«Dank der guten Preise für Jager und Mastschweine im Jahr 2020 zeichnet sich bei Schweinezüchtern und -mästern ein finanziell noch erfolgreicheres Jahr als 2019 ab», heisst es im Newsletter der Agro-Treuhand Sursee (ATS) vom Dienstag.

Riesige Einkommensschere

Aber nicht nur die Schweinehalter verfügen über viel Liquidität. Der ganze Veredelungssektor profitiert derzeit von konstant guten Preisen. Das gilt nicht nur für die Geflügelbranche und viele Rindermäster, sondern auch für Gemüseproduzenten, wie mehrere Treuhand-Spezialisten in verschiedenen Landesteilen übereinstimmend bestätigen.

Gleichzeitig sind im Ackerbau die Ernten gut ausgefallen und die Betriebe mit Hofläden erlebten einen wahren Boom. Die einzigen, die noch nicht von der ­guten Marktlage profitieren könnten, seien die Industriemilchproduzenten, lautet eine weitere gemeinsame Erkenntnis der befragten Treuhand-Spezialisten. Zudem bestehe eine grosse Einkommensschere zwischen den bestrentierenden Betrieben und denjenigen, deren landwirtschaftliches Einkommen teilweise tiefer liegt als der überwiesene Direktzahlungs-Betrag.

Im erwähnten Newsletter wendet sich die ATS an diejenigen, welche im erstgenannten Bereich operieren und sich fragen, wie sie die liquiden Mittel möglichst sinnvoll anlegen können. Die Finanzberater warnen vor riskanten Anlagen: «Bei Futures und Optionen ist besondere Vorsicht geboten, beides sind Hochrisikoanlagen und genau so schnell wie Profit versprochen wird, kann alles verloren werden», so die ATS. Gleichzeitig empfiehlt sie die Prüfung von Einzahlungen in die 2. und/oder in die 3. Säule zur Optimierung der Steuerfolgen.

Agriexpert: «Vorsorge - das begrüssen wir absolut»

Bei Agriexpert, der Treuhand-Tochter des Schweizer Bauernverbands begrüsst man die Empfehlung der ATS. Es gebe viel Bedarf für Investitionen in die Vorsorge, sagt Geschäftsführer Martin Goldenberger, «das begrüssen wir absolut». Er warnt nicht nur vor Futures und Optionen, sondern generell vor «unüberlegten Investitionen». Als Beispiel erwähnt er den Bau eines 100er- Kuhstalls zehn Jahre vor der Betriebsübergabe, wenn noch nicht klar sei, ob der Nachfolger überhaupt melken will.

Auch andere Treuhänder verweisen auf die häufig sehr hohen und schlecht rentierenden Investitionen im Milchviehbereich. Er betont, dass Investitionen in die Vorsorge nicht verloren seien, sondern bei Bedarf wieder bezogen werden könnten, «und das mit deutlich geringeren Steuerfolgen».

Guter Moment, um Ehefrau zu entlöhnen

Ruedi Fankhauser von Agro-Treuhand Rütti ergänzt, dass auch die Entlöhnung der Ehefrau ein patentes Mittel sei, liquide Mittel sinnvoll zu investieren. Diese könne damit persönliche Vorsorge aufbauen, womit ein altes Anliegen des Schweizer Bäuerinnen- und Landfrauenverbands umgesetzt würde, das auch in der neuen Agrarpolitik Niederschlag finden soll.  

Auch Martin Angehrn von der Agro-Treuhand Thurgau befürwortet Investitionen in die 2. und 3. Säule. Man stosse damit aber nicht überall auf ungeteilte Zustimmung, vor allem jüngere mit Investitionsplänen seien zurückhaltend. Das kann er nachvollziehen, wichtig sei aber trotzdem, das Risiko korrekt zu versichern. Er empfiehlt deshalb ein Vorgehen nach Altersstufen. Über 50 seien Vorsorge-Investitionen auf jeden Fall angezeigt. Jüngere, die auf dem Sprung seien, bauen und Land kaufen wollten, sollten eher darauf schauen, dass sie die Liquidität schneller greifbar haben.

Das sieht auch Hansruedi Sturzenegger von der Agro-Treuhand Zürich so. Er erinnert an die Landpreise. Im Zürcher Unterland oder im Weinland erreichten die Preise nicht selten 8 Franken pro Quadratmeter oder mehr, «da ist man dann schnell auf einer halben Million Franken», sagt er.

Auch mit Schulden kann man glücklich sein

Letztlich, da sind sich die Treuhänder einig, gibt es so viele Anlagestrategien wie Betriebe. Das Entscheidende sei, dass einer zufrieden sei und Freude bei der Arbeit hat, sagt Ruedi Fankhauser. «Und zufrieden sein kann man auch mit vielen Schulden, wenn die Gewinne so sind, dass man alle Gläubiger befriedigen kann und die Familie glücklich ist. Glück hängt nicht immer mit Geld zusammen», sagt er.