Der grosse Tisch in der Wohnküche von Anja und Markus Maag ist einladend. Gerne sitzen viele Menschen daran. «Wir haben es geschafft, dass es für beide Generationen stimmt. Es ist toll, dass wir den Bauernhof mit unseren Ideen weiterführen können. Im Jahre 2017 haben wir das Lebenswerk meiner Schwiegereltern übernommen», stellt Anja Maag mit strahlenden Augen fest. Dabei war ihr Leben als Bäuerin eigentlich gar nicht vorgezeichnet.
Anja Maag ist in Lützelflüh BE aufgewachsen. «Meine zwei Schwestern und ich wurden behütet und liebevoll aufgezogen. Wir hatten es als Familie sehr gut», sagt sie rückblickend. Nach dem Gymnasium in Burgdorf BE absolvierte sie am Hochschulinstitut IVP NMS in Bern das Studium zum Lehrdiplom für die Vorschulstufe und die Primarstufe. Als Lehrerin sammelte sie Berufserfahrungen und hatte an der Schule in Luthern BE eine «Traumstelle».
Die Hofübernahme war ein gemeinsamer Entscheid
Die Lebenspläne von Anja Maag gingen in den Vorstellungen etwa auch Richtung Mission in Afrika. In der Jugendgruppe in Sumiswald BE begegnete ihr aber der junge, sympathische Landwirt Markus Maag. Was mit dem Austausch der fast identischen Handynummern begann, fand 2011 mit der Hochzeit eine gemeinsame Zukunft. Zusammen mit den drei Kindern entstand eine glückliche Familie, die erst in einem Stöckli in Gondiswil BE wohnte. «Wir konnten gut überlegen, ob wir den Betrieb übernehmen wollen. Ich war nicht landwirtschaftsfremd, wusste aber nicht genau, was alles auf mich zukommt», erzählt die junge Bäuerin. Es gab viele Gespräche zwischen den beiden Generationen, um zu klären, was das funktionierende Zusammenleben braucht. «Es war ein Findungsprozess und am Schluss ein gemeinsamer Entscheid von Markus und mir, auf der Maagfarm unsere Zukunft zu haben», hält sie fest. Dabei ist es dem Ehepaar wichtig, dass sich alle auf dem Bauernhof wohlfühlen. Das bedeutet aber auch, ein Ja zueinander zu finden, mit Vergeben und Annehmen.
Anja und Markus Maag haben ihre Aufgaben auf dem Betrieb klar definiert. «Ich bin vor allem als Innenministerin tätig. Die Familie, das Haus und der Garten füllen viel von meiner Zeit aus», meint die umtriebige Frau. Markus, der gelernte Landwirt und studierte Agrotechniker, ist «Aussenminister». Wenn nötig hilft aber die Bäuerin im Stall oder bei anderen Hofarbeiten mit. «Beim Holunderblüten pflücken oder Äste zusammenlesen ist es sehr schön, wenn auch die Kinder mithelfen können. So ist es einfach, die Freude an der Arbeit weiterzugeben und zu zeigen, was man macht.» Sehr cool findet sie, dass es auf Bauernhof recht einfach ist, «Papazeiten» zu realisieren.
«Wir haben gerne Menschen»
Eine weitere Aufgabe von Anja Maag ist die Verwaltung vomFerienhaus «Melli», das zumBetrieb gehört. Das bedeutet Verträge zu machen, die Leute zu kontaktieren, zu heizen und zu putzen etc. Das Bauernhaus ist ideal für Klassen- und Gruppenlager oder Familientreffen. «Ich organisiere sehr gerne. Durch das Ferienhaus kommen wir in Kontakt mit spannenden, coolen Leuten; von der Schulklasse bis zur Guggenmusik. Wir haben sehr gerne Menschen bei uns», sagt Anja Maag. Darum werden auch Farm-Events auf dem Bauernhof angeboten: Es gibt beispielsweise Hofführungen oder Stallvisiten, den Bauernhofwettkampf, einem Holunderblüten-Nachmittag oder das Erlebnis «vom Korn zum Brot».
«Im Wald Tannen zu setzen oder eine Pizza zu backen, sind für alle Beteiligten unvergessliche Momente», weiss die Bäuerin. Die Farm-Events werden vom Ehepaar Maag gemeinsam durchgeführt. Beide sind stets offen für neue Ideen. Wegen der Corona-Pandemie waren einige Anlässe nicht möglich. «Wenn es mal weniger ist, kann man dafür etwas anderes machen. Dies ist auch entlastend», erkennt Anja Maag.
Die Bäuerin liebt es, in der Küche neue Rezepte zu probieren oder die Ernte aus dem Garten zu konservieren. «Wenn mir meine Schwiegermutter Ruth einen Korb mit wunderbaren Produkten aus der Pflanzig bringt, kann ich mich voll entfalten», meint Anja Maag mit einem feinen Lächeln. Sie schätzt es sehr, dass sie bei ihrer Schwiegermutter nicht in ein Schema passen muss, sondern sich selber sein kann.
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In einem Kochbuch blättern und sich selber sein.
Sich die Zeit bewusst einteilen
Die Maagfarm ist ein Biobetrieb, es gibt 170 Holunderbäume. Die Blüten werden bei Ricola weiterverarbeitet. Ausserdem leben 16 Mutterkühe und ihre Kälber nebst 4000 Junghennen auf dem Hof. Die beiden Katzen und zwei Meerschweinchen gehören den Kindern.
Der Kuhstall wurde 2019 umgebaut, ein Jahr später der Hühnerstall neu errichtet. «Mein Mann und ich sind beides Projekttypen und haben Ideen. Wir wollen aber, dass unser Tag genug Stunden hat. Das ist für uns Lebensqualität», sagt Anja Maag. Sie teilt ihre Zeit bewusst ein, zum Beispiel macht die Lehrerin nur Stellvertretungen in der Schule, wenn es für alle Beteiligten passt. «Ich habe gerne viele Leute am Tisch. Und im Haus sind noch drei leere Zimmer. Auch dies könnte einmal ein neues Projekt werden», stellt Anja Maag mit einem Funkeln in den Augen fest.