Das vom Bundesrat erlassene Versammlungsverbot hat Auswirkungen auf das Kursprogramm der Landwirtschaftlichen Bildungszentren. Tagungen, Kurse, Flurgänge etc. können derzeit nicht wie geplant durchgeführt werden. Viele Anlässe wurden abgesagt oder in den Herbst verschoben, andere sollen in einem deutlich kleineren Rahmen als üblich stattfinden. Die BauernZeitung hat bei den Landwirtschaftsschulen in der Ostschweiz nachgefragt, wie sie mit der Situation umgehen
Mehrere Veranstaltungen zum gleichen Thema
Beim BBZ Arenenberg im Kanton Thurgau wurden alle Anlässe bis zum 7. Juni abgesagt. Direktor Martin Huber sagt: «Vorausgesetzt, das Versammlungsverbot wird aufgehoben, organisieren wir ab Juni wieder Anlässe. Allerdings mit kleineren Gruppengrössen und deshalb an mehreren Daten oder Orten zum gleichen Thema.» Eine ähnliche Strategie fährt das Landwirtschaftliche Zentrum St. Gallen (LZSG) wie dessen Direktor Markus Hobi mitteilt: «Je nach Lockerung der Einschränkungen wären wir in der Lage, in kleineren Gruppen Feldbesichtigungen unter Einhaltung der notwendigen Distanz zwischen den Kursteilnehmern durchzuführen.»
Ausnahmebewilligung für Sennengrundkurs
Auch am Plantahof in Graubünden sind die Weiterbildungsanlässe auf Eis gelegt. Einzig der Sennengrundkurs darf im Mai unter Einhaltung von strengen Vorsichtsmassnahmen durchgeführt werden. Dies ist allerdings nur dank einer kantonalen Ausnahmebewilligung möglich. «Der Sennengrundkurs ist systemrelevant. Könnten die Sennen nicht ausgebildet werden, würden hohe wirtschaftliche Einbussen auf den Alpen und für die Landwirtschaft anfallen», sagt der für die Weiterbildung zuständige Curdin Giger.
Vertiefte Aufarbeitung der Themen
Der Strickhof im Kanton Zürich hat ebenfalls seine Flurumgänge und Kurse gestrichen oder zum Teil in den Herbst verschoben, wie Martin Bertschi von der Abteilung Pflanzenbau mitteilt. Parallel dazu wurde das digitale Angebot hochgefahren. «Zu gewissen Themen wie beim Pflanzenschutz wurden Whatsapp-Gruppen erstellt, um den fachlichen Austausch aufrechtzuerhalten», sagt Bertschi. Zudem sei man daran, Videosequenzen zu aktuellen Themen und Ausbildungsinhalten zu erstellen und auf den Youtube-Kanälen des Strickhofs publik zu machen.
Landwirte können von zu Hause aus dabei sein
Bei allen Bildungszentren stellt man fest, dass die einzelbetriebliche Beratung weiterhin läuft oder sogar noch stärker gefragt ist als vor der Corona-Krise. Statt direkt vor Ort wird jetzt über E-Mail, Telefon oder Whatsapp mit dem Berater kommuniziert. «Das kann aber die direkten Gespräche mit und zwischen den Landwirten und den ebenfalls wichtigen gesellschaftlichen Teil der Anlässe nicht ersetzen», gibt Markus Hobi vom LZSG zu bedenken.
Sollte man die Flurbegehungen im Juni vor Ort nicht durchführen können, wären «Farminare» für das LZSG eine interessante Alternative, so Hobi. Bei Farminaren – eine Mischung aus dem englischen «Farm», also Bauernhof, und einem «Seminar» – führt ein Fachexperte oder ein Landwirt durch seinen Stall oder über sein Feld. Interessierte können daheim vor dem Computer, Smartphone oder Tablet teilnehmen. Mit Headset besteht auch die Möglichkeit, sich aktiv zu beteiligen und Fragen zu stellen.
Am Plantahof gehören die Online-Angebote in der Grund- und Weiterbildung bereits zum Schulalltag und dies laut Curdin Giger mit Erfolg. Er stellt in Aussicht: «Werden die Corona-Einschränkungen auch nach der sömmerlichen Weiterbildungspause gelten, so werden wir ein geeignetes Online-Angebot für die neue Kurs-saison 2020/ 21 einführen.»
Finanzielle Einbussen durch den Wegfall der Gastronomie
Das Versammlungsverbot hat für die Bildungszentren aber auch finanzielle Einbussen zur Folge: Einerseits durch fehlende Kurseinnahmen, andererseits – und das fällt mehr ins Gewicht – gibt es Ertragsausfälle bei der Gastronomie und Unterkunft. Markus Hobi schätzt, dass dem LZSG in der Gastronomie mehrere zehntausend Franken entgehen.
Bei den Einzelberatungen werden nur geringfügige Einbussen erwartet. Dennoch hoffen alle darauf, dass die Ausfälle wegen nicht durchgeführten und verschobenen Kursen in der zweiten Jahreshälfte wenigstens teilweise noch kompensiert werden können.