Die Corona-Krise brachte den Schweizer Bauern hohe Beachtung. Plötzlich wurden die Grenzen geschlossen, Regale waren leer und die Hofladenumsätze boomten. Grosse Teile der Bevölkerung haben die Bauern als systemrelevant wahrgenommen. Nach einigen Wochen Lockdown normalisiert sich die Lage zusehends, die Regale sind wieder gut gefüllt und der Einkaufstourismus ist zurück.
Was bleibt zurück?
Was bleibt in den Köpfen und Herzen der Bevölkerung zurück, fragen sich viele Bauernfamilien. Hat diese Erfahrung eine nachhaltige Auswirkung auf das Einkaufsverhalten und auf die Einstellung gegenüber der Landwirtschaft? Bleibt was, oder ist alles schon Geschichte und wir sind zurück in den alten Fahrwassern des Bauernbashings? Die nächsten Monate werden zeigen, wohin die Reise geht.
Dieser Sommer bietet eine einmalige Gelegenheit für Bauern, die Konsumenten auf den Höfen anzusprechen, weil alle Messen und viele Veranstaltungen abgesagt wurden. Desgleichen auch der Tag der offenen Hoftüren und all die «Vo Puur zu Puur Sonntage» in den Kantonen. Zum Glück führen über 160 Betriebe noch den 1. August-Brunch durch!
«Machen Sie Ferien in der Schweiz», proklamierte Ueli Maurer während der Corona-Krise. Man müsse nun aus der Krise eine Chance machen. Wer Ferien in der Schweiz macht wird den Bauernhöfen und der gepflegten Landschaft, den Öko-Leistungen und tierfreundlichen Ausläufen begegnen. Damit die Besucher all dies als Leistungen erkennen, gilt es dies zu deklarieren. Schaffen Sie Infostellen, Kontaktpunkte oder Themenwege. Bestellen Sie Tafeln und markieren Sie, was Sie alles leisten. Machen sie bei Angeboten wie Stallvisite, Lockpfosten oder Vom Hof mit und stehen sie Rede und Antwort, wo möglich.
Zusätzliche Anforderungen an Bauern und Konsumenten
Natürlich stellt so ein Begegnungssommer zusätzliche Anforderungen an Bauern und Konsumenten. Ordnung auf den Höfen und Disziplin bei den Besuchern ist gefragt. Hier gibt es meist kostenfreies Infomaterial, bestellbar unter lid.ch. Für Konsumenten stehen auf landwirtschaft.ch Tipps fürs unterwegs sein in der Landschaft und der Fotowettbewerb #HalloLandwirtschaft bereit. Da wird aufgerufen, die guten Taten der Bauernfamilien bei Tag abzubilden und hochzuladen, völlig legal – anders als bei den Tierrechtsaktivist(innen), welche sie mithilfe des SRF («Rundschau» vom 24.06.2020) als Waffe einsetzen, wird so die Kamera zum Brückenbauer. Wir freuen uns auf einen Sommer des Brückenschlags zwischen Stadt und Land und viele gute Bilder in Kameras und Besucherherzen.
Nachdem die Bauernkritik in den Medien von der Corona-Berichterstattung aus den Schlagzeilen verdrängt wurde kehrt sie nun wieder in die Medien zurück. Dankbar greifen Journalisten Bauernthemen auf, um die Erregungs-Bewirtschaftung anzukurbeln. Landwirtschafts-Themen sind oft hochemotional und sprechen viele direkt an. Auch regel- und gesetzeskonforme Haltungsformen werden ausspioniert, angeprangert und mit negativen Szenen dokumentiert. Ziel sei es, aufzuzeigen, dass der legale Standard nicht tiergerecht sei.
Medien machen sich zu Komplizen
Wenn Medien sich zu Komplizen solcher Übergriffe machen, werden sie mitschuldig am Vertrauensschwund zwischen Produzenten und Konsumenten. Auch wenn es oft äusserst schwierig ist, mit extremen Aktivisten offene Gespräche zu führen, formuliere ich den Aufruf: «Statt nachts einbrechen – am Tag besprechen!» Dies gilt für die vielen Familien und Konsumenten, die ein echtes Interesse haben an der einheimischen Landwirtschaft.