Die Aargauer Auktion hat in ihrem 25-jährigen Bestehen die volle Ladung an Marktschwankungen erlebt. So kletterte der Durchschnittspreis im April vor fünfzehn Jahren auf 4482 Franken, nachdem der Milchpreis um mehrere Rappen gestiegen war. Sechs Jahre früher, nach der BSE-Krise, krochen die Preise um 2200 Franken herum. Im Frühling dieses Jahres wurden die Kühe zwischendrin zugeschlagen, im Schnitt bei 3878 Franken.
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Ins Leben gerufen wurde die Auktion von Holstein und Swissherdbook Aargau, der damals noch Fleckviehzuchtverband hiess. Motivation der beiden Zuchtverbände war es, ihren Mitgliedern eine gute Handelsplattform mit günstigen Konditionen anzubieten. Die Premiere fand am LZ Liebegg statt, danach wurde der Ring abwechselnd auf dem Betrieb Frei in Schafisheim und im Gehren in Erlinsbach aufgebaut und seit 2003 in der Vianco Arena Brunegg.
Aargauer Auktion: Zucht- und Nutzviehauktion von Holstein und Swissherdbook Aargau. Mittwoch, 22. November, Arena Brunegg. Besichtigung ab 19 Uhr, Auktion um 20 Uhr. Rund 50 Kühe, Rinder und Kälber; online-Katalog und online-Bieten.
Seit einigen Jahren können Interessierte den Anlass online mitverfolgen und mitbieten. Dieses Angebot sei zunehmend wichtig, sagt Ueli Wolleb, der seit Beginn an im Organisationskomitee mitarbeitet. Heute würden 20 bis 30 Prozent der Tiere vor dem Bildschirm gekauft. Wenn früher die Landwirte wegen Erntearbeiten ganz ausblieben, seien sie heute dank Live-Stream von Zuhause aus doch noch dabei. Auch hat sich die Reichweite gesteigert: «Die Käuferinnen und Käufer sind zwischen Genf und dem Bündnerland zuhause, seit es den Live-Stream gibt. Zuvor kamen nur einzelne von weiter her.» Nicht verkaufte Tiere bleiben 24 Stunden nach der Auktion aufgeschaltet, da wird oftmals noch gehandelt.
Braucht es da die Auktion in der Halle überhaupt noch? «Ja», lautet Wollebs Einschätzung. «Die Aargauer Auktion ist ein Treffpunkt für Züchter und Milchproduzenten. Viele kommen ohne Kaufabsichten, essen eine Bratwurst oder eine Meringue in der Festwirtschaft, sitzen mit Berufskollegen zusammen. Und kaufen dann manchmal doch noch eine Kuh.»
Käufer sind anspruchsvoller geworden
Die Käuferschaft sei generell anspruchsvoller geworden, beobachtet er. Bei vielen liege die Schmerzgrenze bei 3500 Franken, für diesen Preis würden bei einer Erstmelk ein gutes Euter und 30 Liter Milch erwartet. «Kühe mit schlechten Eutern und hohe Zellzahlen kommen gar nicht mehr an die Auktion», kommentiert er die gute Qualität des Angebots. Bei durchschnittlich 55 verkauften Tieren pro Auktion kommt selten mehr als eines retour.
Vor rund zehn Jahren stellte sich das OK angesichts mässiger Preise und in der Folge sinkender Auffuhrzahlen die Grundsatzfrage. Sie sorgten mit der Einführung eines Elite-Segments für neuen Schwung. Seither kämen verschiedene Käufer gezielt auf der Suche nach spezieller Genetik nach Brunegg, weiss Ueli Wolleb. Synergien bieten sich mit der Aargauer Eliteschau, die jeweils im Frühling kurz vor der Auktion stattfindet: Dort verschaffen sich Interessierte schon mal einen Überblick.
Weniger Verkaufstiere auf dem Markt
Im Aargau gibt es einige Spitzenzüchter. Aber die Priorität der meisten Betriebe liegt gemäss Wolleb bei der Milchproduktion. Da werden Nachzuchttiere nach Bedarf remontiert und ansonsten mit Mast besamt; der gesexte Samen hat diese Tendenz verstärkt. Dadurch kommen weniger Verkaufstiere auf den Markt, und so stagnieren die Auffuhrzahlen an der Aargauer Auktion auch jetzt wieder. Lohnt sich der Aufwand einer eigenen Auktion für die beiden Zuchtverbände überhaupt? «So lange der Anlass kostendeckend ist, macht er Sinn», lautet Ueli Wollebs Fazit.
Der dritte Milchviehzuchtverband im Kanton, Braunvieh Aargau, führt seine eigene Traditionsauktion jeweils auf dem Horben durch, auch dort ist das Angebot an Kühen nicht riesig. Vielleicht sei zu gegebener Zeit eine Auktion in drei Farben ein Thema, kommentiert Ueli Wolleb.