Erwin* ist der «Chrampfer», sein älterer Bruder Willi* der «Stratege» (Namen geändert). Beide bewirtschaften seit Jahren gemeinsam einen grossen Pachtbetrieb. Allerdings sind in den letzten Jahren immer dunklere Wolken aufgezogen über dem Jahrhunderte alten Betrieb. Die Besitzerfamilie hat wenig Kenntnis und Verständnis für die Belange der beiden Pächter.

So bekamen Willi und Erwin eines Tages den Bescheid, dass der Gutsbesitzer einen neuen Vertrag mit verdoppeltem Pachtzins aushandeln will. Was vorerst nach einem schlechten Witz aussah, wurde aber schon bald Realität. Doch für Erwin und Willi ist eine Fortführung der Pacht unter diesen neuen Bedingungen unmöglich und so wird der Pachtvertrag im darauffolgenden Jahr aufgelöst.

Unterschiedliche Tempramente

Erwin, der die grosse Viehherde betreut und jede Muttersau im Stall kennt, ist kein Mensch der grossen Worte. Ganz anders sein Bruder Willi, der gerne neue Strategien entwickelt und diese auch jedem, der mehr oder weniger interessiert ist, weitererzählt. Sein Einstieg in die Politik ist zwar kläglich gescheitert, doch das steckte er weg – zumindest vordergründig. Bald hat er auch für sich und seine Freundin einen Weg für die Zukunft gefunden.

Der zurückhaltende Erwin kennt erst seit wenigen Wochen eine Frau, die er – erstmals in seinem Leben – von Tag zu Tag mehr liebt. Doch von Liebe allein hat man nicht gelebt und er fragt sich nun täglich, wie wohl seine Zukunft aussehen wird und wo er künftig sein Geld verdienen soll.

Unter Druck

Ob per Zufall oder nicht, seine Freundin macht ihn kurz darauf auf eine Melkerstelle in der Nachbarschaft aufmerksam. Bald schon hat er einen Anstellungsvertrag unterschrieben. Alles scheint optimal zu laufen. Dann holt ihn seine Vergangenheit ein. Für über zwanzig Jahre hatte er die Hauptarbeit im Stall geleistet, hatte sich kaum Freizeit gegönnt und aus der gemeinsamen Kasse mit seinem Bruder nur das Nötigste bezogen.

Nun macht ihn seine Freundin darauf aufmerksam, dass er bei der Betriebsauflösung gegenüber seinem Bruder sicher noch finanzielle Ansprüche geltend machen könne. Er fühlt sich von ihr unter Druck gesetzt.

Neue Sichtweise durch professionelle Hilfe

Es war ein sonniger Sonntagnachmittag als Erwin den Hang hinter dem Hof emporstieg und den Betrieb überblickte. Sein ganzes Leben hat er hier verbracht und hart gearbeitet. Mancher Sturm hat mal da, mal dort einen Ziegel aus dem Dach gerissen.

Doch jetzt droht ein anderer Sturm, der auf ihn zu braust, das zu zerstören, was ihm lieb geworden ist. Wenn er nichts unternimmt, sieht er seine Beziehung zur Freundin ernsthaftin Gefahr. Wenn er finanzielle Ansprüche an seinen Bruder stellt, opfert er sein Verhältnis zu ihm und womöglich auch noch das zu seinen Eltern.

Erwin weiss nicht ein und aus, doch dann ruft er das Bäuerliche Sorgentelefon an. Er erzählt dem anonymen Zuhörer auf der anderen Seite seine Situation und kann seinen «Chropf» leeren. Noch ist das Problem nicht gelöst, aber er hat mit jemandem über seine Sorgen gesprochen und hat Tipps erhalten, wie und wo er weiter professionelle Hilfe suchen kann. Wochen später konnte er sich mit seinem Bruder auf einen Mittelweg einigen und die angespannte Lage zu seiner Freundin hat sich ebenfalls geklärt.

Das Team vom Bäuerlichen Sorgentelefon ist für Sie da, rufen Sie uns an. Tel. 041 820 02 15. Montagvormittag (8.15–12 Uhr), Dienstagnachmittag (13–17 Uhr) und Donnerstagabend (18–22 Uhr)www.baeuerliches-sorgentelefon.ch