sursee Für die landwirtschaftlichen Schulen sind die neu beschlossenen Massnahmen vom Bund ein harter Brocken. Die Planung und Durchführung der Weiterbildungskurse und -veranstaltungen gestalten sich als eine grosse Herausforderung. Je nach Kanton sind die Regelungen zudem unterschiedlich. Die regionalen Bildungszentren berichten von der Umsetzung und ihrem Konzept und erklären, wie es mit den Weiterbildungen weiter geht. Einige Kantone legen die Kurse vorerst auf Eis, andere bauen das Online-Angebot aus. Die Regelungen können kurzfristig ändern, die Schulen empfehlen, sich auf der Webseite und bei den Kursveranstaltern direkt zu informieren.
LU: Kein Online-Angebot
«Wir gehen nicht davon aus, dass ein Online-Angebot von den Landwirten gewünscht und genutzt wird», erklärt Sabrina Imfeld, Kursverantwortliche am Berufsbildungszentrum Natur und Ernährung des Kantons Luzern. Zum aktuellen Zeitpunkt sei daher kein solches Angebot geplant. Die Luzerner versuchen, die Weiterbildungen mit entsprechenden Schutzauflagen durchzuführen. Das heisst, keine Veranstaltungen über 50 Personen, mit Maskenpflicht und Abstandsregelung von 1,5 Metern. Am BBZN seien 29 Teilnehmer pro Kurs das Maximum. Es werde aber durchaus möglich sein, einen Referenten per Video zuzuschalten, falls dieser zum Beispiel in der Quarantäne sei.
UR, NW, OW: Bis Dezember auf Eis
In den Kantonen Uri, Nid- und Obwalden sind fast alle Weiterbildungskurse bis Ende Jahr abgesagt. «Niemand kann in die Glaskugel sehen», erklärt Urs Elmiger, Landwirtschaftlicher Beratungsleiter beim Kanton Uri.
Beliebter Alpsennenkurs
Man müsse aktuell unter Berücksichtigung der Covid-Vorgaben pragmatisch planen. Wenn die Teilnehmerzahlen zu fest begrenzt würden, stelle sich für einen Kursanbieter auch die Frage, ob sich ein Kurs oder eine Weiterbildung wirtschaftlich noch lohne.
Die Landwirtschaftlichen Beratungsdienste NW/OW/UR haben ein gemeinsames Kursprogramm zusammengestellt; es gibt ganz verschiedene Kurse. «In unserer Region ist der einwöchige Alpsennenkurs jeweils sehr gut besucht», erklärt Urs Elmiger. Normalerweise gibt es diesen in Mehrfachausführung. Diese Saison finde bis jetzt nur ein Kurs definitiv statt, da nur die Grundbildung und nicht die externe Weiterbildung unterrichtet werden dürfe. Der Alpsennenkurs ist ein Wahlmodul der Ausbildung zum Landwirt und gemäss Elmiger sehr beliebt.
Grundsätzlich seien Flurbegehungen und Kurse, wo sowieso schon mit Abstand gearbeitet werde, einfacher durchzuführen als jene, die in einer Gruppe in einem Klassenzimmer stattfinden würden.
Im neuen Jahr entscheiden
«Im Moment sieht es düster aus mit den Verschärfungen. Bei uns sind die Kurse bis und mit Dezember gestrichen», berichtet Urs Elmiger. Es werde gegen Frühling geschaut, was wieder ausgeschrieben werde. Seine grundoptimistische Meinung, die er noch vor drei bis vier Wochen hatte, habe sich schon etwas zerschlagen.
Aargau: Verlagerung ins Digitale
«Wir sind bestrebt, das Kurs- und Veranstaltungsangebot so weit wie möglich aufrecht zu erhalten», schreibt Hansruedi Häfliger, Direktor des Landwirtschaftliches Zentrums (LZ) Liebegg.
Zwei Schwerpunkte
Am LZ Liebegg sind die Weiterbildungskurse bis Ende 2020 geplant. Im Dezember wird das neue Programm bis Juni 2021 erscheinen. Die Schwerpunkte im Weiterbildungsprogramm der Liebegg liegen bei Klima- und Ressourceneffizienz. Das seien ebenfalls die beiden aktuellen Entwicklungsschwerpunkte des Kantons Aargau, antwortet Hansruedi Häfliger auf Anfrage der BauernZeitung. Leider könnten diese Punkte aber Corona-bedingt nur eingeschränkt umgesetzt werden.
Die Liebegg hat als Ergänzung zum ordentlichen Weiterbildungsprogramm einen Betriebscheck mit 15 Modulen eingerichtet. Je nach Bedürfnis können individuell verschiedene Module zu einem Pauschalpreis genutzt werden. Dafür seien eine rollende Planung und Umsetzung nötig. Die Liebegg verlagert das Angebot auf digitale Kanäle. Sie hätten eine gute Website, den Newsletter und einen Channel-Versand, um die Betriebe nach Interessen zu informieren.
ZG: Mehr Platz vorhanden
«Unser Weiterbildungsangebot wird für die neue Saison schon reduzierter angeboten», berichtet Martin Pfister, Rektor am Schluechthof. Es sei auch eine Ressourcenfrage, wie viel geplant wurde. Da in der Bildung mit den speziellen Auflagen viel mehr Ressourcen nötig sind, wurde bei der Beratung etwas abgespeckt.
Wichtige Kurse anbieten
Einige Kurse wurden bereits abgesagt. Vor allem die obligaten Kurse wie Hofübergabekurse oder Berufsbildnerkurse werden weiterhin angeboten. Ganz speziell beliebt sei dieses Jahr der Kurs Bauern- und Unternehmerschulung (BUS) und werde voraussichtlich mehrmals durchgeführt, berichtete Pfister noch vor zwei Wochen. Nun wurde aber der BUS-Kurs nach hinten verschoben.
Schulungsvideos geplant
Es sei ein Online-Format, beispielsweise für den Hofübergabekurs geplant, in Videoform, nicht als Online-Schulung. «Wir konnten zusätzliche Räume mobilisieren oder umnutzen», berichtet Pfister. Was und wie durchgeführt wird, könne aber immer wieder ändern. Gerade im BUS-Kurs sei der Austausch der Teilnehmer in der Gruppe sehr wichtig. Ein Kurs über Videokonferenz gestalte sich vor allem dann als schwierig, wenn sich die Gruppe noch nicht persönlich kenne. «Man ist gehemmter, einen offenen Austausch per Video zu führen, wenn man die Personen noch nicht kennt.»
Direkter Austausch ist wichtig
«Mit Live-Streams haben wir erste Erfahrungen gesammelt und der Unterricht kann seit diesem Jahr ohne grosse Vorlaufzeit auf Fernunterricht umgestellt werden», so Häfliger weiter.
Sie hätten aber auch eine klare Erkenntnis, dass nicht nur Informationsinhalte wichtig seien, sondern auch die Form der Wissensvermittlung. Bauernfamilien wollten sich austauschen können. Digitale Informationen kämen eher bei einseitiger Informationsvermittlung gut an.