auf Viehschauen, sagt Andrea Scherrer: «Vor einer Kantonalviehschau gehen unsere Kinder Ramona (18), Reto (16) und Rahel (12) aufmerksam durch den Stall und schauen, mit welcher Kuh man hingehen könnte.» Hansueli Scherrer meint: «Natürlich ist man stolz, wenn man eine schöne Kuh im Stall hat, aber in erster Linie müssen unsere Kühe Milch geben. Und das können sie am besten und am längsten, wenn sie gesund sind.» Sein Betrieb ist das beste Beispiel dafür.
Betriebsspiegel der Familie Scherrer
Ort: Egnach TG
LN: 38 ha
Kulturen: Silomais, Kunstwiese und Steinobst
Tierbestand: 105 Milchkühe, 40 Aufzuchttiere
Milchmenge: 1 Mio. kg für die Züger Frischkäse AG
Weitere Betriebszweige: Direktvermarktung
Arbeitskräfte: Betriebsleiterfamilie, 2 bis 3 saisonale Erntehelfer

