Jacqueline Stgier Kunfermann ist eine Ästhetin – durch und durch. Sie liebt die Farbe Schwarz und zieht diesen «schwarzen» Faden als ausgebildete Fengshui-Beraterin durchs ganze Konzept. Sei es im Hofladen, im Gästeraum, in den privaten Räumen der Familie, bei den Kleidern, auf der Website – Schwarz geniesst Vorrang. 

Wenn es nach ihr gehen würde, wäre auch der ganze Fuhrpark schwarz. Der «Lindner» und der Traktor haben schon mal den Anfang gemacht. «Den Blick fürs Schöne habe ich von meinem Vater geerbt», ist sich die Bäuerin sicher. Als ehemals begnadeter Braunviehzüchter habe er auf jedes Detail geachtet. 

Von zu Hause viel fürs Leben mitbekommen

Aufgewachsen ist Jacqueline Stgier (43) in Parsonz/Oberhalbstein GR mit drei Geschwistern auf einem Bauernhof mit Milchwirtschaft und Aufzucht. «Dort habe ich vieles mit auf den Lebensweg bekommen, das mir heute zugutekommt. Nebst der Ästhetik sind das eine hohe Arbeitsbelastbarkeit und die Back- und Kochkunst meiner Mutter.» Als Teenagerin war für sie aber klar, dass sie nie einen Bauern heiraten würde. Heute ist sie froh, dass sie sich anders entschieden hat. 

Seit 17 Jahren sind sie und Simon Kunfermann ein Paar. Vor acht Jahren heirateten sie und seit 2013 sind sie stolze Eltern von Ninja. Die Erstklässlerin ist ein Wirbelwind und sorgt als grosse Tierfreundin dafür, dass alle Tiere auf dem Hof Familienanschluss haben. So kennt sie jede einzelne der rund 30 Mutterkühe – Original Braunvieh, Galloway Belted, Kreuzungen von Black Angus und Wagyu – sowie deren Kälber beim Namen. Nebst ihrem eigenen und einem Pensionspferd hat sie seit neustem auch fünf Passairer-Ziegen im Stall. Nicht zu vergessen das Damhirschrudel mit den zwei Lamas, die weiter oben beim Maiensäss auf acht Hektaren ein schönes Zuhause haben. 

Knufermanns sind umtriebige Leute 

Die Tiere sind ein wichtiger Bestandteil des 39-Hektaren-Biobetriebs der Familie Kunfermann, aber bei weitem nicht der einzige. So betreibt Simon Knufermann als gelernter Zimmermann nebst der Landwirtschaft noch eine eigene Zimmerei und unterrichtet an der landwirtschaftlichen Schule Plantahof in Landquart GR.

Jacqueline Stgier backt jeden Tag für den Hofladen, führt auf Anfrage Apéros, Brunchs und Weihnachtsessen auf dem Hof oder auswärts durch. Des Weiteren kümmert sie sich um die Direktvermarktung, die Hirschführungen und ist bei Starkoch Andreas Caminada im Service im Acasa-Catering und auf Schloss Schauenstein tätig. 

Keine klassische Rollenteilung

Auf den ersten Blick scheint die Arbeitsteilung des Ehepaars Kunfermann klassich. Dem ist aber nicht so. Während die Bäuerin regelmässig in die Stallhosen steigt, wenn Mann Simon auf einer Baustelle oder in der Schule ist, greift er ihr beim Apéro oder in der Gästestube als «Handlanger» unter die Arme. «Das Fleischverpacken, Zäunen, Heuen und Emden ist eh ein ­Gemeinschaftswerk», erklärt Jacqueline Stgier. 

Die beiden nehmen nur ungern fremde Hilfe an. Sie sind ein eingespieltes Team und sehr gut organisiert. Vor zehn Jahren haben sie den Hof von Simons Eltern übernommen und den Totalumbau des Betriebes und die Verdoppelung der Betriebsgrösse mehr oder weniger zu zweit durchgezogen. Der Umbau des Hauses hat insgesamt fünf Monate gedauert, daneben waren beide noch berufstätig. Sie als Handarbeits- und Hauswirtschaftslehrerin an der Oberstufe in Maienfeld GR. 

Arbeiten bei Andreas Caminada

Ihre Ausbildung als Handarbeits- und Hauswirtschaftslehrerin an der Bündner Frauenschule in Chur GR hat die Bündnerin nie bereut. Insgesamt 20 Jahre hat sie in Maienfeld  GR unterrichtet und ihren Beruf geliebt. Aus dieser Zeit hat sie einen grossen Erfahrungs- und Wissensschatz sowie ihre kommunikativen Fähigkeiten mitgenommen. 

Letztere kommen ihr auch im Service zugute. Sie liebt ihre Arbeit bei Andreas Caminada, der übrigens auch Hauptabnehmer der Edelstücke aus der Damhirsch-Zucht ist: «So viele Gäste sind schon bei uns vorbeigekommen und haben im Hofladen eingekauft.» Zum Teil sind auch Freundschaften entstanden. «Unsere Hauptmotivation ist es, Menschen zu begegnen und sie mit unseren Produkten glücklich zu machen.» Vor Kurzem hat sie ein sehr schönes Kompliment erhalten: «Sie haben eine besondere Gabe, Menschen glücklich zu machen.» Sagt es – und strahlt übers ganze Gesicht. 

Einzig der Himmel setzt die Grenze

An Ideen und Motivation mangelt es Familie Kunfermann nicht, viel eher am Faktor Zeit. Ihr Motto lautet: «Träume gross – denke grosszügig – the sky is the limit (Anm. d. Red.: Die Grenze ist der Himmel)».

Von ihrem Zuhause aus geniessen Jacqueline Stgier und Simon Knufermann einen grandiosen Weitblick. Diesen bringen sie auch in ihre tägliche Arbeit ein und sie haben Talent und den Willen, ihre Visionen zum Fliegen zu bringen. Das neuste Projekt ist bereits am Laufen. So haben die beiden mitten im Dorf einen alten Stall gekauft, den Simon im Moment umbaut. Geplant sind ein Verarbeitungsraum für das Damhirschfleisch, zwei grosse Kühlräume, zwei Garagen und ganz viel Platz für Träume und Visionen.