Besonders junge Menschen leiden psychisch unter Corona. Zu diesem Schluss kommt eine Studie der Universität Basel, die im Dezember veröffentlicht wurde. Laut dieser hat derzeit fast jede dritte Person im Alter zwischen 14 und 24 Jahren schwere depressive Symptome.
«Nicht so locker wie sonst»
Die BauernZeitung hat sich an den landwirtschaftlichen Schulen umgehört, ob die Lehrpersonen einen Effekt der Corona-Krise auf die jungen Menschen spüren. Man merke sicher eine gewisse Grundanspannung, sagt Reto Spörri, Leiter Tierhaltung und Grundbildung an der Liebegg in Gränichen AG. «Sie sind nicht so locker wie sonst. Im Schulzimmer merke ich normalerweise nach fünf Minuten, wenn es einem Lernenden nicht gut geht.»
Fernunterricht bis Ende Februar
Seit Anfang dieser Woche bis Ende Februar findet an der Liebegg allerdings wieder Fernunterricht statt, eine Vorschrift vom Kanton. «Das braucht mehr Zeit für jeden einzelnen Lernenden, damit man sich mit ihm zu zweit per Videochat austauschen kann. Diese Zeit nehmen wir uns.»
Gewisse Lektionen sind live
Wie gehen die Lernenden mit dem Fernunterricht um? Ist er ein Stressfaktor? Die Lernenden im ersten und zweiten Lehrjahr nähmen diesen recht locker, sagt Reto Spörri: «Die Lernenden im dritten Lehrjahr sind kritischer. Sie haben Bedenken für die Abschlussprüfung nicht gut genug vorbereitet zu sein.» Es gibt aber Ausnahmemöglichkeiten. Für praktischen oder prüfungsrelevanten Stoff dürfen die Lektionen vor Ort stattfinden.
Schwächere verlieren eher den Anschluss
Das sei aktuell rund ein Viertel der Lektionen im letzten Schuljahr, erklärt Spörri. Für die Absolventen der Attestausbildung Agrarpraktiker/in EBA, die grundsätzlich mehr Unterstützung benötigen, gibt es keinen Fernunterricht. «Generell kann man schon sagen, dass gute Schülerinnen und Schüler den Fernunterricht ohne Probleme meistern. Bei den Schwächeren ist die Gefahr grösser, dass sie den Anschluss verlieren oder sich nicht selbst genug motivieren können.»
Grundsätzlich sei man im zweiten Lockdown viel besser auf den Fernunterricht vorbereitet. «Wir haben jetzt die nötige Technik und viel Erfahrung damit gesammelt.» Die Lehrpersonen hätten sich sehr positiv ins Abenteuer Fernunterricht geschickt, sagt Reto Spörri.
Durchzogene Bilanz
Im Kanton Basel-Landschaft wird noch diskutiert, ob es wieder Fernunterricht braucht. «Aktuell unterrichten wir normal», erklärt Dietrich Bögli, Leiter Bildung und Beratung am Ebenrain in Sissach. Käme eine Fernunterricht-Pflicht werde es sicher die Möglichkeit für Ausnahmen geben, etwa für praktischen Unterricht oder die Abschlussklassen.
«Unsere Erfahrungen sind durchzogen. Viele Lernende möchten möglichst keinen Fernunterricht. Es gibt Einzelne, denen es passt.» Forschungsarbeiten hätten gezeigt, dass viele Schüler(innen) der Meinung seien, sie lernten so weniger.
Mehr Selbstdiziplin nötig
«Fernunterricht stellt sicher zusätzliche Anforderungen, etwa an die Selbstdisziplin. Man merkt, dass sich die Schere bei den Leistungen so weiter öffnet. Die Lehrer wiederum sagen, dass ihr Beruf so ein anderer ist», hält Bögli fest. Sie hätten im Frühling den Kontakt zu den Lernenden «sehr vermisst».
Doch der Fernunterricht hat auch seine guten Seiten, wie viele neue technische Möglichkeiten. Zum Beispiel Quiz, die bei den Lernenden gut ankommen. «Grundsätzlich denke ich, für ein paar Wochen ist Fernunterricht kein Problem», bilanziert Dietrich Bögli.
Mehr zu Hause mithelfen
«Die Corona-Massnahmen schränken die jungen Leute sicher in ihrem Alltag ein. Gleichzeitig sind die junge Menschen in der Landwirtschaft recht bodenständig, viele arbeiten mehr zu Hause mit und können sich dort betätigen, wenn der Ausgang wegfällt», sagt Martin Pfister, Rektor des Schluechthofs in Cham ZG.
Dort findet die Grundbildung im Präsenzunterricht statt. Die Absolventen der höheren Berufsbildung lernen seit Oktober im Fernunterricht. «Eine Umfrage hat gezeigt, dass die Schüler den Fernunterricht weniger schlimm finden als erwartet, aber weniger gut als Präsenzunterricht.» Das Gros meistere Fernunterricht ohne Probleme, vielleicht zehn Prozent hätten Mühe damit, sagt Martin Pfister. Wie gut es funktioniere, hänge sehr stark von der Lehrperson ab.
Fortschritte bei Digitalisierung
Für ihn wird es entscheidend sein, «wie wir die Fortschritte, die wir als Schule bei der Digitalisierung gemacht haben, auch nach der Pandemie in den Tagesbetrieb transferieren».