Konkrete Vorgaben zu einer Mindestsäugezeit beim Schwein gibt es in der Schweiz nicht. In der konventionellen Haltung hat sich eine Säugezeit zwischen vier bis fünf Wochen etabliert. In der Bio-Haltung säugen Ferkel mindestens 42 Tage. Weil Ferkel zum Zeitpunkt des Absetzens eine Phase höchster Anfälligkeit durchleben, ist das Absetzen jedoch oft mit Durchfall und beeinträchtigtem Wachstum verbunden. Für den Landwirt bedeutet dies ökonomische Einbussen.

Betriebliche Praxisversuche in Österreich

Eine Forschergruppe des Forschungsinstituts Biologischer Landbau (FiBL) in Österreich erarbeitete daher zusammen mit neun schweinehaltenden Bio-Betrieben Praxisversuche zu einer verlängerten Säugezeit von sieben bis acht Wochen. Die Erkenntnisse der Forscher waren unter anderem:

  • Das erhoffte Sparpotenzial bei den Tiergesundheitskosten durch die verlängerte Säugezeit war relativ gering.
  • Durch das höhere Absetzgewicht konnte teures Ferkelaufzuchtfutter gespart werden, da nur eine reduzierte Anzahl an Tagen in der Ferkelaufzucht – vom Absetzen bis zum Erreichen des Schlachtgewichts – notwendig waren.
  • Bei der Verlängerung der Säugezeit verschieben sich die Futtermengen zwischen den Tierkategorien, die Gesamtfutterkosten blieben aber gleich.
  • Die Umrauscherquote wurde durch die Verlängerung der Säugezeit nicht erhöht.
  • Es wurden keine vermehrten Probleme mit Laktationsrausche beobachtet.

Die Forscher geben zu bedenken, dass bei einer verlängerten Säugezeit im Besonderen auf die Körperkondition der Sauen geachtet werden muss. Sauen sollten bereits vor der Geburt eine optimale Körperkondition aufweisen, um eine zu grosse Absäugung durch die verlängerte Säugezeit zu verhindern. Auf den österreichischen Projektbetrieben war kein Zusammenhang zwischen körperlicher Kondition der Sauen und der verlängerten Säugedauer zu erkennen.

Zusätzliche Aufwände sind teuer

Die Forscher stellten in ihrer Arbeit auch einen ökonomischen Vergleich an. Ein Biobetrieb, der Ferkel nach den üblichen 42 Tagen absetzt, hat Direktkostenfreie Leistungen (DfL) von 1934 € (Fr. 2092) pro Sau und Jahr. Wird die Säugezeit auf 49 Tage verlängert, sinken die DfL aufgrund der  Ersparnis beim Aufzuchtfutter auf 1834€ (Fr. 1984). Nach der Einschätzung von Raphael Helfenstein von Suisseporcs, kann die Umstellung auf eine längere Säugezeit auch hierzulande für einzelne Betriebe interessant sein. Wichtig sei es, die genauen Kostenblöcke zu beachten.

Konsumenten müssen Mehrpreis zahlen

Eine Säugezeit von mindestens 42 Tagen ist auch in der Schweizer Bio-Schweinehaltung vorgeschrieben, so Helfenstein. Die zusätzlichen Aufwände (mehr Platz, Biofutter, längere Säugezeit, Auslauf) müssten entsprechend über einen höheren Preis abgegolten werden. «Die Realität zeigt leider, dass der Konsument nicht mehr Label-Fleisch einkauft und scheinbar nicht bereit ist, einen höheren Preis für Anstrengungen im Tierwohl zu bezahlen. Der Anteil Bio-Schweinefleisch stagniert derzeit bei zwei Prozent», so Helfenstein.

Den Link zur Studie finden sie hier.