Acht Rinder einer Herde sind Mitte Juni auf der Alp Bettebnet in der Obwaldner Gemeinde Kerns zu Tode gestürzt. Spekuliert wurde rasch über eine allfällige Wolfspräsenz. Wie der Kanton Obwalden vergangene Woche mitgeteilt hat, bleibt der Auslöser für die Panik weiterhin ungeklärt. Die zwischenzeitlich vom Laboratoire de Biologie de la Conservation der Universität Lausanne genetisch ausgewerteten Proben hätten keine gesicherten Erkenntnisse ergeben, hiess es.
«Meldungen des Kantons erfolgen nur zaghaft.»
Simon Niederberger, Präsident Bauernverband Obwalden.
Wolf nicht ausschliessen
Der Bauernverband Obwalden (BVO) kritisiert in einem offenen Brief, welcher der BauernZeitung vorliegt, die Kommunikation des Kantons. Derzeit gebe es in Obwalden zwei Themen zum Wolf, erklärt BVO-Präsident Simon Niederberger auf Nachfrage: Der Fall Melchtal und die aktuellen Risse und Sichtungen im Schwendi/Ramersberg. Er erwartet vom Kanton eine ehrlichere und offenere Information rund um das Thema Wolf.
Mit der Medienmitteilung zum Fall Melchtal suggeriere dieser nämlich, dass wohl alles als Ursache in Frage komme, nur nicht der Wolf. Dabei sei es zu einfach, dies zu dementieren. Zumal ja im Labor eine Probe wegen technischen Problemen gar nicht ausgewertet werden konnte, heisst es im offenen Brief. Der Bauernverband behaupte keineswegs, dass die Ursache für die in Panik geratene und schliesslich abgestürzte Rinderherde ein Wolf war, sagt Niederberger. Aber diese Möglichkeit sollte nicht einfach nur negiert werden. Es gebe zu diesem Fall viele Vermutungen und man wolle nicht spekulieren. Niederberger geht davon aus, dass die Ursache wohl nie nachgewiesen werde.
Schafhalter verunsichert
Zu den aktuellen Sichtungen eines Wolfes und bestätigten Rissen im Gebiet Ramersberg, findet der BVO ebenfalls, dass der Kanton offener und intensiver informieren sollte. «Die Meldungen erfolgen nur zaghaft und sporadisch», so Simon Niederberger. In der Tat sei das Thema Wolf in Obwalden derzeit sehr aktuell. Wohl auch politisch wegen dem anstehenden Jagdgesetz. Es sei aber nicht von der Hand zu weisen, dass es eben wirklich gehäuft Sichtungen und Risse durch Wölfe gebe. Viele Hobby- und Profi-Schafhalter seien stark verunsichert.
Kritisiert wird vom Bauernverband weiter, dass die Behörden den Ball hin und her schieben. Kein Amt wolle Verantwortung übernehmen. Für Herdenschutz sei das Amt für Landwirtschaft und Umwelt zuständig, für den Wolf das Amt für Wald und Natur. «Viele Betroffene fühlen sich zu wenig ernst genommen», sagt Simon Niederberger dazu. Das sei mit ein Grund für den Leserbrief des Vorstandes gewesen. Der Bauernverband Obwalden erwarte schlicht mehr Verantwortung seitens Kanton.