Wie stark hat die Anzahl Hirsche in den vergangenen Jahren zugenommen?
Niklaus Blatter: Der Rotwildbestand im Kanton Bern hat sich in den vergangenen 20 Jahren von rund 200 auf rund 2000 Tiere entwickelt.
Wie hoch schätzen Sie den aktuellen Bestand?
Die Bestandeserhebung vom Frühjahr in diesem Jahr ergab 1915 Stück Rotwild.
Letztes Jahr wurden knapp 600 Hirsche erlegt. Zu wenig?
In der Jagdplanung für das Jahr 2018 und 2019 wird rund ein Drittel des Rotwildbestandes zur Jagd freigegeben. Bei einem Bestand von 2000 Tieren ergibt dies eine Jagdstrecke von rund 600 Tieren. Für die Jagdperiode 2020/2021 wird die Jagdplanung im Frühjahr 2020 aktualisiert. Steigt der Rotwildbestand weiter an, wird auch die Jagdstrecke dementsprechend angepasst werden.
Laut der «Verordnung über die Verhütung und Entschädigung von Wildschäden» können auch Beiträge für aufwendigere Verhütungsmassnahmen gesprochen werden. Wie viele Gelder wurden vergangenes Jahr dafür aufgewendet?
Bei Kulturen mit hohem Erntewert, wie zum Beispiel Erdbeeren, Kartoffeln, Gemüse und Salat, lohnt sich eine Umzäunung zur Verhütung von Wildschäden. Das Jagdinspektorat kann Beiträge aus dem Wildschadenfonds an solche Verhütungsmassnahmen sprechen. Im Jahr 2018 wurde im Kanton Bern für die Wildschadenverhütung 180 000 Franken bewilligt. Für den Ersatz von Wildschäden wurden 301 000 Franken aufgewendet. Wenn man davon ausgeht, dass rund 10 Prozent der schweizerischen landwirtschaftlichen Produktion im Kanton Bern erzeugt wird und die Zahlen mit den anderen Kantonen vergleicht, stellt man fest, dass die Aufwendungen für die Wildschadenverhütung und den Wildschadenersatz im Kanton Bern tiefer liegen. Dies lässt den Schluss zu, dass sich das Zusammenwirken von Jagdplanung, Jagd, Wildtierschutz und Wildschadenverhütung positiv auswirkt.
Laut Verordnung wird nicht entschädigt, wenn der Schaden durch zumutbare Schutzmassnahmen hätte verhindert werden können.
Bei wiederholten Schäden an Kulturen mit hohem Erntewert werden zumutbare Schutzmassnahmen empfohlen und bei einem entsprechenden Gesuch auch finanziell unterstützt. Bei Kulturen mit einem tiefen Erntewert wie zum Beispiel Mais verlangen wir keine Umzäunung, weil der Aufwand für eine Umzäunung volkswirtschaftlich keinen Sinn macht. Ausserdem wollen wir verhindern, dass die gesamte Kulturlandschaft zugezäunt und dadurch der Lebensraum für Wildtiere unnötig eingeschränkt wird.
Gibt es mehr Schäden an Ackerbaukulturen?
Schäden durch Hirsche an Ackerbaukulturen fallen zur Zeit nicht ins Gewicht. Den Rothirsch spürt man im Grasland und auch im Wald. Bei Schäden an Mais und Kartoffeln sind Dachse und Wildschweine häufiger die Verursacher.Interview (schriftl.)