Anlässlich einer Punktierung der Alp Engenlauenen in der Gemeinde Flühli im Jahr 1972 bei Theo Zihlmann regten Ernst Neuenschwander, Chef des eidgenössischen Produktionskatasters, und Robert Käser, Sekretär des Schweizerischen Alpwirtschaftlichen Verbandes (SAV), an, im Entlebuch wieder einen Alpwirtschaftlichen Verein zu gründen. Ein solcher hatte bereits von 1911 bis 1946 bestanden. Theo Zihlmann setzte den Vorschlag zusammen mit weiteren Älplerkollegen um.
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Zur Geschichte
Der Alpwirtschaftliche Verein Luzern kümmert sich um die Anliegen der Älpler, fördert die Zusammenarbeit mit der Tourismusbranche und wirkt als Bindeglied zwischen Konsumenten und Produzenten. Im Jubiläumsjahr stellen wir den Verein in zwei Teilen vor, die Fortsetzung folgt nächste Woche.
1911 wurde in Schüpfheim auf die Initiative von Regierungs- und Nationalrat Theodor Schmid der Alpwirtschaftliche Verein des Amts Entlebuch gegründet. Nach seinem Tod 1918 kam die Tätigkeit des Vereins zum Erliegen und wurde 1922 durch Grossrat Anton Emmenegger wieder belebt. Es fanden Kurse, Vorträge und Alp-Exkursionen statt.
Kantonstierarzt Franz Josef Bieri kritisierte 1942 das Überbelegen der Alpen mit Vieh, warnte vor zu intensiver Güllenwirtschaft und bemängelte die Zunahme der Tuberkulose beim Vieh als Folge der Unterernährung mangels richtiger Anpassung des Viehbestandes an das Futter.
In den Akten findet man die Einladung für eine Versammlung, die für den 10. März 1946 geplant war. Wahrscheinlich fand sie aber nie statt, der Tod des Präsidenten Anton Emmenegger 1945 löste vermutlich auch das Sterben des Vereins aus.
Auf den ganzen Kanton erweitert
Am 21. Februar 1973 fand im Gasthaus «Stutz» in Flühli die Gründungsversammlung statt. Die Versammlung wählte Grossrat Peter Felder zum ersten Präsidenten und acht weitere Vorstandsmitglieder. Ein Jahr später wurde die Vereinigung auf Wunsch kantonaler Behörden zum Alpwirtschaftlichen Verein des Kantons Luzern (AVL) erweitert.
«Der AVL bezweckt die Förderung einer rationellen Alpwirtschaft im Allgemeinen, der beruflichen Ertüchtigung und der sozialen Wohlfahrt der Bergbevölkerung im Besonderen», steht in den Statuten vom 24. März 1974.
Verein verschafft Gehör
«Der Verein kümmert sich intensiv um die verschiedenstenAnliegen der Älpler, fördert die Zusammenarbeit mit der Tourismusbranche und stärkt das Verständnis zwischen Stadt und Land», konkretisiert Pius Schmid, AVL-Präsident und SAV-Vorstandsmitglied. Ein enger Zusammenschluss sämtlicher Älpler solle den Forderungen und Wünschen der Bergbevölkerung vermehrt Gehör verschaffen. Es werde ein enger Kontakt zwischen dem BLW in Bern und den Amtsstellen des Kantons Luzern gesucht. «In der heute schwierigen Zeit für die Landwirtschaft bildet der Verein für die um ihre Existenz bangenden Älpler eine wichtige Stütze», sagt Schmid.
Nebst Pius Schmid gehören dem Vorstand Peter Wüthrich als Vizepräsident, Bethli Portmann als Aktuarin, Franz Achermann als Kassier sowie Valentin Lötscher, Stefan Vogel, Hans Ziegler, Hans Siegenthaler und Markus Zihlmann an.
Der Vorstand nimmt Stellung zu kantonalen Vernehmlassungen. Die regelmässigen Sommerausflüge erweitern den Blick über die eigene Region hinaus und fördern den Austausch mit Berufskollegen. Dreimal hatte man die Ehre, die Hauptversammlung des SAV im Entlebuch durchzuführen. Eine wichtige Aufgabe des Vereins ist die Ehrung von Frauen und Männern, die sich über Jahre hinweg durch Treue und Pflichtbewusstsein im Älplerleben verdient gemacht haben. Alpbeurteilungen, früher Alppunktierungen, dienen dem Zweck, sauber geführte Alpen der Öffentlichkeit vorzustellen.
Unglaublicher Wandel
Vor 50 Jahren waren viele Alpen gar nicht oder nur teilweise erschlossen, Strom fehlte vielerorts. Heuen war Handarbeit und viel aufwendiger. Es gab auf den Alpen keine Mutterkühe und keine Laufstalltiere, die Tiere waren behornt. Im hinteren Entlebuch gab es regelmässig 1800 mm Niederschlag. Es gab keine Moorschutzauflagen, darum konnte dieGasleitung durch die Salwiden problemlos und ohne Einwände gebaut werden. Seit 1987, mit der Rothenthurm-Initiative, hat dies geändert. Heute gibt eine einfache Wasserleitung und Erschliessung von Alpen infolge Ein-sprachen von Umweltverbänden Probleme. Vor 50 Jahren gab es Kurse zur Ertragssteigerung in der Alpwirtschaft durch Düngersäen. Rothirsche kannte man nur vom Hörensagen. Dass die Rückkehr des Wolfes geduldet und dadurch die Bewirtschaftung der Alpen dermassen erschwert würde, war noch unvorstellbar.