Frage:  Ich (40) wurde von meiner Frau (36) wegen eines anderen Mannes verlassen. Unsere drei Kinder (9, 7 und 5) hat sie mitgenommen. Klar, war nicht alles super in den letzten Jahren und wir haben zu viel gearbeitet, aber das ist nicht fair. Ich habe immer zwischen ihr und meinen Eltern zu vermitteln versucht, aber in ihren Augen bin ich nicht zu ihr gestanden. Hätte ich denn meine Eltern «zum Teufel jagen sollen»? Jetzt bin ich jedenfalls froh, dass ich es nicht getan habe, ich könnte den Betrieb nicht alleine bewirtschaften. Die Ehe ist nicht mehr zu retten, wir werden uns scheiden lassen. Was soll ich nur mit meiner Wut tun?

Antwort:  In Ihrer Anfrage hätte es gleich mehrere Themen, die ich aufgreifen könnte. Zum Beispiel, dass man als junges Ehepaar mit Kindern die Paarbeziehung klar über die Elternbeziehung stellen sollte und Sie unbedingt auch in Zukunft mit Ihren Kindern eine gute Beziehung pflegen sollten. Ich gehe jedoch vertieft auf die Frage am Schluss ein: «Was soll ich mit meiner Wut tun?» Die Wut ist ein wichtiger Teil in der Trauerarbeit, wenn man etwas verliert. Ich erkläre diese Trauerarbeit anhand der vier Trauerschritte (nach Verena Kast):

1. Nicht-wahrhaben-Wollen: Diesen Schritt haben Sie eigentlich bereits hinter sich. Sie sind nicht zusammengebrochen, haben weiterhin funktioniert. Sie haben auch bereits im Kopf die Scheidung akzeptiert.

2. Aufbrechende Emotionen: Wenn Sie von Wut sprechen, sind Sie bereits bei diesem Schritt angelangt. Lassen Sie die Wut zu und verdrängen Sie sie nicht. Sie hilft Ihnen zu verstehen, was vorgefallen ist und wie Sie für die Zukunft daraus lernen können. Machen Sie aktiv etwas mit dieser Wut.

Gehen Sie in einen einsamen Wald und schreien Sie die Wut heraus. Verbinden Sie Ihren Groll mit diesem Herausschreien der Wut und arbeiten Sie die Wut auf diese Weise aus Ihrem Körper und Ihrem Kopf heraus. Richten Sie sich aber nicht dauerhaft in der Opferrolle ein! Es gibt bei einer Trennung nie nur einseitig Täter und Opfer. Versuchen Sie, ohne Schuldsuche zu erkennen, was Sie anders hätten machen können, und lernen Sie daraus. Zum Beispiel, dass Sie beide die Paarbeziehung zu wenig gepflegt haben.

3. Neues suchen und Altes loslassen: Konzentrieren Sie sich darauf, wie Sie mit Ihren drei Kindern unter den gegebenen Umständen eine neue, gute Form von Vaterbeziehung aufbauen können. Entwickeln Sie mit Ihrer Ex-Frau eine gute Kommunikationsform für die gemeinsame Elternschaft der drei Kinder. Es lohnt sich, Sie werden Ihr Leben lang gemeinsam Eltern dieser Kinder sein. Und dann öffnen Sie sich für Neues in Ihrem Leben.

Sie haben das Recht, glücklich zu sein. Versuchen Sie herauszufinden, was Sie im Innersten glücklich macht. Lösen Sie sich von zu vielen fremdbestimmten Wünschen und leben Sie Ihre selbstbestimmten Bedürfnisse. Lassen Sie die alte Geschichte los, lernen Sie aus den Fehlern und machen Sie es ab jetzt besser.

4. Neuer Selbst- und Weltbezug: Wenn Ihnen die ersten drei Schritte gut gelungen sind, werden Sie sich selbst besser spüren, und auch Ihr Selbstwertgefühl wird wieder stärker. Es wird Ihnen gelingen, mit Ihren drei Kindern eine eigene und wertvolle Vaterbeziehung zu leben. Sie werden sich für neue Freuden im Leben öffnen und sich wieder lockerer auf neue Begegnungen einlassen können.

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