Die Kleintierzüchter gehören in diesem Winter ebenfalls zu jenen, welche wegen ­Corona auf ihre Hauptsaison verzichten müssen: Ihre Kaninchen- und Geflügelausstellungen entfallen, obwohl die Züchter seit dem Frühling die gesamte Zuchtarbeit auf diese Anlässe ausgerichtet haben, an denen ihre Kaninchen und ihr Geflügel bewertet werden. Verschiedene Rassenclubs und Vereine suchten aber nach Möglichkeiten, um unter Einhaltung der Covid-19-Schutzvorgaben eine Bewertung der Tiere ihrer Mitglieder zu ermöglichten. Zu diesen Organisationen gehört auch der Kleintierzüchterverein Marthalen und Umgebung im Zürcher Weinland.

Kontakte vermieden

«Wir haben uns entschieden, innerhalb des Vereins eine Bewertung der Kaninchen durchzuführen. So können wir die vereinsinternen Meisterschaften mit der Vergabe der Wanderpreise für die schönsten Tiere trotzdem durchführen», erklärt Vereinspräsident Werner Han-gartner. Mit der nun erfolgten Punktierung der Kaninchen konnte für sämtliche 75 für die Verbandsausstellung angemeldeten Tiere doch noch eine Bewertung realisiert werden. Bei der Begutachtung der Tiere waren allerdings nur der jeweilige Züchter, ein Zuträger und der Richter involviert. «Wir haben für die Bewertung ein Schutzkonzept erarbeitet, um auch in diesem kleinen Rahmen möglichst viele Kontakte zu vermeiden», betont Hangartner. Beim Geflügel, bei dem neben den Wanderpreisen auch ein Hähnepokal vergeben wird, verzichtete der Verein aber auf eine Bewertung.

Zahlreiche Kriterien

Bei der Klassierung der Kaninchen wurden die Züchter unter Einhaltung der Maskenpflicht und Abstandsregeln nach einem Zeitplan nach Benken an den Wohnort des Vereinspräsidenten aufgeboten.Und mit diesem Vorgehen wurden die Corona-Regeln eingehalten: Für die Bewertung müssen die Züchter ihre Kaninchen eigenhändig und der Reihe nach aus den Transportkisten nehmen und auf einem Tisch deponieren. Danach übernimmt ein Träger das Tier, um es dem Richter Klaus Blättler aus dem thurgauischen Wigoltingen zuzutragen. Wir beobachten diesen, als auf seinem Bewertungstisch im gedeckten Gartenunterstand eine stolze Rex-Zibbe mit einem blauen Farbenschlag des Guntalinger Züchters Jürg Keller steht. Diese Rasse weist ein Idealgewicht zwischen 4 und 4,7 Kilogramm auf. Fünf Kilogramm dürfen allerdings nicht über- und 3,5 Kilogramm nicht unterschritten werden. Nun beginnt die minutiöse Arbeit von Blättler, der die Bewertung nach acht Vorgaben vornimmt und das Bewertungsblatt schrittweise ausfüllt. Es können sechsmal maximal zehn und zweimal maximal 20 Punkte vergeben werden.

Genaue Prüfung

Sorgfältig prüft Blättler Kopf und Hals und misst die vorgegebene Ohrenlänge. Zudem verlangt das Reglement eine voll ausgeformte Brust, gut bemuskelte und geschlossene Schultern sowie mittellange, gerade und mittelkräftige Vorderläufe. Der Rücken muss gut abgerundet, das Becken geschlossen, gut aufgesetzt, gerundet und mittelhoch sein. Die Hinterläufe sollten mittelkräftig sein, gefordert ist eine parallele Stellung. Die Bauchlinie muss ausgezogen und gut sichtbar sein. Sehr sorgfältig prüft Blättler auch das Fell. Dieses muss dicht, voll, griffig und mit viel Unterwolle ausgestattet sein. Als ideale Deckhaarlänge sind 20 Millimeer gefordert. Beim Farbenschlag der Rex-Rasse ist bei der Deckfarbe ein intensives, reines, glänzendes Blau gefordert. Zuletzt wird das Tier noch gewogen.

Gute Noten

Die Zibbe kommt auf eine gute Bewertung von deutlich über 95 Punkte. Nach dieser Bewertung steht Werner Hangartner in seiner Funktion als Zuträger bereit, übergibt das nächste Tier an Richter Klaus Blättler und trägt das bewertete Tier zurück auf den Tisch in der Garage. Dort übernimmt nun wieder der Züchter die Zibbe und platziert sie in der Transportkiste.

Positives Fazit

Nach der Bewertung ziehen Vereinspräsident Werner Hangartner und Richter Klaus Blättler ein positives Fazit. Der organisatorische und personelle Mehraufwand habe sich für die Vereinsmitglieder gelohnt, betonen sie. Das strenge Schutzkonzept konnte reibungslos umgesetzt werden. «Wir werden nun die Ranglisten erstellen und die Wanderpreise und Pokale an der Generalversammlung vergeben können», sagt Hangartner. Diese muss allerdings wegen Corona in den Frühling oder gar in den Frühsommer verschoben werden.