«Unser Ältester, Eric, kommt heute später zum Zmittag nach Hause. Er hat heute Geburtstag und soeben ist die Torte fertig geworden», erklärt Doris Lustenberger den einzelnen, unbenutzten Teller auf dem Tisch.
Schlechtes bringt Neues
Der Betrieb Hofstatt gehört zur Gemeinde Luthern LU. Er ist etwas abgelegen und so kommt das Geburtstagskind mit dem Töffli angerast. Der Betrieb von Lukas und Doris Lustenberger befindet sich momentan im Bau. «Manchmal braucht es einen Schicksalsschlag, um sich zu trauen, etwas Neues zu starten», erklärt Doris Lustenberger. Vor drei Jahren brannte die Scheune nieder.
Milchviehhaltung kam für ihren Betrieb nicht mehr in Frage, weil unter dem Strich zu wenig rausgeschaut hat und beide noch auswärts arbeiten. «Es wird ein multifunktionaler Stall gebaut, der sowohl für Fresser, Gusti wie auch für eine kleine Mutterkuhherde geeignet ist», beschreibt sie den Neubau. Das Paar hat drei Kinder, Eric (15), Alina (13) und Jenny (9). Ob und wer den Betrieb mal übernimmt, ist noch nicht klar.
Was kaputt ist, wird geflickt
Auf die Frage, ob die heutigen Bäuerinnen noch flicken, meint Doris Lustenberger: «Ja sicher, das habe ich von daheim mitbekommen.» Die Wertschätzung gegenüber Produkten sei ihr wichtig. «Geflickte Hosen sind keine Schande, aber kaputte Hosen schon. Ich sagte auch zu meinen Lernenden, dass ich alles flicke, was kaputt in die Wäsche kommt. Das gilt auch für die modern zerrissenen Hosen», sagt sie mit einem Lachen. «Wenn die Löcher bleiben sollen, müssen sie die Hosen zu Hause waschen.»
Homeoffice statt Kündigung
Die gelernte Kauffrau arbeitet Teilzeit als Treuhänderin. «Ich darf im Homeoffice arbeiten», erklärt Doris Lustenberger. Bis vor der Betriebsübernahme hat sie als Treuhänderin auswärts gearbeitet. Als der Arbeitsweg und die Kinderbetreuung nicht mehr gut machbar waren, wollte sie kündigen. Ihr Chef bot ihr dann an, ihre Arbeit von zu Hause aus zu erledigen. Anfangs hat sie oft auch abends und nachts gearbeitet und war dann entsprechend müde. Dann organisierte sie sich mit Babysittern aus der Nachbarschaft. Diese konnten sich ein Sackgeld verdienen. Jetzt, da die Kinder grösser sind, geht es viel einfacher.
«Die Bäuerinnenausbildung zu machen, reizte mich bereits vor 20 Jahren», schwärmt Doris Lustenberger. Damals musste sie sich zwischen zwei Ausbildungen entscheiden. Da ihr der Fachausweis Treuhand mehr Chancen auf dem Arbeitsmarkt brachte, musste die Bäuerinnenschule warten.
Doris Tipp
Quark: Nicht zum Essen – was natürlich auch lecker ist – sondern für Wickel bei Sonnenbrand (nicht auf offene Hautstellen), Halsweh, Brustentzündungen/Milchstau oder akuten Gelenk-entzündungen. Er wirkt kühlend, schmerzlindernd, abschwellend, entzündungshemmend und ist zudem günstig. Achtung: Den Quark nicht direkt aus dem Kühlschrank verwenden.
Junge sind pfiffig und frisch
Vor einigen Jahren wurden Ausbildnerinnen für das Hauswirtschaftsjahr Agriprakti gesucht. Sie interessierte sich schon länger, konnte aber nicht mitmachen, weil sie die Ausbildung dazu noch nicht hatte. Dann hat ihr das Agriprakti die Chance gegeben, die Ausbildung zu starten und gleichzeitig eine Lernende zu betreuen. «Meine Lernende kocht und macht den Haushalt, wenn ich zur Schule gehe», so Doris Lustenberger. Von der Ausbildung kann Doris Lustenberger sehr viele Dinge zu Hause anwenden und ausprobieren.
Diesen Sommer ist sie mit der Ausbildung Bäuerin fertig und strebt den Fachausweis Bäuerin an. «Die Schule ist toll. Wir sind eine lässige Klasse», schwärmt sie. «Es ist schon schön, von den Jungen übernimmt man als ältere Teilnehmerin das Frische und Pfiffige. Es gibt viele Dinge, die meine jüngeren Kolleginnen auf ihre Art viel einfacher machen», so Lustenberger.
Wollte erst keinen Bauern
«Ich bin ursprünglich aus Black Mountain City – also aus Schwarzenberg. Mein Mann Lukas und ich haben uns durch meinen Cousin kennengelernt», erklärt Doris Lustenberger. «So kam halt das eine zum anderen», meint sie lachend. «Ich sagte immer, schon als kleines Mädchen, ich will nie ins Welschland, das KV mache ich sicher nicht und ein Bauer als Partner kommt gar nicht in Frage.» Manchmal komme halt vieles anders als man denkt, meint sie.
Zum Schluss steckt die Bäuerin noch die Kerzen auf die Torte. «15 haben schon fast nicht mehr Platz neben der Schrift.» Die Kinder werden doch so schnell gross, stellt sie fest.
Franziska Jurt
«Ich darf im Homeoffice arbeiten.»
Doris Lustenberger arbeitet seit vielen Jahren daheim.
«Manchmal brauchts einen Schicksalsschlag, um etwas zu verändern.»
Doris Lustenberger zur Betriebsumstellung.