«Seitdem unser jüngster Sohn Marcel als Angestellter bei uns mitarbeitet und meinem Mann Peter eine starke Unterstützung ist, veränderte sich auch meine Arbeit. Ich habe nun zeitliche Ressourcen und helfe nur im Stall mit, wenn nötig», erklärt Madeleine Suter (57) ihre Arbeit auf dem Hof im thurgauischen Märwil. Noch bis vor zwei Jahren half sie morgens und abends bei der Stallarbeit mit. Die Milchwirtschaft hat für den Biobetrieb zentrale Bedeutung. Heute kümmert sie sich, wenn sie im Stall mithilft, in erster Linie um die Mastkälber.
Hühner erfreuen die Enkelkinder
Madeleine Suter ist Mutter von fünf Kindern im Alter zwischen 25 und 36 Jahren. Sie schätzt es, Prioritäten bei der Arbeit und im Familienalltag immer wieder neu auszurichten. Eine ihrer Töchter hat besondere Bedürfnisse, braucht Unterstützung und kommt regelmässig nach Hause. Durch eine Berufsattest-Ausbildung in der Gastronomie habe sie jedoch an Selbstständigkeit gewonnen.
«Seit geraumer Zeit hat es sich eingespielt, dass ich dienstags meine beiden – demnächst sind es drei – Enkelkinder hüte. Die Älteste ist achtjährig. Nachdem sie in der Schule die Themen Hühner und Eierausbrüten behandelte, bat sie mich inständig, ich möge doch ein paar Hühner halten. Dem Wunsch habe ich letztlich nachgegeben. Nun bevölkern fünf Hühner den Hof und erfreuen besonders die Kinder», sagt Madeleine Suter mit einem Schmunzeln.
Ackerbau und der Anbau von Wirz, Karotten und Kartoffeln stellen für den Betrieb weitere wichtige Betriebszweige dar. Ihr Mann Peter und Sohn Marcel, der nebst Landwirt auch eine Ausbildung als Landmaschinenmechaniker absolvierte, bieten darüber hinaus auch Reparaturarbeiten für Maschinen an.
Madeleines Tipp
«Auch bei mir fallen gelegentlich Brotreste an. Diese schneide ich in Würfeli. In der Bratpfanne erhitze ich etwas Butter, gebe die Brotwürfeli hinzu, brate sie unter stetigem Wenden an und würze sie mit fein
gehackten Salatkräutern. Wenn die Brotwürfeli ausgekühlt sind, gebe ich sie in ein Vorratsglas. So habe ich immer Crôutons, die auf Salaten oder in der Bouillon herrlich schmecken.» s
Ein gut überlegter Entscheid
«Kochen gehört im Haushalt zu meinen liebsten Tätigkeiten, und seit jeher backe ich die meiste Zeit im Jahr das Brot selbst. Wir sind mittags zwischen zwei bis zwölf Personen am Tisch.» Madeleine Suter sagt, sie «liebäugelte» schon seit geraumer Zeit mit der Absicht, sich bei Swiss Tavolata als Gastgeberin zu melden. «Als Marcel noch nicht auf dem Betrieb mitarbeitete, stand dies für mich jedoch ausser Frage. Ich wollte nie mit halbherzigem Engagement dabei sein, sondern bei Buchungen ganzen Einsatz für die Gäste leisten.»
Sie hätte gerne weitere Thurgauer Gastgeberinnen
Inzwischen ist sie seit knapp zwei Jahren Swiss-Tavolata-Gastgeberin und durfte seither schon einige Tischgesellschaften mit bis zu zwölf Personen mit feinen regionalen und saisonalen Speisen verwöhnen. Bislang ist sie für den Thurgau die einzige Swiss-Tavolata-Gastgeberin, ein Umstand, den sie bedauert: «Es ist natürlich ein Entscheid, der gut überlegt und mit der Familie eingehend besprochen sein will.» Manche Frauen in ihrem Umfeld würden sie ansprechen und sagen, es würde ihnen nicht behagen, Fremde in den eigenen vier Wänden zu bewirten. «Ich verstehe die Vorbehalte, sähe es aber ganz gerne, wenn ich auf Dauer nicht die einzige Swiss-Tavolata-Gastgeberin im Thurgau bleibe.»
Madeleine Suter gerät ins Schwärmen, wenn sie von der Gästebewirtung berichtet: Da serviere sie z. B. Hackbraten und Speisen, bei denen der Apfel eine grosse Rolle spiele, um «Mostindien» zu repräsentieren.
«Learning by doing»
Die Bäuerin wuchs im zürcherischen Tösstal in einem nicht-bäuerlichen Haushalt auf und erlernte den Beruf der Hauspflegerin. Als sie 1985 Peter Suter heiratete, hatte das Paar anfangs den Plan, im benachbarten Ort Tobel einen Betrieb zu übernehmen. Diese Pläne seien durch Einsprachen von Naturverbänden vereitelt worden. «Als ich heiratete, hatte ich zunächst wenig Ahnung von der Arbeit auf einem landwirtschaftlichen Betrieb.» Bald trat sie als Mitglied einer lokalen Bäuerinnenvereinigung bei und erwarb sich das Rüstzeug als Bäuerin durch «learning by doing». Durch eine Güterzusammenlegung im Weiler Rüti in Märwil erhielt das Paar die Möglichkeit, einen maroden Hof zu erwerben und mittels Eigenleistung zu sanieren. Der Betrieb wurde zu ihrer Heimat. Er befindet sich geografisch zwischen den Orten Tobel und Märwil und ist umgeben von Wald und Wiesen. Madeleine Suter schätzt diese Abgeschiedenheit und kann sich gar keine andere Wohnlage vorstellen.
Seit einigen Jahren kultiviert sie Hochbeete: «So habe ich immer eigene Salate und Kräuter.» Die Bäuerin pflückt auf Selbstpflückfeldern Bohnen zum Einmachen, friert Gemüse und Fleisch ein und verfügt stets über eine gut gefüllte Kühltruhe. «So bin ich auch bereit für Tavolatas.»